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Die Promotion läuft meistens anders ab, als man sich das zu Beginn vorgestellt hat. Das ist normal und bei einem so langen und großen Vorhaben eigentlich gar nicht anders zu erwarten.

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Reflexion hilft der Promotion

Bevor völliges Chaos ausbricht, sollte es im Promotionsprozess einige Phasen der Reflexion geben, damit Du möglichst lange und oft motiviert bleibst und schließlich am Ziel ankommst! Warum? Im Podcast und im Blogbeitrag nenne ich dir einige hilfreiche Fragen, mit denen Du Deine Promotionsphase überdenken und weiter planen kannst.

Eine Promotion braucht stetige Reflexion

Bin ich noch im Plan? Das ist eine wichtige Frage während der Promotion. Bei vielen Promovierenden lautet die Antwort: „Weiß ich selbst nicht – aber wahrscheinlich eher nicht…“.

Und das hat einige Gründe: Der Forschungsprozess weitet sich im Laufe der Promotion aus, mehr Optionen des Vorgehens entstehen im Prozess. Die Zeit verrinnt und so dauert die Promotion doch immer länger als vorher angenommen. Forschungsprozesse haben noch dazu ihre eigene Logik, vor allem sind sie selten vorhersehbar. Gewonnene Erkenntnisse werden immer weiter integriert und so wird die Forschung immer komplexer. Und dann ist der Zeitplan hinfällig. Dazu kommt, dass viele Promovierende während ihres Promotionsprozesses zum ersten Mal eigenständig forschen und demzufolge noch keine Erfahrung und keine Routine haben und vieles neu lernen müssen.

Darum ist es für Promovierende wichtig, ab und zu Mal einen Schritt zurückzutreten und das Promotionsprojekt und das eigene Handeln zu überdenken – also zu reflektieren!

Warum Du während Deiner Promotion regelmäßig reflektieren solltest

Reflexion ist bekannt als die Erkenntnis der Erkenntnis (Platon) oder das Denken des Denkens (Aristoteles). Das ist auch im Promotionsprozess wichtig, etwa um Irrwege aufzudecken oder hilfreiche Routinen zu entwickeln. Indem Du reflektierst, schaffst Du Fakten und damit eine aktuelle Ausgangsbasis für neue Ideen. Und das auch, wenn Du feststelltst, dass es gerade schlecht läuft und Du es schon längs aufgegeben hast, Dein Promotionsprojekt wieder in den Griff bekommen zu wollen. Es kann hilfreich sein, manches zu verdrängen – aber wenn Du vorankommen willst, solltest Du genauer hinschauen. 

Die regelmäßige Reflexion Deiner Promotion kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein:

Hier zähle ich ein paar Gründe auf, warum Du in Deiner Promotionsphase regelmäßig reflektieren solltest. Es bringt nämlich viele Vorteile und die Zeit ist gut investiert.

  • Fakten schaffen: Du weißt wo Du stehst: Eine Erkenntnis aus meinen Workshops und Coachings ist, dass Promovierende viel Energie ver(sch)wenden, um darüber nachzudenken, wann sie fertig werden oder sich fragen ob sie wohl jemals fertig werden. Dabei vermischen sich Gefühle wie Ängste und Unsicherheiten mit Fakten. Und diese Gedanken und Fragen kosten Kraft und auf Dauer vermutlich auch die Motivation. Darum schaffe Fakten – checke Deinen Kontostand!
  • Handlungsfähigkeit: Wenn Dein Promotionsprojekt in die falsche Richtung läuft oder Du nicht zielführend arbeitest, ist es wichtig, dass schnell zu merken. Nur dann ist es möglich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, Entscheidungen zu treffen oder konstruktiv um Feedback zu bitten und dieses zielführend umzusetzen. Werde handlungsfähig, indem Du Dir klarmachst, wie es weiter geht.
  • Ressourcen nutzen: Indem Du regelmäßig über Dein Promotionsprojekt nachdenkst, kannst Du auch darüber nachdenken, was Du brauchst. Je konkreter Du weißt, was Du suchst, desto schneller kannst Du es finden, ggf. mithilfe bereits vorhandener Netzwerke. Deutlich wird Dir dann auch, über welche Ressourcen Du bereits verfügst und vielleicht kannst Du überlegen, ob und wie Du sie besser nutzt.
  • Besser kommunizieren: Ob Du Dein Forschungsprojekt im Griff und auf dem aktuellen Stand hast, merkt man Deiner Kommunikation an. Das ist wichtig für Gespräche mit der Promotionsbetreuung, anderen Forschenden und potenziellen Arbeitgeber*innen. Je konkreter und aktueller Du bist, desto genauer und hilfreicher kann das Feedback der Promotionsbetreuung oder anderen Forschenden sein. Auch für Dein Selbstmarketing im Hinblick auf Deine spätere Berufstätigkeit oder weitere Forschungsfinanzierung kann Aktualität hilfreich sein.
  • Bessere Zeitplanung: Zeitplanung in der Promotionsphase ist wohl eine der schwierigsten Dinge. Schwierig, weil es einerseits kostbare Zeit kostet, die Zeit zu planen, und andererseits ist die Zeitplanung auch eine Sisyphusaufgabe, weil sie nie fertiggestellt werden kann. Zeitplanung für Promovierende sollte besser „Zeitabschnittsplanung“ heißen. Hier hilft die Reflexion geplante und verwendete Zeit zu überprüfen und nächste Abschnitte, Arbeitspakete bzw. Meilensteine zu planen.
  • Inhalt: Manchmal verändern sich Themen, Theorien, Methoden, Materialien oder andere Bezüge der Dissertation. Üblicherweise geschieht das im Kontakt und mit dem Einverständnis der Promotionsbetreuung. Manchmal ändert sich auch in kleinen Schritten unmerklich etwas. Es fällt dann manchmal sogar erst auf, wenn es zu spät ist und macht unnötige Arbeit. Darum ist es sinnvoll, auch einen inhaltlichen Faktencheck zu machen.

Wie Du in deiner Promotionsphase systematisch reflektieren kannst

Es ist wichtig, die Reflexion während der Promotionsphase regelmäßig und systematisch durchzuführen. Es bringt schon viel, wenn Du es einmal, wie eine Art „Kassensturz“ machst. Allerdings hilft es öfter und regelmäßig auf erreichte Meilensteine zu schauen und den weiteren Weg zu planen. Denn vage Ängste und Unsicherheitsgefühle bestimmen dann nicht Deinen Alltag – das macht frei und motiviert! Mit der Reflexion kannst Du ebenfalls besser planen und schneller auf Störungen reagieren und Dir ggf. auch schneller Hilfe holen.

Deine Reflexion sollte systematisch sein und (D)einem System entsprechen. Das bedeutet, dass Du vorher darüber nachdenkst, welche Zeitpunkte und Abläufe Dir optimal helfen können. So könnte es sein, dass Du Deine Reflexion zu festen Zeitpunkten und mit einem festen, stetig wiederkehrenden Programm durchführst. Beispielsweise, indem Du wöchentliche, monatliche oder quartalsmäßige Zeitpunkte nutzt sowie feste Reflexionsfragen bearbeitest, die an einem bestimmten Ort und in einem bestimmten Ordner z.B. handschriftlich (Bullet-Journal) oder digital bearbeitet werden.

Schaffe Dir Deine eigene Reflexionsroutine

Ob Du Dich einmal die Woche, einmal im Monat, einmal im Quartal oder im Halbjahr hinsetzt, um Dein Vorankommen in der Promotion zu überdenken, solltest du für dich persönlich entscheiden. Auch ob Du Dir ein schönes Buch, einen Ordner auf dem PC oder ein Notizprogramm auf dem Tablet nutzt, solltest Du für Dich entscheiden. Ich möchte hier anregen, im Hinblick auf die Reflexionsroutinen (eher öfter), die Komfortzone zu verlassen und die berühmten „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Lege Dir eine Tabelle an, die Du immer wieder nutzen kannst. Nutze auch für den „inhaltlichen Faktencheck“, s.o. eine Tabelle. Übrigens kann Dir hier der Schreib-Plan helfen. 

Übrigens: Im Online-Programm „Projekt-Promotion“ gehört regelmäßiges Reflektieren zu unseren Coachingtools. Die Teilnehmenden bekommen auch über das Programm hinaus Feedback auf ihren „Stand der Dinge“.

Tipp: Welche Reflexionsfragen bringen dich voran?

Wo stehe ich gerade?
Schreibe auf, an welcher Stelle im Forschungsprozess Du dich befindest. Was hast Du seit deiner letzten Reflexion gemacht, was weißt Du bereits?

Was ist zu tun?

Schreibe Deine nächsten Schritte auf. Schreibe auch langfristige Schritte auf und auch Deine Gedanken zu der Phase nach deiner Promotion.

Was läuft gut?

Notiere Deine Erfolge. Klopfe Dir ruhig mal auf die Schulter. Wenn Dir auf Anhieb nichts einfällt, überlege etwas länger. Manchmal brauchen Promovierende etwas länger, herauszufinden was gut läuft. Notiere nicht nur, was gut läuft, sondern auch das, was DU gut machst.

Was will ich ändern?

Meistens gibt es schlechte Arbeitsroutinen und schlechte Gewohnheiten. Ob es das morgendliche E-Maillesen oder das Ablenken während des Schreibens ist. Es gibt immer etwas, was nicht gut läuft. Notiere Dir Deine Änderungswünsche. Achte darauf, dass du nur die Themen notierst, die Du selbst ändern kannst.

Wie will ich es ändern?

Überlege, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, Fortschritte zu machen. Es ist leichter, nicht sofort alles verändern zu wollen. Konzentriere Dich hier auf eine Sache, die Du dann wirklich änderst. Behalte trotzdem die anderen Änderungswünsche und Veränderungsideen im Hinterkopf. Suche Dir diese eine Sache aus, die jetzt möglich ist. Gehe auch hier aus deiner Komfortzone – Du wirst es Dir dann selber danken.

Noch ein Tipp zum Schluss:

Tipp: Such Dir eine Reflexionspartnerschaft. Erstens macht es mehr Spaß, dabei nicht alleine zu sein. Zweitens verpflichtet es Dich mehr und Du erhältst drittens wertvolle Rückmeldung durch Feedback.