6 Fehler in der Promotion
Es gibt auch in der Promotionsphase so etwas wie „typische“ Fehler, die sich negativ auf den Erfolg des Promotionsprozesses auswirken. Hier zeige ich Dir 6 Fehler in der Promotion, die häufig von Promovierenden gemacht werden. Ich stelle Dir dazu auch ein paar einfache Lösungsvorschläge vor.
Du denkst, dass Du Deine Promotion allein schaffst
Dabei ist ein wesentliches Element des Erfolgs beim Schreiben einer Dissertation die Vernetzung. Da spielen sowohl die Möglichkeit des inhaltlichen Austausches als auch die nicht-inhaltliche Vernetzung eine Rolle. Das bedeutet: Du brauchst Leute, mit denen Du Dein Thema bzw. die Aspekte eines Promotionsthemas sprechen kannst. Oft sind das andere Promovierende, die bei dem gleichen Promotionsbetreuenden promovieren wie Du. Oder es sind Promovierende, die Du in Deiner Fachgesellschaft, bei Summer-/Winterschools oder Methodentreffen kennen gelernt hast. Tausche Dich mit ihnen über die Organisation der Arbeit, die Vereinbarkeiten, die Belastungen des Promovierens aus und höre, welche Lösungen sie gefunden haben.
Zum Weiterlesen: Netzwerke in der Wissenschaft und Warum es sich in der Promotion lohnt, auf Gemeinschaft zu setzen
Du nimmst Feedback und Kritik persönlich
Vielleicht kennst Du das auch: Promovierende sind oft auf besondere Weise mit ihrem Thema identifiziert. Das liegt daran, dass die Promotion ein wichtiger Teil des eigenen Lebens ist und es liegt auch häufig an der langen Zeit, die man bereits seit der ersten Promotionsidee mit dem Promotionsthema verbracht hat. Da kann das dann schonmal sein, dass Dich Feedback und Kritik im Promotionskolloquium, im Gespräch mit der Promotionsbetreuung oder in Gesprächen mit anderen Promovierenden, Arbeitsgruppen oder sonstigen Promotions-Veranstaltungen persönlich trifft.
Manchmal bekommst Du unverlangtes Feedback oder die Argumente zu Deiner Dissertation sind unangebracht oder falsch. Manches Promotionskolloquium führt auch dazu, dass die Beteiligten danach erst mal eine Pause oder ein Coaching brauchen.
Mach Dir klar, dass niemand im Rahmen Deiner Promotion Rückmeldungen auf Dich als Person geben kann oder darf. Rückmeldungen auf Deine Dissertation sind keine Rückmeldungen darauf, wie Du als Mensch bist. „Danke, ich denke drüber nach“, ist immer eine gute Reaktion auf Feedback. Entscheide in einem ruhigen Moment, wie Du damit umgehst. Es kann sich im nachhinein sogar als sinnvoll erweisen, alle Rückmeldungen in Stichworten zu sammeln, denn spätestens bei der Disputation können sie eine gute Vorbereitung auf Fragen in der Promotionsprüfung bieten.
Besonders das Feedback von Reviewern kann mit Kränkungen einhergehen. Vernetze Dich mit anderen und spricht drüber: Hol Dir Hilfe von Experten und Expertinnen zum Beispiel der Promotionsbetreuung.
Hier übrigens eine Gute Webseite zu den Rückmeldungen von Reviewern.
Du denkst, dass Deine Dissertation perfekt sein kann
Ja, im Prinzip hast Du Recht. Deine Dissertation soll schon richtig gut sein. Aber verabschiede Dich von dem Gedanken, dass es eine perfekte Dissertation gibt.
Auch bei ausgezeichneten Dissertationen, die mit summa cum laude bewertet werden, kennen die Verfasser*innen, die Schwachstellen der Dissertation. Egal wie gut Deine Dissertation ist, sie bietet immer Möglichkeiten der Kritik und der Verbesserung. Das ist gut so, denn die Entwicklung der Wissenschaft erfolgt immer über einen Austausch von Argumenten. Und da gehört Kritik einfach dazu. Eine Dissertation soll kein Lebenswerk sein und sie muss keinen Nobelpreis verdienen.
Das ausschlaggebende Kriterium einer erfolgreichen Dissertation ist letztendlich, dass sie fertig ist! Besprich die Inhalte Deiner Dissertation mit Deiner Promotionsbetreuung, auch mit der Zweitbetreuung. Lies auch andere Dissertationen um Dich zu orientieren. Hier noch ein Blogbeitrag zum Fertigwerden und zum Einreichen.
Du zögerst zu lange, wenn es ein Problem gibt
Die Promotionsphase ist durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Mal läuft es gut, Du weißt wie es weitergeht und Du hast das Gefühl des Vorankommens. Und dann kommt da wieder die Zeit, in der es nicht läuft, in der Du nicht weißt, was als nächstes kommt und ob es je wieder einen Ausweg aus dem Chaos gibt. Soweit alles normal!
Um Hilfe bitten und handeln solltest Du dann, wenn Du das Gefühl hast in einer größeren Krise zu stecken. Und wenn Du merkst, dass sich Dein Problem über einen längeren Zeitraum hinzieht. Werde schnell aktiv – alles andere verlängert deine Promotionsphase übermäßig! Helfen kann ein Gespräch mit der Promotionsbetreuung oder deren wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Hilfreich auch ein Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen oder mit anderen Promovierenden. Es kann, je nach Situation, auch hilfreich sein, ein Coaching durch eine externe Person anzufragen.
Prüfe darum für Dich, ob Du ein Problem hast, dass Du selber lösen kannst oder ob es Sinn macht, aktiv um Hilfe zu bitten – warte nicht so lange – damit Du zügig ins Handeln und zu Deinem Doktortitel kommst. Mit Selbstvertrauen promovieren.
Du hast nur einen einzigen Zeitplan
Die Zeitplanung in der Promotion ist eine wichtige Sache, doch die meisten Zeitpläne überholen sich recht schnell selbst.
Ein überholter, „nicht-eingehaltener“ Zeitplan ist für viele Promovierende auch der größte Hemmschuh im Promotionsprozess. „Eigentlich müsste ich schon viel weiter sein“, ist der Satz, den ich im Promotionscoaching immer wieder höre. Es scheint, dass es nahezu unmöglich ist, den Zeitplan beim Promovieren einzuhalten. Das liegt möglicherweise an zu knapper Zeitplanung (meistens dauern die Arbeitsschritte doch etwas länger als gedacht) und daran, dass viele Anforderungen im Forschungsprozess nicht vorhersehbar sind. Außerdem verfügen die meisten Promovierende über wenig Erfahrung bzw. Routine in der Promotionszeitplanung, da die Promotion das erste, eigene Forschungsprojekt ist.
Die Lösung für ein gutes Zeitmanagement sind mehrere Zeitpläne. Möglich wären ein Jahresplan, ein Monatsplan, ein Wochenplan und der Schreib-Zeit-Plan. Ganz schön viele Pläne, z.B. auch der Herz ist Trumpf-Wochenplan! Allerdings erleichtern mehrere Pläne Dein Vorankommen und vor allem die Übersicht über das, was zu tun ist. So hast du nicht ständig das Gefühl, deiner Zeit hinterher zu laufen. Blogbeitrag Zeitplanung Promotion.
Du fängst immer wieder neu an
Fehlende Routinen verzögern jede Promotion und führen dazu, dass die Lust verloren geht. Manchmal ist es auch schwierig, Routinen zu entwickeln, da die Zeit auf viele Anforderungen, wie Erwerbsarbeit, Weiterbildung, Familienarbeit, Publikationsleistung, Lehrtätigkeiten und die Forschungsaufgaben verteilt werden muss.
Dennoch können auch bei diversen Anforderungen Routinen entwickelt werden, die die Arbeitszeit verkürzen. Beispielsweise erleichtern Routinen der Schreibvorbereitung und zu Beginn des Schreibens das Anfangen und Reinkommen. Feste Promotionstage, besser sogar feste tägliche Promotionseinheiten, lassen Dich schnell vorankommen.
Routinen sind übrigens auch ein Bestandteil des Kurses „Projekt-Promotion“