Seite wählen

Kompetent Prüfungen gestalten – oder mehr Spaß beim Prüfen

Buchrezension: Das Thema „Prüfen“ ist für Lehrende und für Studierende gleichermaßen relevant. Neben einem mehr oder weniger hohen Interesse für die Lehrinhalte sind Form und Inhalte der Prüfung für Studierende überaus wichtig. Lehrende sind daran interessiert, dass eine Prüfung die Erreichung der Lernziele messen kann und dass die Durchführung der Prüfung und die Korrekturen darüber hinaus nicht zu viel Arbeit macht. Kann man da Prüfungen kompetent gestalten? Ja!, sagen die Herausgeberinnen und der Herausgeber folgenden Buches:

Gerick, Julia; Sommer, Angela; Zimmermann, Germo (Hrsg.) (2018) Kompetent Prüfungen gestalten UTB Verlag

„Constructive Alignment“ als Konzept bringt Lernziele, Lernmethoden und Prüfungen zusammen. Dabei ist deutlich geworden, dass auch die Gestaltung von Prüfungen genau betrachtet werden muss. Das zeigt auch die Zahl der Veranstaltungen zum Thema „Prüfen“ hochschuldidaktischer Einrichtungen.

Es ergeben sich also Anforderungen an Prüfungen aus den Perspektiven aller Beteiligten: Die kompetenzorientierte Erreichung der Lernziele und die Motivation der Studierenden. Dazu sollten Prüfungen für Lehrende „machbar“ sein und zur Fachdisziplin bzw. zu den Lehrinhalten passen.

Eine fächerübergreifende Sammlung von 53 Prüfungen

Für die Gestaltung ihrer Prüfungen müssen Lehrende das Rad aber nicht neu erfinden. Jetzt gibt es ein Buch mit einer Sammlung von 53 verschiedenen, fachübergreifenden Prüfungen.

Julia Gerick, Angela Sommer, und Germo Zimmermann haben das Buch „Kompetent Prüfungen gestalten“ herausgegeben. Alle vorgestellten Prüfungen sind praxiserprobt und wurden bereits erfolgreich durchgeführt. Jede Prüfung wird auf vier Seiten vorgestellt. In der Einleitung zu jeder Prüfung findet sich eine tabellarische Kurzbeschreibung, in der die Eckdaten der Prüfung übersichtlich vorgestellt werden. Das betrifft die Gruppengröße, mit der die Prüfung durchgeführt werden kann, die ungefähre Dauer der Prüfung und der Workload, den Studierende für eine erfolgreiche Prüfung investieren müssen. Darüber hinaus ist noch angegeben, welche Kompetenzen mit der Prüfung abgefragt werden, wie zum Beispiel Fachkompetenz, Methodenkompetenz Sozialkompetenz oder die Selbstkompetenz.

Viele verschieden Prüfungsformate

Zu den gesammelten Prüfungen gehören klassische Prüfungsformate wie Hausarbeiten oder Klausuren genauso wie innovative Formate, zum Beispiel die 24-Stunden-Hausarbeit oder Pecha Kucha.

Enthalten in der Sammlung sind beispielsweise elektronische Formate, wie die E-Klausur, die Coding- Challenge, die E-Portfolio-Prüfung und -Prüfungen allgemein.

Enthalten sind auch Gruppen-Prüfungs-Formate wie die „Mündliche Gruppenprüfung im interdisziplinären, problembasierten Lernen“ (iPBL), „Führungen als Prüfungsformat“, „Planspiele“, sowie Kombinationen von Einzel-und Gruppenprüfungen.

Es werden auch Prüfungen beschrieben, die semesterbegleitend sind, wie „Memos schreiben“, „Lerntagebuch führen “ oder „semesterbegleitende Aufgaben erledigen“. Andere Prüfungen finden am Ende des Semesters, oder an einem bestimmten Termin im Semester statt.

Dass schriftliche Prüfungen nicht nur Hausarbeiten oder Klausuren sind sondern beispielsweise auch „Blogbeitrag schreiben“ oder „Lexikoneintrag verfassen“ wird im Buch deutlich. Spannend sind auch die „schriftliche Problemfalldiskussion“ und die Aufgabe „Zeitungsartikel analysieren und oder verfassen“ .

Unterscheiden lassen sich die vorgestellten Prüfungen nicht nur in schriftliche oder mündliche Prüfungen, es werden auch praktische Prüfungen vorgestellt. Diese zeigen beispielsweise als kleinere Forschungsprojekte nicht nur die Kompetenzen der Studierenden. Sie fördern auch in der Vorbereitung auf die Prüfung die praktische Umsetzung des Gelernten nachhaltig und unterstützen die Kommunikation zwischen den Studierenden.

Mit den im Buch vorgestellte Prüfungsformaten können Lehrende die Erreichung von Lernzielen der Studierenden auf unterschiedlichen Taxonomiestufen prüfen.

Viele der vorgestellten Prüfungsformate aktivieren und motivieren Studierenden zum Lernen. Sie ermöglichen das erworbene Wissen anzuwenden und die erlernten Kompetenzen zu vertiefen. Ob Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz oder Selbstkompetenz nun mit den jeweiligen Prüfungsformen geprüft werden können, lässt sich mit einem Blick in einer Übersicht auf S. 18/19 feststellen.

Empfehlenswert!

Während des Lesens oder des Blätterns im Buch schaut man auch anderen Prüfenden über die Schulter. Das hilft Lehrenden bei der Ideenfindung für die eigenen Prüfung/en. Die Struktur im Buch ist so angelegt, dass  einzelne Prüfungesformen vergleichbar werden. Es bietet vor allem eine große Inspiration über mögliche Anwendungsmöglichkeiten der hier vorgestellten Prüfungen. Bei jeder der vorgestellten Prüfungen werden auch deren Grenzen und möglichen Stolpersteine erwähnt. Das hilft dabei, bestimmte Fehler nicht selber zu machen und/oder bietet die Möglichkeit, diese vorher zu kalkulieren. Die Tipps der Autoren und Autorinnen helfen bei der Umsetzung und Planung der eigenen Prüfung.

Dieses Buch ist nicht nur für jene, die neu in der Lehre sind, sondern bietet auch Inspirationen für diejenigen, die schon große Erfahrungen in der Lehre und bei Prüfungen vorweisen können. Und das nicht nur für die Wahl und Gestaltung der Prüfung, sondern auch für die Planung der Lehre vor der Prüfung.

Ich möchte dieses Buch allen Lehrenden empfehlen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals so etwas sage, aber es macht Lust auf Prüfungen! Das Buch lädt ein, kreativ zu werden. Prüfungen können Lehrenden und Studierenden Spaß machen!