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Schreibtipps für die Promotion

Warum nicht mal über Schreibstrategien für die Dissertation nachdenken? Strategisches Schreiben ist ein wichtiger Aspekt im Studium und vor allen Dingen in der Promotion.

In Blogbeitrag (Podcast, Video) möchte ich Dir die Bedeutung von Strategien während des Schreibens der Dissertation erörtern und ein paar Lösungen für Herausforderungen des Schreibens in der Promotionsphase zeigen.

Die Schreibphasen einer Doktorarbeit

IIn den differenten Phasen der Promotion gibt es unterschiedliche Schreibphasen. Ich habe die Phasen in Beginn, die Mitte und die Abschlussphase der Promotion eingeteilt.

Schreiben am Anfang

Am Anfang der Promotion geht es oftmals um das Auswählen und das Strukturieren der Inhalte. Oft geht es noch nicht um Text, sondern darum, den Fokus zu setzen und Entscheidungen über Inhalte zu treffen. In dieser Phase ist es hilfreich, die Ideen nicht nur zu notieren, sondern auch zu visualisieren. Hier hilft es, eine Mindmap oder ein Conceptmap zu erstellen und dieses mit der Promotionsbetreuung oder anderen Expert:innen für das Thema zu besprechen. Danach kann noch mal für jedes Unterthema eine Visualisierung gestellt werden. Anhand der Bilder oder vielmehr des aufgezeichneten Denkpfads kann dann der Text entstehen. Es geht in der Anfangsphase nicht um ein entweder visualisieren oder schreiben, beides ist gleichermaßen wichtig. Die Visualisierung hilft dabei, die Struktur der Arbeit zu entscheiden und im anderen Fall zu erkennen. In dieser Phase ist häufig das Feedback auf den Text weniger wichtig als das Feedback auf die Struktur..

Schreiben in der Mitte

In der Mitte des Schreibprozesses der Promotion geht es häufig darum, gezielt passende Schreibstrategien zu nutzen. Dabei geht es um Drauflos-Schreibstrategien genauso wie darum, Textteile zu schreiben, Versionen zu schreiben oder zu planen. Schreibstrategien sind im Übrigen wichtig, wenn es in der Schreibphase nicht mehr vorangeht. Erst dann macht es Sinn, über einen gezielten Strategiewechsel nachzudenken. Ein Schreib-Ziel-Plan ist ein gutes Tool, nicht nur den Text zu planen, sondern auch den Sinn und die Funktion von Absätzen oder ganzen Kapiteln für die gesamte Dissertation zu bestimmen. Hat das Kapitel, Unterkapitel, der Absatz eine Funktion oder kann er weg?

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Schreiben zum Ende hin

Am Ende Promotionsprozesses ist der „rote Faden“ häufig das Thema des Schreibprozesses, denn dann geht es darum, eine einheitliche Struktur in den Text zu bekommen oder vielmehr die gewählten Strukturen sichtbar zu machen. Zum Ende der Promotion hin ist eine gewisse Routine im Schreibprozess entstanden. Auch wenn nicht immer alles leicht von der Hand geht, ist schon klar, wie das Schreiben funktioniert. Zum Ende hinmüssen die Textteile, die im Laufe der letzten Jahre beschrieben wurden, nur irgendwann gut verbunden werden. In der Praxis erlebe ich häufig, dass da das Thema noch mal die Struktur der Arbeit ist. Allerdings geht es dann nicht mehr darum, auf einem leeren Blatt die Struktur zu planen, sondern die vorhandenen Textteile anzuordnen, sondern diese mit dem anfangs gesetzten und/oder dem ggf. veränderten Ziel der Arbeit abzugleichen.

Sinnvoll sind hier Templates oder vielmehr Metatexte, also Texte über den Text, die man sich vorher gemacht hat. Für das Kapitel Einleitung könnte das so aussehen:

  1. Verortung des Themas im Forschungsbereich und Teildisziplin
  2. Kontext und Hintergrundinformationen, thematische Abgrenzungen
  3. Fokus der Forschung und aktuelle Situation
  4. Beitrag, den die eigene Forschung für das Forschungsfeld leistet
  5. Forschungslücke, Begründungen
  6. Spezifische Probleme, die durch die Forschung gelöst wurden
  7. Überblick über Arbeitsschritte/ geleistete Arbeit
  8. Ergebnisse und Erträge geleisteter Forschung
  9. Erreichte Ziele der eigenen Forschung
  10. Perspektiven zukünftiger Forschung

Schreibherausforderungen in der Promotionsphase

Neben den strategischen Überlegungen, die Dissertationen in verschiedene Phasen und Techniken einzuteilen, gibt es noch andere Schreib-Herausforderungen in der Promotionsphase.

Fehlende Konzentration,/ Ablenkung,/Prokrastination,/Aufschieberitis

Prokrastination hat immer eine Ursache. Darüber habe ich bereits in einem anderen Blogbeitrag geschrieben. Darum ist es wichtig, die Ursache herauszufinden und sozusagen an der Wurzel des der Prokrastination zu arbeiten, besonders dann, wenn Du schon viel unternommen hast und es trotzdem nicht besser wird.

Ansonsten können feste Schreibzeiten und eine gute Arbeitsorganisation hilfreich sein.

Äußere Bedingungen

Oft müssen Promovierende sich an die Bedingungen des Promovierens anpassen. Das kann mehr oder weniger Erwerbsarbeit sein, eine unsichere Finanzierung, promovieren mit Kindern, promovieren mit Behinderung und mit psychischen Krankheiten und häufig auch mit fehlender Unterstützung durch Promotionsbetreuung oder Hochschule.

Oft sind die Bedingungen nicht oder nur unwesentlich zu ändern. Hier hilft es, den Schreibprozess den Bedingungen anzupassen. Das bedeutet auch, Möglichkeiten zu finden, nur kurze Zeiträume nutzen zu können. Das geht mit entsprechendem Promotionsmanagement wie beispielsweise eine To-do-Liste für kurze, mittlere und längere Schreibzeiten. Das bedeutet, Aufgaben in kleine und große Aufgaben einzuteilen. Ebenfalls hilfreich in dieser Situation ist es auch, nicht alleine zu promovieren, also sich Unterstützung beispielsweise in Form einer Schreibgruppe zu sichern.

Fehlende Arbeitsorganisation

Die hilfreiche Organisation der Arbeit in der Promotionsphase ist das A und O. Daher gilt es, sich selbst zu beobachten und zu ergründen, was gut funktioniert. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, dass „Anfangen“ leicht zu machen, indem man eine Schreibliste in Form einer Art Bearbeitungstabelle führt. Auf die Ordnung des Schreibplatzes, das Arbeiten mit Checklisten und Kommentaren im Text kann das Schreiben erleichtern. Hilft es beispielsweise, mit anderen Promovierenden zu sprechen,  um etwas über deren Arbeitsorganisation zu erfahren. Ziel ist es nicht, es genauso zu machen wie andere, sondern den eigenen Arbeitsstil zu finden und den durchzuziehen.

Perfektion und Selbstzweifel

Der Wunsch nach Perfektion und den Hang zu Selbstzweifeln ist wohl allen Promovierenden in die Wiege gelegt. Das liegt womöglich daran, dass es schwierig ist, im laufenden Schreibprozess aus der Nähe Erfolge sehen zu können. Ganz besonders schwierig ist das Schreiben für promovierende „Bildungsaufsteiger:innen“, die ihre Erfolge gerne auch mal als Glück oder Zufall betrachten.

Hier ist es wichtig, Schreiben als Prozess zu begreifen und sich diesen Prozess immer vor Augen zu führen. Hilfreich könnte es sein, mit anderen Personen zu sprechen, die bereits eine Dissertation geschrieben haben und bereit sind, diesen Schreibprozess offen und ehrlich zu reflektieren. So fällt dann schnell auf, dass Zweifel normal und scheinbar nicht zu vermeiden sind. Hier ist es hilfreich, sich konstruktives und wertschätzendes Feedback zu holen und Verbündete zu finden.

Alles in allem ist Schreiben in der Promotionsphase eine recht fragile Angelegenheit, die sehr schnell am eigenen Selbstbewusstsein kratzt. Es gibt einige Techniken und Strategien, mit denen das Verfassen einer Dissertation leichter geht.

In unserem Onlinekurs „Projekt Promotion“ gibt es Hilfe auch bei schwierigen Schreibprozessen.

 

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