Seite wählen
Promovieren_Krise

Das Leben findet auch während der Promotion statt und so ist nicht ausgeschlossen, dass Krisen der Welt auch die Arbeit an der Dissertation beeinflussen und sogar maßgeblich erschweren.

Promovieren in Krisenzeiten

In diesem Blogbeitrag möchte ich ein paar Ideen teilen, wie Du individuell mit diesen Krisen umgehen kannst.

Arbeitsfähigkeit und Motivation sinken in schwierigen Zeiten, die äußeren Bedingungen machen das Promovieren manchmal sogar fast unmöglich. Krankheiten, Krisen in der Familie, der Tod von Angehörigen treffen Promovierende, ebenso die lang andauernde Corona-Zeit, die Auswirkungen der Klimakrise und jetzt auch der Krieg in Europa, der weniger weit weg ist als alle anderen Kriege.

Von manchen Krisen sind nur wenige Promovierende betroffen, andere Krisen betreffen alle, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Auch wenn Promovierende unterschiedlichen mit den jeweiligen Krisen umgehen, sie ihre Promotion unterbrechen oder langsamer vorankommen – irgendwie werden die meisten ihre Promotion dann doch beenden.

In diesem Blogbeitrag möchte ich ein paar Ideen teilen, wie Du individuell auf Krisen reagieren kannst und an Deiner Dissertation weiterarbeiten kannst.

Hatte übrigens ganz am Anfang meiner Podcasterei schon mal eine Episode zum Thema gemacht:

Akzeptiere, dass die Krise da ist

So zu tun als wäre nichts, ist erst einmal verlockend. Verdrängung geht allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt und ist in Einzelfällen auch eine gute Strategie. Allerdings funktioniert sie nicht langfristig. Nimm wahr, dass es so ist wie es ist und auch, dass Du vielleicht nichts oder nicht viel tun kannst.

Krise und Promotion: Versuch, Deine kreisenden Gedanken abzustellen, auch indem Du an Deiner Promotion arbeitest. Das ist sicher schwierig in akuten Phasen, in denen Du Angst hast oder über Krisen nachdenkst. Akzeptiere auch, dass Du Dich für die Promotion entschieden hast und diese jetzt dran ist.

Nimm Dir Zeit bzw. gibt Dir Zeit

Die meisten Krisen brauchen ihre Zeit, bis Du sie verstehst und nach und nach überwindest. Akzeptiere, dass es in Krisenzeiten etwas langsamer geht und dass sich es vielleicht nie wieder so anfühlt wie vorher. Du bist eine andere Person geworden. Das braucht Zeit, die Du Dir irgendwie nehmen musst.

Krise und Promotion: Für Deine Dissertation kann das bedeuten, dass Du Phasen des Schreibens und Phasen des Arbeitens an Deiner Dissertation in Deinen Alltag integrierst. Gib auch diesem Teil Deines Lebens wieder Zeit. Du kannst dies zunächst zu einer bestimmten Stunde des Tages tun, vielleicht sogar erst 10 Minuten lang und das dann langsam steigern. Vereinbare mit Dir selbst, dass Du in dieser Zeit über Deine Promotion nachdenkst und alle anderen Gedanken ausblenden darfst.

Reglementiere Deinen Medienkonsum

Informiere Dich gut, aber nicht andauernd. Versuche, nicht alle Kanäle ständig offen zu halten. Informiere Dich gezielt und auf den richtigen Kanälen. Beschränke Deinen Medienkonsum auf bestimmte Medien und auf bestimmte Zeiten. Insbesondere das sogenannte Doomscrolling, bei dem Du ein Video nach dem anderen schaust und eine Nachricht nach der anderen liest, hilft Dir nicht weiter. Leg bestimmte Zeiten fest, an denen Du Dich informierst. Und teile keine destruktiven Nachrichten. Einerseits ist nicht gesagt, dass die Quellen richtig sind und andererseits machst Du es dadurch nicht besser.

Krise und Promotion: Erzähle anderen, z. B. Familie, Freund*innen und Mit-Promovierenden, dass Du an Deiner Dissertation gearbeitet hast. Das muss nicht unbedingt auf den sozialen Medien sein. Du kannst auch mit anderen Promovierenden verabreden, dass ihr jeden Tag die geschriebenen Wörter oder die in die Promotion investierten Stunden oder Minuten kommuniziert. Das darf ruhig eine kleine Challenge sein.

 Anderen helfen

Überlege was Du tun kannst, um zu helfen. Gibt es eine Gelegenheit, sich zu engagieren? Gibt es eine Organisation, an der Du Dich beteiligen kannst? Kannst Du die Situation für andere politisch, kulturell, sozial einschätzen, weil Du etwa aus Deiner Forschung etwas beitragen kannst? Kannst Du Spenden sammeln oder gar selbst spenden? Kannst Du Dich an Demonstrationen beteiligen, Dich solidarisieren und zeigen, dass das was passiert, nicht in Deinem Sinne ist. Versuche, eine kleine Sache zu finden die Du tun kannst.

Krise und Promotion: Vielleicht findest Du eine Möglichkeit Dich zu engagieren, die etwas mit Deiner Forschung zu tun hat. Vielleicht gibt es eine Organisation im kulturwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen, gesundheitlichen, oder sozialpolitischen Bereich, bei der Du unterstützend wirken kannst. Wenn Du über Dein Promotionsthema nachdenkst, findest Du vielleicht Querverbindungen und kannst solidarich sein.

Ich habe beispielsweise über Frauen in Männerberufen promoviert und ich bin mir sicher, dass ich zu diesen Thema ein Engagement finden würde. Vielleicht könnte ich sogar nicht nur ganz praktisch helfen, sondern auch bei der Öffentlichkeitsarbeit in einer Organisation mitarbeiten, könnte Spenden sammeln oder meine Unterstützung bei der Betreuung der Social Media Kanäle anbieten.

Verbinde Dich mit Deinem Körper

Das hört sich zunächst vielleicht merkwürdig an, aber Achtsamkeitsübungen, die Dich dabei unterstützen im Hier und Jetzt zu sein, bringen Dich vielleicht aus Angstgefühlen, Wut und Verzweiflung heraus. Nicht, dass Du diese Gefühle nicht fühlen sollst, sie sind wichtig und nicht schlecht, aber Du sollst sie nicht die ganze Zeit mit Dir herumtragen. Sie nutzen nämlich keinem weder Dir noch anderen. Atme, stell ich ans Fenster, stell Dich in die Sonne und nimm Deine Umgebung mit allen Sinnen wahr. Was hörst Du? Was riechst Du und wie fühlt sich Dein Körper an, wenn der Sauerstoff alle Zellen erreicht?

Was Dich aus der Erstarrung bringt ist auch körperliche Bewegung. Sport ist beispielsweise eine gute Möglichkeit, den Kopf freizubekommen und ins Tun zu gehen.

Krise und Promotion: Für Deine Dissertation kann es bedeuten, dass Du körperliche Bewegung dazu nutzen kannst, um über Deine Dissertation nachzudenken. Du kannst während des Joggens oder während des Schwimmens über eine bestimmte Herausforderung nachdenken, in Gedanken Deinen nächsten Vortrag konzipieren oder das Promotionskolloquium vorbereiten. Viele Promovierende finden körperliche Bewegung entspannend und inspirierend für ihre Promotion.

Geh in Kontakt

Triff Dich mit anderen zum Spazierengehen oder zum Kaffee trinken. Du kannst Dich auch virtuell mit anderen treffen. Ihr könnt Euch austauschen und Probleme teilen. Achte darauf, dass Du Dich vor allem mit Leuten triffst, die Dich nicht herunterziehen. Sprich mit anderen über Deine Sorgen, vielleicht könnt ihr sogar gemeinsam überlegen, was ihr tun könnt.

Krise und Promotion: Für Deine Dissertation kann es bedeuten, dass Du verstärkt mit Menschen in Kontakt gehst die ebenfalls promovieren. Vereinbart Gespräche über Eure Promotionen, stellt Euch gegenseitig Eure Themen vor und beauftragt Euch gegenseitig mit Feedback. Verabredet Zeiten, an denen ihr nur über Eure Promotion sprecht. Und verabredet Zeiten, in denen ihr Euch darüber austauscht, wie ihr mit Krisen umgeht.

Such Dir Hilfe

Manchmal kann es hilfreich sein, mit Experten und Expertinnen für Krisen zu sprechen. Ob es Psychologen oder Psychologinnen sind oder ein Coach müsstest Du für Dich herausfinden. Wichtig ist, dass Dich auch diese Gespräche voranbringen und Dir aufzeigen, was Du tun kannst. Du kannst sogar die Telefonseelsorge anrufen und auch auf Twitter oder Instagram haben Menschen angeboten, für Gespräche zur Verfügung zu stehen.

Krise und Promotion: Arbeite eine begrenzte Zeit an Deiner Dissertation: Versuche der Inseln zu schaffen, in denen Du an Deiner Dissertation arbeitest

Die gute Nachricht

Menschen sind anpassungsfähig und können uns auch an Krisen anpassen. Die Coronakrise ist für viele, obwohl die Zahlen so hoch sind wie nie, in ihrer Bedrohung heruntergegangen. Ich bemerke, dass viele Leute viel weniger Angst haben, obwohl sie rein logisch nach Zahlen eine Heidenangst haben sollten. Das Gehirn hat sich an die Angst angepasst. Mir ist klar, dass das nicht unbedingt eine gute Nachricht ist, weil die Situation ja keine andere ist, aber ich bekomme die Gewissheit, dass ich mit der Situation anders umgehen kann und diese bewältigen werde. Und dass sich langfristig eine andere sein werde, die sich auch an neue Veränderungen anpasst und die trotzdem hofft, dass irgendwie alles wieder gut wird, obwohl sie weiß, dass es nicht so ist.

Ich wünsche Dir, dass Du mit den herausfordernden Situationen, nennen wir sie Krisen umgehen kannst und dass Du Hilfe und Unterstützung findest. Komm gerne auch in unsere Community, beispielsweise ins Mitgliedsprogramm Fokus-Promotion.

Hatte übrigens ganz am Anfang meiner Podcasterei schon mal eine Episode zum Thema gemacht:

Podcast auf Spotify anhören
Auf Apple Podcast anhoeren
Coachingzonen_Google_Podcast