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Warum Promovieren nicht so schnell geht, wie du denkst: Eigentlich sollte ich längst fertig sein. Oder: Eigentlich müsste ich schon viel weiter sein. Das ist ein Gedanke oder Satz, den Promovierende immer wieder denken und aussprechen.

Dabei gehen sie häufig von einer unrealistisch geplanten Promotionsdauer aus. Grund dafür ist die Vorstellung, dass eine Promotion drei Jahre dauert. Es ist jedoch anzunehmen, dass eine Promotion deutlich länger als 3 Jahre dauert (Buwin 2017/Buwin 2021).

Warum eine Promotion Zeit braucht

Die Promotionsdauer hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Fach, von der Qualität der Promotionsbetreuung, von der finanziellen Absicherung, von den Aufgaben rund um die Promotion wie Erwerbsarbeit und/oder Familienarbeit.

Warum eine Promotion Zeit braucht

Warum aber denken viele Promovierende, dass sie viel schneller sein sollten, als sie es tatsächlich sind?

  • Falsche Vorstellungen von außen
  • Finanzielle Aspekte und finanzielle Rahmenbedingungen
  • Die Unberechenbarkeit der Forschung
  • Vergleich mit anderen
  • Hohe Erwartungen an sich selbst

Das Vorankommen in der Promotionsphase hängt wesentlich von den Rahmenbedingungen wie der Finanzierung, aber auch der Berechenbarkeit bzw. Unberechenbarkeit der Forschung ab. Aber nicht nur der Druck der äußeren Bedingungen, sondern auch die eigenen Vorstellungen, wie eine Promotion zu sein hat, und der Erwartungsdruck anderer sowie der Wunsch, perfekt zu sein und möglichst allen Anforderungen gerecht zu werden, führen zu Zeitdruck in der Promotionsphase.

Hier zum Blogbeitrag: Zeitmanagement in der Promotion.

 

Falsche Vorstellungen von außen

Zum einen ist die Vorstellung, dass eine Promotion in drei Jahren abgeschlossen sein sollte, oft historisch und institutionell bedingt. Promotionen dauerten oft länger und es gab selten formalisierte Strukturen oder Zeitvorgaben. Seit Ende der 1980er-Jahre wurden jedoch vielerorts Programme zur Verkürzung der Promotionsdauer eingeführt. Dies geschah aus verschiedenen Gründen, wie z. B. der finanziellen Entlastung der Hochschulen und der Effizienzsteigerung in der Forschung.

Auch die Qualifizierungsstellen an den Hochschulen sind nicht unbedingt auf eine realistische Promotionsdauer ausgerichtet. So kann der Eindruck entstehen, dass eine Promotion weniger lang dauert, als sie tatsächlich ist.

Die Erwartungen an die Promovierenden durch Familie und Freund*innen entstehen durch das Unverständnis über die Komplexität und den Zeitaufwand einer Promotion. Viele haben etwa die Vorstellung, dass eine Promotion eine etwas umfangreichere Masterarbeit ist.

Ferner können falsche Vorstellungen von außen auch zu Stress und Spannungen in persönlichen Beziehungen führen. Manche Promovierende entwickeln Schuldgefühle, Scham oder fühlen sich auf andere Weise unzulänglich. Und das Gefühl, nicht richtig und nicht im Plan zu sein, mindert die Motivation, die Promovierende für ihre Arbeit benötigen.

Finanzielle Aspekte und finanzielle Rahmenbedingungen

Die finanzielle Dimension der Promotion ist ein weiterer wichtiger Faktor, der dazu führt, dass Promovierende die Promotionsdauer verkürzen wollen und zunehmend in Zeitnot geraten.

Die Laufzeit von Stipendien kann ein Grund dafür sein, dass Promovierende von einer durchschnittlichen Promotionsdauer von drei Jahren ausgehen. Möglicherweise ändert sich dies nun mit der Erhöhung der Förderhöchstdauer auf vier Jahre ab Herbst 2023. Bisher dürften nur wenige Promovierende ihre Promotion innerhalb der Förderhöchstdauer von drei Jahren abgeschlossen haben.

Auch die berufsbegleitende Promotion wird von vielen Promovierenden nicht ausreichend berücksichtigt. Promovierende, die berufsbegleitend promovieren, haben faktisch zwei Jobs und müssen ihr Leben grundsätzlich zwischen den Anforderungen beider „Jobs“ aufteilen. Dies ist über einen längeren Zeitraum kaum möglich. Auch wenn die Promovierenden nicht Vollzeit, sondern Teilzeit arbeiten, kalkulieren sie ihre Energieressourcen zwischen Erwerbsarbeit und Promotion oft nicht richtig ein, sodass sie häufig mit einem Defizit zu kämpfen haben.

Die Unberechenbarkeit der Forschung

Die Ungewissheit über den Fortschritt ist ein weiterer wichtiger Faktor, der dazu führt, dass sich Doktorandinnen und Doktoranden gestresst und unter Druck gesetzt fühlen. Der Promotionsprozess ist häufig von unvorhersehbaren Herausforderungen geprägt, und es fällt den Promovierenden oft schwer, den Zeitbedarf für bestimmte Aufgaben realistisch einzuschätzen.

Komplexität: Forschung, auch in der Promotionsphase, kann sehr komplex sein und unvorhersehbare Wendungen nehmen. Neue Erkenntnisse können zusätzliche Fragen aufwerfen, die untersucht werden müssen. Experimente können fehlschlagen und Daten unerwartete Probleme aufzeigen. Dies kann dazu führen, dass Promovierende mehr Zeit benötigen, um Lösungen zu finden und ihre Forschung voranzutreiben. Diese Zeit ist selten im Voraus eingeplant.

Fehleinschätzungen: Möglicherweise neigen Promovierende häufig dazu, den Zeitbedarf für bestimmte Aufgaben zu unterschätzen. Dies kann dazu führen, dass sie unrealistische Zeitpläne aufstellen und dann frustriert sind, wenn sie diese nicht einhalten können. Es ist schwer vorherzusagen, wie viel Zeit eine Recherche, eine Datensammlung, eine Analyse und vor allem das Schreiben tatsächlich in Anspruch nehmen wird. Hinzu kommen die Tücken der Technik, z. B. der Literaturverwaltung, der Textverarbeitung, des Druckers und anderer Hilfsmittel.

Perfektionismus: Viele Promovierende haben hohe Ansprüche an die Qualität ihrer Arbeit und streben nach Perfektion. Dies kann dazu führen, dass sie zu viel Zeit mit der Optimierung von Details verbringen und sich zu sehr in Details verlieren. Während Perfektionismus ein wichtiger Antrieb für exzellente Forschung sein kann, kann er auch dazu führen, dass die Promotion länger dauert als geplant.

Externe Faktoren: Promovierende haben oft keine Kontrolle über externe Faktoren, die ihren Fortschritt beeinflussen können. Dies können bürokratische Hürden, Verzögerungen bei der Beschaffung von Ressourcen oder unvorhersehbare Lebensereignisse sein. Solche Ereignisse können den Zeitplan erheblich beeinträchtigen und zur Frustration führen.

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Vergleich mit anderen

Der Vergleich mit anderen Promovierenden ist ein weitverbreitetes Phänomen, das sich häufig negativ auf das Selbstwertgefühl und die Motivation auswirken kann. Der Drang, sich mit Kollegen zu vergleichen, die scheinbar schneller vorankommen oder bereits Meilensteine in ihrer Promotion erreicht haben, kann zu erheblichem Stress führen.

Wer sich ständig mit anderen vergleicht, fühlt sich schnell minderwertig oder unsicher. Dann verlangsamt sich der eigene Fortschritt im Vergleich zu anderen und Selbstzweifeln sind Tür und Tor geöffnet. Das kostet letztlich Zeit.

Ständige Vergleiche können auch zu Motivationsverlusten führen, da Promovierende das Gefühl bekommen können, dass ihre Anstrengungen ohnehin nicht ausreichen, um mit ihren Kolleginnen und Kollegen Schritt zu halten. Dies kann zu einer Abnahme der Arbeitsmotivation führen und den Fortschritt der Promotion behindern.

Der Vergleich mit anderen kann auch zu unrealistischen Erwartungen führen. Jeder Promotionsprozess ist einzigartig und der Fortschritt hängt letztlich von individuellen Faktoren ab. Das Festhalten an unrealistischen Zeitplänen oder Zielen, die auf den Erfahrungen anderer basieren, führt häufig zu Enttäuschungen.

Die hohen Erwartungen, die Doktorandinnen und Doktoranden an sich selbst stellen, sind ein entscheidender Aspekt, der den Druck während der Promotion erhöhen kann. Promovierende sind oft sehr ehrgeizig und streben nach herausragender Forschung, die einen bedeutenden Beitrag zur Wissenschaft leistet. Dieser Ehrgeiz und das Streben nach Exzellenz können jedoch auch zu erheblichem Stress und Druck führen.

Blogbeitrag: Umgang mit Krisen in der Promotion

Die Sache mit den Vorbildern

Promovierende haben nicht selten Vorbilder in ihrem Fachgebiet oder in der akademischen Welt, deren Leistungen sie bewundern. Dies kann dazu führen, dass sie sich mit diesen Vorbildern vergleichen und das Gefühl haben, in deren Fußstapfen treten zu wollen oder zu müssen.

Dazu kommt, dass auch Promotionsbetreuende wenig über Konventionen und über Lösungen sprechen. E-Mails abends um 23:00 Uhr oder am Wochenende können schon mal dazu führen, dass Promovierende lange und entgrenzte Arbeitszeiten für erstrebenswert halten und nachahmen – dann auch auf Kosten der eigenen psychischen und physischen Gesundheit.

Es ist nichts Falsches daran, hohe Ziele und Ambitionen zu haben, denn sie können eine treibende Kraft für herausragende Leistungen sein. Es ist jedoch auch wichtig, realistische Erwartungen an den Promotionsprozess zu haben und sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

Das kannst Du tun:

 Bewusstsein schaffen

Es ist wichtig, dass sowohl die Promovierenden selbst als auch das akademische Umfeld und die Gesellschaft als Ganzes erkennen, dass die Dauer einer Promotion stark von verschiedenen Faktoren abhängt und nicht pauschal auf drei Jahre reduziert werden kann. Verständnis, Geduld und Unterstützung für Promovierende sind entscheidend, um ihre psychische Gesundheit zu erhalten und qualitativ hochwertige Forschung zu gewährleisten. Es ist an der Zeit, die starren Vorstellungen von Promotionszeiten aufzubrechen und die Vielfalt der Wege zur Promotion anzuerkennen.
Es ist auch wichtig zu betonen, dass der finanzielle Druck, die Promotion schnell abzuschließen, erheblichen Stress verursachen kann.

Forschungstagebuch/Promotionstagebuch:

Reflektiere Deine eigenen Ziele, Interessen und Fortschritte in Deiner Promotion. Was ist Dir persönlich wichtig? Schreibe Deine Erfolge auf und halte Deine Fortschritte fest, auch die kleinen Schritte. Und versuche, Deine eigenen Maßstäbe zu setzen und Dich weniger auf andere zu konzentrieren.

Regelmäßige Supervisionsgespräche:

Sprich regelmäßig mit Deiner Betreuungsperson. In vielen Coachings und Gesprächen mit Promovierenden hat sich gezeigt, dass es hilfreich sein kann, konkret zu formulieren, was Dir weiterhilft. Sprich auch über Deine Sorgen und Herausforderungen. Bitte um Einblicke und Unterstützung, um Deine Promotion in Deinem eigenen Tempo voranzutreiben.

Vergleiche Dich nur mit Dir selbst:

Vergleiche nicht mit anderen. Reduziere die Zeit, die Du in sozialen Netzwerken oder auf (toxischen) akademischen Veranstaltungen verbringst. Verfolge weniger den Fortschritt anderer, sondern verfolge Deinen eigenen Fortschritt. Konzentriere Dich auf Deine eigenen Ziele und Fortschritte. Tausche Dich mit Gleichgesinnten aus – aber nur, wenn es Dich weiterbringt und ermutigt.

Achte auf Dich selbst:

Achte auf Deine geistige und emotionale Gesundheit. Stress und negative Gefühle können den Fortschritt Deiner Promotion behindern. Sorge für ausreichende Erholung und nimm bei Bedarf professionelle Unterstützung in Anspruch, z. B. ein Promotionscoaching.

Hier zum Blogbeitrag: Zeitmanagement in der Promotion.

Fokus Promotion ist ein Community-Angebot für Promovierende mit Workshops, Schreibraum, gemeinsamen Schreibtagen und Promotionscoaching. Nicht mehr alleine promovieren, lass Prokrastination und Selbstzweifel los und komm in den Flow!

Fokus-Promotion: Workshops, Schreibcoaching, Promotionscoaching und Community für den Erfolg Deiner Promotion

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