Umgang mit Zweifeln im Promotionsprozess
An sich selbst zu zweifeln gehört fast schon zur Promotion dazu. Selbstzweifel sind untrennbar mit vielen Promotionsprozssen verbunden und oft auch ein Motor zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit, aber auch der Inhalte und der gesamten Promotion. Positiv ist, wenn Zweifel und Selbstzweifel dazu motivieren, nochmal genau nachzuschauen, ins Handeln zu kommen und beispielsweise einen Abschnitt noch mal zu überarbeiten.
Doch oft stehen diese Zweifel einer Entwicklung im Weg, lösen Ängste aus und kehren Motivation ins Gegenteil um:
- Ich werde nie fertig
- Ich schaffe das nicht, ich kann das nicht
- Was ich schreibe, reicht nicht
- Mich nimmt eh keiner ernst
- Ich schreibe viel zu banal
- Wird jemand merken, dass ich denke, dass ich das nicht schaffe?
- Wird jemand merken, dass ich nicht genug über das Thema weiß?
- Ich bin nicht so weit gekommen, wie ich sollte.
- Ich bin nicht gut genug.
Was sind Zweifel eigentlich?
Zweifel bzw. Selbstzweifel sind zunächst einfach Gedanken, die Dir in den Sinn kommen. Manche Gedanken werden bedacht und verschwinden schnell wieder und manche Gedanken bleiben hängen. Allerdings können wir nicht bestimmen und wir können auch nicht ändern, was wir denken. Doch wir können entscheiden, ob wir bestimmte Gedanken weiterverfolgen oder nicht. Allerdings ist es entscheiden über Gedanken auch so eine Schwachstelle. Geht es uns gut, fällt es etwas leichter bestimmte Gedanken abzuwenden. Sind wir im Stress, ist es schwieriger, bewusste Entscheidungen über Gedanken zu treffen. Darum ist es wahrscheinlich, dass Du eher in Stresssituationen zweifelst als beispielsweise im Urlaub oder anderen entspannten Situationen.
Hilfreiche und weniger hilfreiche Zweifel
Zweifel sind nicht per se schlecht, denn sie können auch ziemlich praktisch sein. Beispielsweise können Sie Dich dazu bringen, einen bestimmten Abschnitt noch einmal zu überarbeiten. Sie können sich auch dazu bringen, die Literatur noch einmal zu überprüfen und vielleicht sogar noch neue Literatur zu finden. Sie können Dich dazu bringen, über bestimmte Themen noch einmal nachzudenken und diese an das zu zu schneiden.
Aber es gibt auch Zweifel, die Dich behindern, die Deine Promotionsphase verlängern und Dich verunsichern. Das führt in den meisten Fällen zu Motivationsverlust und dazu, dass Promovierende ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen.
Sind die Zweifel berechtigt? Das ist eine der Fragen, die Du Dir möglichst zu Beginn stellen solltest. Allerdings ist es in dieser Situation auch schwierig, alleine darüber zu entscheiden und manchmal kann man die Wahrheit nicht herausfinden. Möglicherweise gibt es die nämlich gar nicht, oder sie hängt von Deinem weiteren Verhalten ab. Etwa wenn Du zweifelst ob Du je fertig werden wirst, kannst Du nicht entscheiden ob der Zweifel richtig oder falsch ist. Aber manchmal gibt es Indizien dafür, dass Du gut genug bist, dass die Literatur ausreicht oder dass Du Dein Promotionsprojekt beenden wirst. Manchmal brauchst Du in dieser Situation eine Freundin oder einen Freund, die Dir den Rücken stärkt. Suche in dieser Situation aktiv danach!
Frage Dich selbst!
Eine weitere, wichtige Frage, die Du Dir stellen solltest ist: „Sind meine Zweifel Selbstzweifel hilfreich?“ Bringen Sie mich voran, tun Sie etwas für mich?
Wenn Deine Zweifel hilfreich sind, etwa weil sie Dich motivieren oder ins Handeln bringen, dann ist das völlig in Ordnung. Überlege dann genau, welche Handlung jetzt notwendig ist und fang an.
Wenn Deine Zweifel nicht hilfreich sind, gibt es ein paar Übungen, die Du machen kannst, damit Du Deine Zweifel bzw. Selbstzweifel für Dich gut in den Griff bekommst.
Übung: Zweifel auf Distanz schicken
Schreibe einen oder mehrere Zweifel, dann wenn sie Dir in den Sinn kommen auf. Schreibe sie auf ein Blatt Papier oder eine Moderationskarte. Dann halte Dir das Blatt mit Deinen Zweifeln ganz nah vor die Augen, so dass Du die Buchstaben gerade so noch erkennen kannst. Dann mach Dir bewusst, was Du dann wahrnehmen kannst. Du siehst die Zweifel, aber Du kannst kaum wahrnehmen, was rechts und links des Blattes oder der Moderationskarte ist, was genau da passiert. Mach Dir klar, dass Du nur Deine Zweifel siehst. Stell Dir vor, Du müsstest so Deine Dissertation schreiben, Aufsätze lesen oder ins Promotionskolloquium gehen. Du könntest es nicht.
Nimm in einem nächsten Schritt dieses Blatt etwas weiter weg von Deinen Augen, halte es auf eine Armlänge entfernt. Du könntest jetzt zwar an einer Dissertation arbeiten, aber Du würdest noch ständig deine Zweifel im Blick haben. Nimm wahr, was wahrzunehmen ist.
Lege nun das Blatt hinter Dich, unter Deinen Schreibtisch oder setze Dich einfach darauf. Wie ist es jetzt? Wozu bist du nun in der Lage? Kannst du Dein Promotionsprojekt jetzt wieder besser sehen?
Zweifelst du noch oder glaubst Du schonan Dich?
Du hast viele Möglichkeiten mit Zweifeln umzugehen. Was genau du tust, wenn Zweifel dich überfallen, hast Du selbst in der Hand. Zwei Fragen sind dann hilfreich:
- Ist es wahr – ist der Zweifel/Selbstzweifel berechtigt?
- Sind die Zweifel hilfreich? Bringen sie Dich voran?
Und wenn Deine Zweifel Dich in Deiner Promotion nicht voran bringen, dann schaffe Distanz zu Deinen Zweifeln und versuche sie mit etwas Abstand zu betrachten. Deine Netzwerke können Dir dabei helfen!
Dr. Jutta Wergen
Du bekommst von mir hilfreiche Unterstützung in Deiner Promotionsphase. Ich habe in meinen Beratungen, meinen Coachings und Workshops, on-und offline, hilfreiche und passgenaue Coachinginstrumente und Tools entwickelt.
Dabei lege ich den Fokus auf die praktische Umsetzung und die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit von Promovierenden.
Coachingzonen-Wissenschaft habe ich 2014 gegründet. Hier biete ich, mittlerweile mit einem Team Online-Kurse für Promovierende an.
Ich kenne das Feld der Wissenschaft seit vielen Jahren und kenne die Strukturen der Nachwuchsförderung sowie die Besonderheiten von Promotionen. Ich weiß daher, welche typischen (und untypischen) Probleme und Fragen Promovierende haben können und kenne und entwickle mit Promovierenden gemeinsam die individuell passenden Antworten und Lösungen.
Ich arbeite seit 2001 als Coach und Trainerin mit Promovierenden. Zunächst habe ich Graduiertenprogramme koordiniert, Weiterbildungen konzipiert und angeboten. Selbstverständlich habe ich dazu selbst verschiedene Aus-und Weiterbildungen absolviert.
Als Trainerin und Coach biete ich an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen für Promovierende Workshops und Coachings an.