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Im Januar 2019 erschien die Studie „Doctoral education in Europe today: approaches and institutional structures“ zur Reform der Doktorandenausbildung in Europades EUA Council for Doctoral Education (EUA-CDE). Der EUA-CDE ist das größte europäische Netzwerk im Bereich der Doktorandenförderung, an dem mehr als 230 Universitäten beteiligt sind.

Doktorandenausbildung in Europa

Die Umfrage zeichnet ein aktuelles Bild der Professionalisierung und Strukturierung der Promotionsphase in Europa.Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich die institutionelle Unterstützung für Promovierende in den letzten 10 Jahren auf europäischer Ebene entwickelt hat.

Was steht drin?

Ich habe den Bericht quer gelesen und folgende Ergebnisse gefunden:
Festgestellt wird, dass die Schlüsselthemen der Doktorandenausbildung die Arbeitssituation der Promovierenden, die Finanzierung der Promotionsphase, die transversale Kompetenzentwicklung und die Karriereentwicklung geblieben sind.

Die Studie setzt an den „Salzburger Empfehlungen“ von 2010 an. Drei Empfehlungen stehen dabei im Vordergrund:

  • Die Forschung steht in der Promotionsphase im Mittelpunkt
  • Flexibilität und Unabhängigkeit der Forschenden müssen gegeben sein
  • Die Verantwortung der Graduiertenförderung soll auch auf der institutionellen Ebene wahrgenommen werden.

Festgestellt werden in der vorliegenden Studie, dass die Zahl der Promovierenden in Europa signifikant gestiegen ist. Dabei hat sich das Ziel der Promotion europaweit generell erweitert; der wissenschaftliche Nachwuchs wird nicht mehr nur mit dem Ziel Wissenschaft ausgebildet, mit einer Promotion werden zunehmend auch außeruniversitäre Karrierepfade verfolgt.

Ähnlichkeiten und Unterschiede der Promotionsförderung in Europa

Die Ausbildung von Doktoranden in Europa vielfältig. Unterschiede zwischen den Ländern als auch zwischen den Institutionen zeigen sich im Status der Doktorandinnen und Doktoranden. Einerseits werden sie als Auszubildende wahrgenommen, andererseits sind sie selbständig Forschende.

In den unterschiedlichen institutionellen Strukturen von Graduiertenschulen, instituts- oder fakultätsweiten Programmen sowie Programmen zwischen Universitäten eines oder mehrerer Länder unterscheidet sich die europäische Promotionsförderung, wenn auch nur geringfügig. Gemeinsam ist allerdings, dass überall in Europa diese Strukturen in Bewegung geraten sind und institutionelle Angebote durch die Hochschulen für Promovierende in den letzten 10 Jahren signifikant gestiegen sind.

Obwohl es Unterschiede in der Finanzierung, normierten Aufnahmekriterien und Bewertungsverfahren gibt, gibt es auch viele Ähnlichkeiten. Der überwiegende Teil der Promovierenden promoviert in Europa als Mitarbeiter*in Beschäftigung sowohl in der Universität als auch auf einer Stelle außerhalb der Wissenschaft.

Ähnlich sind auf europäischer Ebene die Unterschiede zwischen den Disziplinen. Die disziplinären Unterschiede ergeben sich europaweit beispielsweise in der Art des Publizierens wie auch der Publikationsform. So sind europaweit Einzelveröffentlichung in den Geisteswissenschaften üblich, wohin gegen in den Naturwissenschaften eher im (Projekt-) Team veröffentlicht wird. In Europa dauert es ca. 3,5-4,5 Jahre, also durchschnittlich vier Jahre, bis eine Promotion abgeschlossen ist.

Die strukturierte Doktorandenausbildung

Die Zahl der Angebote an strukturierter Doktorandenausbildung in Europa ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. Somit liegt die Verantwortung für die Ausbildung der Promovierenden nicht mehr nur bei der Promotionsbetreuung, sondern auch bei der Institution.
Es hat sich gezeigt, dass die Universitäten unterschiedliche und parallele Strukturen der Promotionsförderung aufgebaut haben.
Die Strukturierung der Doktorandenausbildung bringt die Frage nach der Qualitätssicherung mit sich. Die Normierung von festgelegten Bewerbung- und Zulassungskriterien konzentriert sich dabei hauptsächlich auf talentierte und exzellente Promovierende.

Karriere und Weiterbildung

Weil Doktoranden und Doktorandinnen hochmobile Forschenden sind, benötigen Sie Flexibilität, Zeit und eine ausreichende Finanzierung ihrer Nachwuchsforscher*innen-Phase.

Aus Sicht der Institutionen sind Promovierende Nachwuchswissenschaftler*innen im akademischen Umfeld. Zunehmend werden sie aber auch als Forschende außerhalb der Wissenschaft, als hochqualifizierte Wissensarbeiter wahrgenommen. Das bedeutet ein Umdenken in der Qualifizierung von Promovierenden. Diese werden nun nicht mehr nur für eine akademische Karriere qualifiziert, sondern auch für eine Karriere außerhalb der Wissenschaft. Das führt dazu, dass sich auch europaweit die Angebote im Bereich der Weiterbildung von Promovierenden verändern.

Trends der Doktorandenförderung

Die Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass es ein spezifisches, europäisches Modell der Doktorandenausbildung gibt. Dabei ist die Landschaft der Doktorandenausbildung in Europa vielfältig und zwischen Ländern und Institutionen leicht unterschiedlich. Gemeinsam ist und bleibt, dass die institutionellen Angebote einer strukturierten Doktorand*innen-Ausbildung wachsen – ebenso wie die Zahl der Promovierenden. Die unterstützenden Angebote werden dabei „von unten“ durchgesetzt, was möglicherweise dazu führt, dass die Angebote vielfältig sind und nicht nur auf eine wissenschaftliche Berufskarriere ausgerichtet sind.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Förderung von Doktoranden und Doktorandinnen nicht mehr (nur) individuelle Aufgabe der Promotionsbetreuerinnen und Promotionsbetreuer ist, sondern dass die Universitäten und Hochschulen auf Ebene der Institution die Verantwortung mit übernommen haben. Dabei kann festgestellt werden, dass sich der Aspekt „nicht-univeritäre“ Berufsperspektiven in diesen Förderstrukturen erhöht..

Die Themen wie die Organisation von Promotionsbetreuung und Karriereperspektiven werden die Diskussionen um die Doktorandenförderung in Europa weiter begleiten.

Herausforderung Promotionskolleg