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Warum sabotieren Promovierende sich selbst? Warum kommen Promovierende nicht voran?

Auch die Betroffenen selbst fragen sich, warum sie die wichtige Mail nicht abschicken, das Büro aufräumen statt zu schreiben oder immer mehr recherchieren und noch mehr Bücher ausleihen, die sie niemals lesen können wenn sie denn fertigwerden wollen.

Natürlich tut das niemand absichtlich, aber es gibt Verhaltenseisen von Promovierenden, da fragt man sich schonmal, warum sie es machen, zumal sie es besser wissen.

Selbstsabotage in der Promotion

„Warum tu ich das?“ fragen die Promovierenden sich und mich im Promotionscoaching dann und das ist etwas, womit wir arbeiten können.

Eins vorweg: Ich habe eine hohe Sympathie und ein großes Verständnis dafür, denn schließlich habe ich selbst promoviert und dann ist diese Selbstsabotage nicht nur Promovierenden vorbehalten.

Wer bereits länger promoviert, hat bestimmt schon gemerkt, dass eine Promotion dazu einlädt, die eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. Das ist oft etwas, was zu Beginn der Promotion noch nicht klar ist und was von Promovierenden zunächst nicht gewünscht ist.

Symptome der Selbstsabotage in der Promotion

Ich habe drei große Symptome erkannt, mit denen Promovierende sich selbst sabotieren: Perfektionismus, Prokrastination und die fehlende Trennung zwischen der Arbeit an der Dissertation und Freizeit.

Der Perfektionismus in der Promotion

Für Promovierende spielt das Thema Perfektion eine große Rolle. Häufig werden die eigenen Ansprüche sogar als lästig empfunden.

Und es stimmt sicher, dass es Dissertationen gibt, die besser sind als andere. Und es ist wahrscheinlich auch so, dass die eigenen Ansprüche wachsen, je länger eine Promotion dauert.

Allerdings scheint eine 100%ig perfekte Dissertation auch eine Illusion zu sein, denn eine perfekte Dissertation gibt es nicht. Und in dem Zusammenhang ergibt sich noch die Frage, was eine perfekte Dissertation sein soll? Kritik an Forschung wird es immer geben und die ist vom wissenschaftlichen Standpunkt her sinnvoll. Ohne Kritik an wissenschaftlichen Erkenntnissen entsteht kein wissenschaftlicher Fortschritt. ISSO

Die eigenen Ansprüche hoch zu halten ist grundsätzlich nicht schlecht, aber immer wenn Dich Deine Perfektionsansprüche daran hindern, Die Ziel zu erreichen, solltest Du eine andere Strategie wählen.

Prokrastination in der Promotionsphase

Viele Ausprägungen von Aufschieberitis und Ablenkung, also von Prokrastination, begleiten fast jede Promotion. Prokrastination kann in der Promotionsphase es schon ziemlich lästig sein, hat aber auch ihre guten Seiten.

Zweifel an den eigenen Fähigkeiten können nämlich auch ein Motor sein, immer besser zu werden, mehr zu reflektieren und eigene Zweifel zu thematisieren und so zu bearbeiten..

Oft ist es sinnvoll nicht die Prokrastination, sondern deren Ursache zu bearbeiten.

Hör auch in die Episode 97 dieses Podcasts und lies den Blogbeitrag zum Thema Prokrastination.

Fehlende Abgrenzung zwischen Dir und Deiner Dissertation

 Typisch für Menschen in der Promotionsphase ist es, dass sie im Laufe der Promotionszeit mit ihrer Dissertation eine Symbiose eingehen.

Die Gedanken kreisen stetig um die Dissertation / Promotion. Viele haben dazu noch ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihrer Freizeitbeschäftigung nachgehen oder ihre Literatur nicht mit in den Urlaub nehmen. Und jedes Feedback wird persönlich genommen und als Zweifel an den eigenen Fähigkeiten gesehen.

Die fehlende Abgrenzung zur eigenen Promotion geschieht schleichend und wird von vielen Promovierenden zunächst nicht bemerkt. Darum ist es so schwer dagegen anzugehen und sich davon zu befreien.

Muster, die Dich vom Vorankommen abhalten

Perfektionismus, Prokrastination und die fehlende Abgrenzung zwischen Dir und Deiner Promotion sind nur einige von wahrscheinlich mehreren Mustern, mit denen Du Dich selbst sabotieren kannst.

Diese Vermeidungsstrategien haben ihre Berechtigung und sind meist lediglich Symptome, für tieferliegende Ängste, Glaubenssätze und Überzeugungen. Diese können in einem Promotionscoaching bearbeitet werden. Das ist dann sinnvoll, wenn Du merkst, dass Du nicht vorankommst oder wenn die Promotion Deine Lebensqualität nachhaltig einschränkt.

Was kannst Du also tun?

Falls Deine Selbst-Sabotagestrategie der Perfektionismus ist, kannst Du überlegen wo es sinnvoll ist perfekt zu sein und wo sinnvoll ist weniger perfekt zu sein. Wo ist es also wichtig, gewissenhaft zu sein?

Tipp: Finde heraus, welche Teile Deiner Dissertation oft gelesen werden und sei dort eher gewissenhaft. Erfahrungsgemäß sind das Einleitung, Zwischenfazit, Zusammenfassung das Fazit und möglicherweise der Ausblick. Wenn es bei Dir so ist, kannst Du beispielsweise genau dort sehr gewissenhaft arbeiten und diese Teile möglicherweise sogar lektorieren lassen. Identifizierte also für Dich, wo es Sinn macht perfekter zu sein und wo es möglicherweise so sein könnte, dass 80 % reichen.

Wenn Deine Sabotagestrategie ist, häufig zu prokrastinieren, beispielsweise indem Du Dich mit anderen vergleichst könntest Du überlegen, damit aufzuhören. Geh kleinere Schritte, formuliere kleinere Ziele und tausche Dich mit anderen Promovierenden aus.

Eine weitere Möglichkeit ist es, herauszufinden was hinter der Prokrastination steckt.

Wenn Deine selbst-Sabotagestrategie darin besteht, Dich nicht genug von Deiner Dissertation abzugrenzen könntest Du eine gute Pausengestaltung und eine feste Gestaltung des Wochenendes einführen. Du kannst Zeiten identifizieren, in denen Du Freizeit hast und diese möglichst auch einhalten. Das geht sicher auch gut mit anderen gemeinsam.

 Du könntest möglicherweise auch mit der Promotionsbetreuung darüber sprechen, ob Du als wissenschaftliche Mitarbeiterin / wissenschaftlicher Mitarbeiter wirklich am Wochenende E-Mails beantworten sollst.

Ich habe in letzter Zeit häufiger Promovierende getroffen, die das mit der Abgrenzung mittlerweile ganz gut hinbekommen. Suche Menschen in deinem Umfeld, die sich gut von ihrer Promotion, von ihrem Arbeitsleben abgrenzen können und frag, wie die das machen.

In diesem Podcast gibt es einige Episoden zum Thema was ich gern früher gewusst hätte. Kannst Dir diese Episoden anhören, denn sie sind was Abgrenzung angeht sehr aufschlussreich.

Wie Du Deine Selbst-Sabotage in der Promotion in den Griff bekommst

Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung. Versuche herauszufinden, wo Du Dich selbst sabotierst.

Diese Fragen können Dir helfen, kleineren Sabotage-Aktionen zu begegnen.

  • Mach Dir klar worin Deine Stärke in der Promotion besteht
  • Verdeutliche Dir, warum Du die Promotion begonnen hast.
  • Was wolltest du mit der Promotion erreichen?
  • Für wen schreibst Du Deine Dissertation
  • Wem helfen die Erkenntnisse Deiner Forschung?

 Schreibe Dir die Antworten auf und hänge sie Dir über den Schreibtisch oder verteile sie in Deinem Arbeitsraum.

 Wenn Du Unterstützung in Deiner Promotion brauchst, dann komm zu Fokus-Promotion. Dort ist der Raum über solche Dinge zu sprechen, nachzudenken und diese zu verändern. Ich würde mich freuen, Dich dort zu treffen.