In der Promotionsphase gibt es einige Anlässe, traurig zu sein. Beispielsweise kann man traurig sein über verlorene Lebenszeit, verpasste Zeit mit der Familie oder vergebene Chancen, die man während der Promotion nicht genutzt hat. Und ja, auch Trauer über den Tod eines geliebten Menschen, über Beziehungen und andere Abschiede kann auftreten.

Für dieses Thema habe ich die Expertin Christine Kempkes in den Coachingzonen-Podcast eingeladen.

Dieser Blogbeitrag thematisiert, warum Trauer ein legitimer Teil der Promotion sein darf und zeigt auf, wie Promovierende, Betreuende und akademische Institutionen unterstützend wirken können, um einen achtsamen und konstruktiven Umgang mit Trauer zu fördern.

Schillernde Seifenblasen schweben vor einem grünen, unscharfen Hintergrund. Darüber steht „Coachingzonen Podcast“, darunter der Titel „Trauer und Promotion – Trauer in der Promotionsphase – Umgang mit Verlust und Veränderung“. Das Bild vermittelt eine fragile, nachdenkliche Stimmung.

Die Promotionsphase wird oft als eine Zeit intensiver Forschung, großer Ambitionen und persönlicher Weiterentwicklung beschrieben. Doch was geschieht, wenn mitten in dieser wichtigen Lebensphase unerwartet Trauer hinzukommt? Sei es durch den Verlust eines nahestehenden Menschen, das Ende einer Partnerschaft oder die Erkenntnis, bestimmte Chancen im Leben verpasst zu haben. Solche Ereignisse beeinflussen nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern auch die Fähigkeit, konzentriert und motiviert weiterzuarbeiten.

Trauer in der Promotionsphase – Umgang mit Verlust und Veränderung

In meiner Arbeit mit Promovierenden erlebe ich immer wieder, wie stark sich Trauerprozesse auf die Promotionsphase auswirken können. Dabei geht es nicht nur um akute Verluste. Viele Promovierende erleben eine stille, weniger sichtbare Form der Trauer, etwa über nicht genutzte Chancen oder eine veränderte Lebenssituation, in der sie sich selbst nicht wiedererkennen.

Warum und wie Trauer Teil der Promotion sein darf

Christine Kempkes, Expertin für Trauerbegleitung, betont im Podcast, dass Trauer ein ganz natürlicher Prozess ist, der akzeptiert und bewusst integriert werden sollte. Das Ignorieren oder Verdrängen der Trauer führt nicht zur Lösung, sondern belastet langfristig.

Gerade in der akademischen Welt, in der Leistungsorientierung und Effizienz oft dominieren, fällt es Promovierenden schwer, sich Raum für Trauer zu geben. Dabei ist es wichtig, der Trauer bewusst Zeit und Raum zu geben, um die eigene psychische Gesundheit langfristig zu erhalten.

Strategien für einen gesunden Umgang mit Trauer

Wie also können Promovierende mit Trauer umgehen, ohne dabei die Kontrolle über ihren Promotionsweg zu verlieren?

  • Bewusste Trauerräume schaffen: Ein wichtiger Ansatz ist die bewusste Schaffung von Trauerräumen. Man sollte einen festen Zeitpunkt oder Ort im Alltag etablieren, um der Trauer bewusst Raum zu geben. Das kann etwa eine tägliche Spaziergangsroutine oder ein bewusster Moment der Erinnerung und Reflexion sein.
  • Selbstmitgefühl und Akzeptanz: Sich selbst zu erlauben, nicht ständig perfekt funktionieren zu müssen, ist entscheidend und entlastet. Selbstmitgefühl hilft, den inneren Kritiker, die innere Kritikerin zu beruhigen und den emotionalen Druck zu verringern.
  • Offene Kommunikation: Promovierende sollten ermutigt werden, offen mit ihrer Promotionsbetreuung oder dem näheren Umfeld über ihre Situation zu sprechen. Verständnis und Unterstützung können nur dann erfolgen, wenn die Belastung transparent und sichtbar gemacht wird.
  • Austausch und soziale Vernetzung: Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, sei es in Trauergruppen oder im persönlichen Umfeld, ist ein wertvoller Schritt, um nicht alleine mit der Trauer bleiben zu müssen.

Impulse für Promotionsbetreuende und akademische Institutionen

Auch Promotionsbetreuende und akademische Einrichtungen tragen Verantwortung. Sie sollten ein Bewusstsein für die vielfältigen Belastungen von Promovierenden entwickeln und Angebote schaffen, die Trauerprozesse offen thematisieren und Unterstützung bieten. Trauer ist keine Schwäche, sondern eine normale Reaktion auf tiefgreifende Veränderungen und Verluste.

Abschließende Gedanken

Die Promotionsphase ist ein prägender Lebensabschnitt, der nicht frei von Trauer ist und sein muss. Es braucht Mut, Raum und Unterstützung, um Trauerprozesse zu integrieren und dennoch den Promotionsweg klar und zielgerichtet weiterzugehen. Indem Promovierende Trauer zulassen und konstruktiv damit umgehen, schaffen sie eine gesündere und menschlichere Wissenschaftskultur.

 

Hier noch die Bücher von Christine Kempkes:

Kempkes, Christine (2020) Mit der Trauer leben lernen: Impulse für eine neue innere Balance.

Kempkes, Christine (2023) Abschied gestalten: Die letzte Lebensstrecke bewusst erleben: Was am Ende wirklich zählt: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige, um sich achtsam auf den Tod vorzubereiten