Selbstmarketing und Wissenschaft: Brauche ich das oder kann das weg?
Selbstmarketing ganz allgemein heißt„Werbung für sich selber machen“. Für Wissenschaftler/innen heißt das, ihre eigene Forschung bekanntzumachen und sich selbst mit dieser eigenen Forschung in Verbindung zu bringen. Kurz gesagt: Es soll bekannt sein, dass es die eigene Forschung, also das eigene Promotionsprojekt gibt und wen man damit in Verbindung bringen kann.
Um das eigene Promotionsprojekt bekanntzumachen ist es unbedingt notwendig, die wissenschaftliche Relevanz der eigenen Forschung in Kürze auf den Punkt bringen zu können. Neben der wissenschaftlichen Relevanz sollte begründet werden können, warum der Forscher oder die Forscherin genau die richtige Person ist, gerade diese Forschung zu machen.
Promovierende sind Nachwuchs-Wissenschaftler/innen, die bisher noch wenig bekannt sind. Sie können daran arbeiten, bekannt zu werden. So lässt sich später der Übergang in die Berufstätigkeit als Wissenschaftler/in leichter gestalten und Anschlussprojekte finden.
„Elevator-Pitch“ zum eigenen Promotionsprojekt: „Elevator-Pitch“ wird eine Präsentation genannt, die lediglich so lange dauert, wie man in einem Aufzug fährt. Schaffst Du es, in 3 Minuten Dein Promotionsprojekt vorzustellen?
Was ist besonders an Deinem Projekt?
Wer profitiert von Deinem Projekt (Zielgruppe)?
Wie bringt Dein Projekt die Wissenschaft voran?
Schaffst Du es, diese Fragen so zu beantworten, dass die Antwort 3 Minuten dauert?
Mache Dir vorher eine (schriftliche) Skizze – dann geht es leichter.
Warum sollte ich mich selbst vermarkten?
Für eine wissenschaftliche Karriere und den Erfolg der eigenen Forschung, ist Reputation in der Wissenschaft wichtig. Wer in der Wissenschaft als Forscher/in wahrgenommen wird, erhält mehr Möglichkeiten, Vorträge zu halten und Publikationen zu veröffentlichen. Vor allem erhöhen sich die Möglichkeiten, alleine oder mit anderen, Drittmittelanträge zu schreiben und Projektgelder zu erhalten. Das erhöht die Chance, die nächsten Karriereschritte in Angriff nehmen zu können, z. B. eine Juniorprofessur oder eine weitere Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Mit dem Selbstmarketing in der Wissenschaft fördern Wissenschaftler/innen nicht nur ihre Reputation, sondern entwickeln auch ihre eigene Forschung weiter. Durch die Sichtbarkeit der eigenen Person und der Forschung, werden andere Wissenschaftler/innen aufmerksam und können so Verbindungen, auch zu ihrer eigenen Forschung, herstellen.
Warum brauche ich Selbstmarketing überhaupt und sollte meine Forschung nicht eher für sich selber sprechen?
Ja, im Prinzip spricht jede Forschung für sich, einfach dadurch, dass sie auf einer wissenschaftlich relevanten Forschungsfrage basiert. Die Relevanz ergibt sich aus einer Forschungslücke und damit ist ja eigentlich schon klar, dass diese Forschung notwendig ist. Allerdings ist das Forschungsprojekt in der Promotionsphase oft sehr speziell auf eine Forschungslücke zugeschnitten – und ist vor allem im Vergleich zu anderen Forschungsprojekten klein. Das bedeutet, dass nur sehr wenige von Deiner Forschung wissen, aber es wissen sollten, denn: Von Deiner Forschung können sicher auch angrenzender Disziplinen profitieren.
In gewisser Weise spricht die eigene Forschung schon für sich selbst, sie spricht allerdings noch nicht zu sehr vielen Menschen, da Promovierende ja auch noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere stehen und noch wenig bekannt sind.
Außerdem kann man sich nicht darauf verlassen, dass die eigene Forschung von alleine gefunden wird. Die Forschung von Promovierenden umfasst ein breites Spektrum und viele Aspekte. Man kann selber etwas dafür tun, dass die Vielfältigkeit der eigenen Forschung und die Passgenauigkeit der eigenen Person für diese Forschung bekannt wird.
Brauche ich Selbstmarketing in jedem Fall?
Um die eigene Forschung bekanntzumachen, ist Selbstmarketing ein gutes Instrument. Ob und wie stark man Werbung für sich und seine eigene Forschung macht, hängt auch davon ab, welche Karriereoptionen mit der Promotion angestrebt werden. Sollte klar sein, dass man selbst weder eine wissenschaftliche Karriere, noch das Thema weiter voranbringen möchte, kann man auf Selbstmarketing wahrscheinlich verzichten.
Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die eigenen Forschungsergebnisse nicht nur für die Wissenschaft interessant sind. Die Bezüge und Inhalte der eigenen Forschung können auch eine Karriereoption über die Wissenschaft hinaus sein. Daher kann sich das Selbstmarketing in der Wissenschaft auch auf Bereiche beziehen, die es Promovierenden ermöglichen, aus der Wissenschaft hinaus zu gehen.
Selbstmarketing in der Wissenschaft – wie geht das?
Es gibt in der Wissenschaft unterschiedliche Möglichkeiten, für sich und das eigene Forschungsprojekt zu werben. Am besten geht das in persönlichen Gesprächen, zum Beispiel mit anderen Promovierenden, anderen Forschenden, z.B. auf Tagungen.
Auch sollten auf der eigenen Webseite als Mitarbeiter/in der Universität nicht nur die Inhalte und Zeiten zur eigenen Hochschullehre stehen, oder wann die Sprechstunde ist. Auf der persönlichen Webseite sollten auch Angaben zum eigenen Forschungs- und Promotionsprojekt zu finden sein, die über den Titel und die Forschungslaufzeit hinausgehen. Dort könnten auch Links zu Publikationen oder Tagungsbeiträgen untergebracht werden.
Wichtig ist, dass die eigene Personen-Webseite immer auf dem neuesten Stand ist!
Vielleicht für den Anfang der Promotionsphase noch nicht so interessant, später dafür umso mehr: Tagungsbesuche mit eigenen Beiträgen, Publikationen, ggf. mit den ersten Forschungsergebnissen zum Promotionsprojekt.
Oft haben Promotionsprojekte auch einen praktischen Bezug: Zudem interessieren die Ergebnisse der eigenen Forschung auch Praktiker/innen und z. B., Anwender/innen. Auch dort kann Werbung für das eigene Forschungsprojekt gemacht werden, indem interessante Ergebnisse auch an diese Adressatengruppe gehen, beispielsweise durch die Mitarbeit in Arbeitskreisen, etc..
Selbstmarketing als Nachwuchswissenschaftler/in sollte nicht vernachlässigt werden. Vielleicht heute mal die eigene Webseite auf Aktualität überprüfen? Die Profile der eigenen Forschung im Netz aktualisieren? Sich auf Listen eintragen? Was machst Du noch, um Dich und Dein Projekt bekannt zu machen? Das ist übrigens auch ein Thema des Online-Kurses „Projekt Promotion“.