Liebesbriefe_dissertation

Liebesbriefe an die Dissertation. Valentinstag 2025

In der Promotionszeit verlieren Promovierende sich schnell in Perfektionismus und Selbstzweifeln. Die To-do-Liste wird länger, der Fortschritt scheint zu langsam, der (finanzielle) Druck wächst, …

Irgendwie fühlt sich alles nur noch schwer und mühsam an. Aber die Dissertation ist mehr als nur eine Aufgabe. Sie ist eine Reise, die Dich wachsen lässt. In vielen Fällen sogar über Dich hinaus! Darum ist es wichtig, sich auch ab und zu daran zu erinnern, wieso man das Ganze eigentlich macht. Was vielleicht auch wertvolle Erfahrungen und schöne Momente im Promotionsprozess sind.

Wie schon 2024, 2023, 2022, 2021 und 2020 habe ich auch dieses Jahr wieder Liebesbriefe an die Dissertation gesammelt.

Diese wundebaren Liebesbriefe an die Dissertation sind 2025 entstanden:

Meine liebe Diss,

was soll ich sagen? Wir kennen uns mittlerweile seit fast vier Jahren und ich spüre deutlich, dass unsere gemeinsame Zeit sich dem Ende zuneigt. Du willst noch nicht loslassen, aber bitte gewöhne Dich an den Gedanken – ich hab alles gegeben und Dir Lebensjahre an Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist soweit. Ich werde in absehbarer Zeit fertig sein. Ich will auch weiterziehen, lieber früher als später. Bitte mach es mir nicht schwerer als es sein muss!

Unsere Zusammenarbeit war reich, bunt, liebevoll und ein Abenteuer. Ich fühlte mich als Pionierin, die im Wald der Wissenschaft und auch in meinem Leben neue Wege bahnt. Du hast mein Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Am Anfang war jeder Schritt ein Schritt hinaus aus meiner Komfortzone. Nun brauche ich eine Pause und das Gefühl des Abschlusses dieser anstrengenden Reise. Ich möchte mich neu orientieren.

Inzwischen weiß ich, was es heißt, wenn die Leute sagen, die Promotion sei ein Marathon und kein Sprint. Obwohl Sprints auch immer wieder Teil des Weges waren. Ich habe auch gespürt, dass die Promotionszeit eine Qualifizierungsphase ist – zahllose Seminare, Workshops und Trainings haben meine Kenntnisse erweitert. Dabei hatte ich ursprünglich erwartet, vor allem fachlich dazuzulernen. Das war ein unerwartetes Geschenk, ich habe es gerne angenommen.

Lass uns zu neuen Ufern aufbrechen! Du darfst ja mitkommen, wenn ich Postdoc werde! Aber nicht mehr als Hauptsache. Sondern als Begleiterin, als Proviant im Gepäck. Als Doktortitel vor meinem Namen??? Ich hoffe es.

Danke für alles und alles Liebe

Deine Christine (Philosophie / Medizinethik)

Liebe Dissertation,

Wenn ich so über dich nachdenke, dann muss ich leider sagen, dass ich dich nicht besonders liebe und den Prozess, den ich mit dir erlebe, auch nicht romantisiere.

Du bist zu mir gekommen, wie ein Straßenhund, der lieb gehabt werden wollte. Du warst von Anfang an zerzaust, brachtest Flöhe und Läuse mit und hast mich dann letztendlich doch mit deinen traurigen Augen überzeugen können, dich in meine Obhut zu nehmen.

Und jetzt bist du schon eine Weile da. Ich habe dich schon sehr gepflegt und es schien zeitweise so, als würde dein Fell ein wenig zu glänzen beginnen. Vielleicht glänzen tatsächlich auch ein paar Stellen und das gönne ich dir und auch mir! Wir haben uns gegenseitig ein wenig aufgepäppelt und sind nun sicher stärker als vor unserer gemeinsamen Zeit. Das ist wirklich schön, denn es macht uns dadurch auch wieder unabhängig voneinander.

Ich schätze dich sehr dafür, dass du mich in Kontakt mit tollen Menschen gebracht hast, mit denen ich mich auf unterschiedlichen Ebenen austausche und die ich einfach gerne in meinem Leben habe. Wenn ich ehrlich bin, habe ich aber nun auch größte Lust, dich bald wieder auszuwildern.

Du und ich, wir beide gehören in die Freiheit und in die Unabhängigkeit!!!

Also, lass uns alles daransetzen, dass wir den nächsten Sommer auf Wiesen, Wäldern, in Seen, im Meer und einfach an der frischen Luft genießen und uns neuen Abenteuern widmen! Wir sind beide mehr als bereit dazu und die Zeit die wir gemeinsam teilten, nimmt uns niemand mehr. Also los, lass uns bald voneinander trennen, wir haben das beide verdient!

In großer Wertschätzung,

Christina

Diss- Liebesbrief 2025: Ein Zauber?

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es in einem von Hermann Hesses Gedichten. Doch was, wenn dieser Anfangszauber vorbei ist und die Hürden des Alltags, die ständige Erschöpfung und die immer wieder zu motivierende Motivation sich einschleichen, aber zu diesem Zeitpunkt noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist?

Meine liebe Diss, du verlangst mir ganz schön viel ab. Mit dir wachse ich – aber leider auch meine Selbstzweifel. Mit dir habe ich ein Kribbeln im Bauch – aber leider auch Bauchschmerzen.

Wir schlafen miteinander ein und wachen miteinander auf – sind Lebensgefährten. Aber es tut mir leid, Dir das sagen zu müssen: Ich hoffe auf ‚Lebensabschnittsgefährten‘.

Ich weiß, dir wird es nach unserem Abschied besser gehen. Ich weiß, dass du dich dann erst so richtig entfalten und deine Wirkung zeigen kannst. Du wirst kämpfen für die, für die du entstanden bist. Das macht dich unglaublich stark. Dieser Gedanke an diese Zeit stimmt mich unglaublich hoffnungsvoll, wohlgestimmt und zuversichtlich – schon im Hier und Jetzt. Dafür lohnt sich unser Lebensabschnitt, unsere tägliche Liebe, unser Ringen miteinander und umeinander, unser Zusammenhalt.
Meine liebste Diss, bist du verzauberst mich – im Anfang, im Ende und das jeden Tag neu.

Liebste Dissertation,

du bist ein ständiger Begleiter, eine Quelle der Inspiration und, wenn ich ehrlich bin, auch eine Herausforderung, die mich auf eine Art und Weise fordert, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Seitdem wir uns begegnet sind, hat sich mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Du hast mir neue Horizonte eröffnet und mich dazu gebracht, Dinge zu hinterfragen, die ich für selbstverständlich hielt. In deiner Gegenwart wird jeder Gedanke, jede Idee ein zartes Ringen, eine Begegnung von Verstand und Ungewissheit, bis wir zu neuen Einsichten gelangen.

Du forderst von mir Disziplin und Hingabe – und ich gebe dir beides, weil ich weiß, wie sehr du mir dabei hilfst, zu wachsen. Du zeigst mir die Schönheit des Wissens und die Mühen, die mit dem Erreichen von etwas Großem einhergehen.
Doch mehr noch als all das: Du bist nicht nur Arbeit, du bist auch eine Art von Vertrauen. Du vertraust darauf, dass ich mich in deinem komplexen Geflecht von Gedanken und Argumenten zurechtfinde. Und auch wenn ich manchmal verliere, weiß ich, dass ich immer wieder zu dir zurückkehren kann, um mehr zu lernen und mich weiterzuentwickeln.

Ich danke dir, meine Dissertation, für all das, was du mir beibringst. Du bist mehr als nur ein akademisches Werk. Du bist ein Spiegel, der mir zeigt, was in mir steckt und wozu ich fähig bin. Und obwohl der Weg lang und beschwerlich ist, weiß ich, dass er mich zu einem Ziel führen wird, das es wert ist.

In ehrlicher Zuneigung und voller Hingabe,

Liebe Diss,

ich wende mich heute in einer ganz besonderen Weise an Dich.

Auch wenn wir noch einiges vor uns haben und ich manchmal das Gefühl habe, dass wir noch einen langen Weg gehen müssen, ist es doch schön, mal darüber nachzudenken, was du für mich bedeutest.

Unsere gemeinsame Reise war, ist und bleibt wahrscheinlich nicht immer ganz einfach – oder anders gesagt – echt herausfordernd. Oft habe ich mit meinem Fortschritt gekämpft und mich gefragt, ob ich jemals ans Ziel kommen würde. Aber ich bin dankbar für die Zeit, die wir zusammen verbracht haben und weiterhin zusammen verbringen dürfen.

Jeder Absatz, den ich schreibe, und jedes Kapitel, an dem ich arbeite, bringt mich meinem Ziel näher. Es gibt Tage, an denen ich denke, dass es genug ist, und ich es lieber aufgeben würde, aber dann erinnere ich mich an die Leidenschaft, die mich auf diese Reise gebracht hat. Du bist der Ausdruck meiner Bemühungen und meiner Neugierde. Ich kann es kaum erwarten, die Ideen, die ich für dich habe, weiterzuentwickeln. Ich weiß, dass es noch viel zu tun gibt.

Ich bin mir bewusst, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt, aber ich versichere dir, dass ich immer an deiner Seite sein werde. Zusammen werden wir alle Herausforderungen meistern und eines Tages werde ich voller Stolz sagen können, dass ich dich erfolgreich abgeschlossen habe.

Mit einer gehörigen Portion Entschlossenheit,
Deine Johanne

Meine liebe Diss,

wir haben es wohl nicht immer leicht miteinander. Weder du mit mir, noch ich mit dir. Erinnerst du dich noch an unseren holprigen Start? Ich liebäugelte mit uns beiden schon im Masterstudium, da hatte ich dich mal als Plan B im Kopf – doch die Zeit für uns schien noch nicht gekommen. Heute weiß ich, du bist nicht weniger als ein Plan A!

Dann, Jahre später, eines Tages auf dem Hundespaziergang, die Sonne schien mir malerisch ins Gesicht, kamst du aus dem Nichts wieder in meinen Kopf – und diesmal bliebst du in meine Gedanken. Dann mein Themenwechsel, nachdem ich das mit uns bei der Kommission schon offiziell gemacht hatte… aber wir beide wissen, wie gut diese Entscheidung ist und diese Forschung einfach „wir“ sind. 

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mit uns, das sollte so kommen. Ich bin froh, dass du trotz aller meiner Unsicherheiten stets an meiner Seite bist – du gibst mir Beständigkeit. Manchmal denke ich, du seist nur das „fertige“ Buch, das ich irgendwann in den Händen halten werde, du bist doch so viel mehr: Ich darf an dir wachsen, dazulernen, meine Gedanken sortieren und gleichzeitig Denkmuster loslassen, meine Kreativität ordnen (müssen), hinterfragen und gleichzeitig beantworten, Worte zu Papier bringen und wieder umformulieren, schier endlose To Do-Listen schreiben und irgendwann abhaken, Tabellen bauen um sie zu löschen, mich in Recherchen verlieren um mich in (neuen) Fragen zu finden – und am Ende steht und bleibt der große Glaube, dass das mit uns beiden Sinn ergibt.

Eines Tages – und da bin ich mir sicher – wirst du aus meinem Kopf gekommen sein und gedruckt auf Papier in meinem Regal stehen.

Danke für diese absolut abenteuerliche und zugleich freudvolle Zeit.

Deine Y (Musikwissenschaft)

Sei realistisch – plane für ein Wunder!

Liebe Diss,

es wird Zeit für eine Revision unserer Beziehung. Wir haben so viele Jahre miteinander verbracht. Manchmal wie verliebte Abenteurer:innen auf einer aufregenden Entdeckungsreise, manchmal wie ein altes Ehepaar, das sich stundenlang schweigend anschaut, weil es nichts mehr zu sagen gibt. Bald wird sich unser Verhältnis verändern. Ich werde dich abgeben – doch das ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen Ära.

Es war Liebe auf den ersten Blick, auch wenn ich nicht wusste, worauf ich mich da einlasse. Die rosarote Brille hat mir den Mut gegeben, mit grenzenlosem Optimismus in unser gemeinsames Abenteuer zu starten. Und was für eine Reise das war! Ich habe so viel gelernt – nicht nur über Heimat und Teilhabe, sondern auch über mich selbst. Über meine Stärken, meine Zweifel, meine Grenzen – und darüber, wie weit ich gehen kann, wenn ich für etwas brenne.

Wir haben Weggefährt:innen gefunden, die uns begleitet haben, die uns unterstützt, herausgefordert und inspiriert haben. Doch nicht alle haben es uns leicht gemacht. Es gab Menschen, die uns trennen wollten, die unsere Liebe für übertrieben hielten, die sagten: „Wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder promoviert?“ Sie versuchten, Felsen auf unseren Weg zu rollen, Stolpersteine zwischen unsere Seiten zu legen. Aber was sie nicht wussten: Wir waren längst zu einer Geschichte geworden, die niemand hätte erfinden können – ein Kapitel, das niemand geplant hatte.

Weißt du, liebe Diss, mit unserem Weg sind wir Wegbereiterinnen, wir sind Vorbild. Ich will das annehmen. Und wenn ich auf den letzten Metern noch einmal alles geben muss, dann nicht im Kampf mit den Zeilen, sondern im Ringen mit jenen, die unsere Liebe nicht verstehen.
Jene, die nicht für Wunder planen.

Ich tue es für uns, für mich – und für alle, die an uns glauben.

Mit all meiner Liebe,
Sibylle

Liebe Diss,
wir sind immer noch zusammen, trotz aller Tiefen und Hindernisse.
Du hast mich an Orte geführt, die ich ohne Dich nie aufgesucht hätte, und hast mich Dinge lernen lassen, die mich noch neugieriger auf Dich und Deine Welt machen. Du hast mich mit Menschen verbunden, die ich ohne Dich nicht mal angesprochen hätte.
Unsere Reise hat begonnen in einer Zeit des Umbruchs. Damals habe ich Dich mehr gebraucht, als Du mich. Du bist geblieben.
Als ich an uns gezweifelt, ans Loslassen gedacht habe, hast Du Dich nicht einmal beschwert.
Danke Dir.
Ich bin gespannt auf unsere nächsten Stationen. Lass uns jeden Tag davon festhalten.
Lass uns jede Zeile feiern!
Auf uns!

Liebe Diss,

2024 war ganz schön anstrengend!
Wir haben viel geschafft, natürlich auch ein paar Tränchen vergossen, aber die meiste Zeit hatte ich vor Augen, wo es hingehen soll mit dir und mir.

Mittlerweile habe ich einen Beschützerinstinkt entwickelt, der dazu führt, dass ich mich manchmal nicht traue, dich anderen zu zeigen. Was wohl mein Doktorvater zu dir sagt? Sind wir wirklich so genial und produktiv, wie ich es an guten Tagen fühle?

Ende letzten Jahres habe ich es dann gewagt und ihn einen Blick auf dich werfen lassen … Nachdem ich vier Wochen gezittert habe, kam ein „ich finde, dass alles einen guten Weg genommen hat“ zurück. Welch ein Erfolg! Einen sehr wichtigen Teil der Analyse hatte er zwar übersehen, aber hey – immerhin!

Und wie sieht unsere gemeinsame Zukunft aus? Naja, 2025 haben wir große Pläne. Unter anderem fahren wir zum Schreib-Retreat ins Warme. Wenn ich schon alle meine Urlaube mit dir verbringe, dann machen wir es und doch schön mit anderen Diss-Doktorandinnen-Pärchen. Das wird toll!

Im Oktober möchte ich dich loslassen. Ich hoffe, du lässt mich. Keine Angst, das ist dann nicht das Ende unserer Lovestory, es folgt noch die Verteidigung, die Veröffentlichung und sicherlich jahrelange positive Verbundenheit.

Eines muss ich jetzt noch loswerden: Obwohl du mir oft sehr viel kostest (Mühe, Tränen, Schweiß, Kopfschmerzen, Sorgen und vielleicht auch ein paar Fältchen), gibst du mir auch extrem viel zurück. Dich mache ich nur für mich. Du lässt mich egoistisch stundenlang auf kleine Probleme fokussieren, die nur wir beide kennen und die Welt um uns herum verschwinden lassen. Nichts in meinem Leben ist so fokussiert wie die Arbeit mit dir. Und das Beste ist, unsere Zweisamkeit macht mich nicht mal einsam. Durch dich bin ich Teil einer Community, habe zahlreiche nette Kontakte und weiß, wofür ich morgens aufstehe, wenn es in der Erwerbsarbeit manchmal nicht so läuft.

Danke, liebe Diss und Happy Valentine’s Day <3

Christiane