In der letzten SchreibChallenge haben wir einen Mitmach-Podcast zum Thema „Promovieren mit psychischen und körperlichen Einschränkungen“ gemacht.
Promovieren mit Einschränkungen ist ein großes Thema, denn es geht sowohl um körperliche, also physische Einschränkungen und Behinderungen, als auch um die psychische Dimension von Einschränkungen in der Promotion.
Was ich aus dem Gespräch mit Betroffenen mitgenommen habe? Eigene Bedürfnisse formulieren! Beim Gespräch mit der Promotionsbetreuung gleich formulieren, wie sie euch helfen kann, denn das wissen die Meisten nicht!
Hier ein paar Auszüge aus dem Aufgezeichneten Gespräch. Hör Dir die Episode 199 gerne im Coachingzonen-Podcast an.
Promovieren mir physischen und/oder psychischen Einschränkungen
Der Mitmach-Podcast ist eine Podcast-Episode mit Gästen, die Impulse geben, und Zuhörenden, die mitmachen können. Der erste Mitmach-Podcast der Schreibchallenge für Promovierende und Postdocs hatte das Thema „Promovieren mit Einschränkungen“.
4 Promovierende haben sich bereit erklärt, Impulse zu geben und über das Promovieren mit Einschränkungen zu sprechen. Aus Schutzgründen habe ich die Personen im Blogbeitrag anonymisiert. Im Podcast habe ich die Namen verwendet, die sich die Promovierenden gegeben haben.
Das Promotionscoaching gibt mir die Möglichkeit, Barrieren zu überwinden
Person 1: „Vielleicht wird man erst zu jemandem gemacht, der eine Behinderung hat? Also es ist auch schwierig, zum Beispiel zu sagen, okay, ich habe eine Einschränkung oder ich habe eine Behinderung. Das kostet auf jeden Fall sehr viel Überwindung. Und sich auch klar zu werden, was habe ich eigentlich für eine Einschränkung?
Ein Promotion ist ja auch ein Prozess, wo man sich sehr viel mit sich selbst beschäftigt. Manche Barrieren sind mir jetzt wirklich erst durch die Promotion bewusst geworden. Durch das Promotionscoaching gibt es jetzt auch die Möglichkeit, diese zu überwinden. Trotzdem gibt es natürlich noch viel zu tun.„
Zur normalen Belastung der Promotion kommt die körperliche Einschränkung noch dazu
Person 2: „Ich sitze teilweise im Rollstuhl, aber ich habe nicht nur das Problem der Bewegungsunfähigkeit, es kommt noch viel mehr dazu. Das sind einfach auch diese vielen unsichtbaren Symptome. Das Problem der Barrierefreiheit betrifft mich in allen Lebenslagen und natürlich auch bei der Promotion.
Bei meiner Promotion gibt es so viele Aspekte, dass ich gar nicht wüsste, wo ich jetzt anfangen soll. Aber ich denke an die psychische Belastung, die jeder gesunde Mensch bei einer Promotion hat, das ist für jeden eine psychische Herausforderung. Und die ist natürlich noch größer, wenn man schon eine körperliche Erkrankung oder eine psychische, seelische Erkrankung, Grunderkrankung dahinter hat. Die körperliche Einschränkung kommt noch dazu, auch in der Promotion.“
Als ich meine Krankheit gegenüber der Promotionsbetreuung thematisieren konnte, wurde es besser
Person 3: „Bei mir ist es so, dass ich schon bevor ich diese Promotionsstelle angetreten habe, die ich jetzt habe, depressive Episoden hatte. Bei mir ist es so, dass ich dann auch sehr gute Phasen habe, in denen ich mir sehr viel zutraue. Das war auch der Moment, in dem ich mich für diese Promotionsstelle beworben habe. Mit dem ganzen Elan, dass ich dachte, ich habe meine depressiven Episoden verstanden, dass ich das super im Griff habe. Das war dann leider nicht so.
Ich hatte dann das Gefühl, ich kann vielleicht nicht promovieren, weil ich weiß, dass ich vielleicht wieder in eine depressive Episode falle. Kann ich mir das zutrauen oder kann ich mir das nicht zutrauen, weil ich irgendwie weiß, dass ich sonst schon psychisch belastet bin?
Und wir wissen alle, dass es in einer Promotion Krisen geben wird. Und ja, da war für mich dann auch die Zusammenarbeit und der Austausch mit der Promotionsbetreuung sehr wichtig. Als ich gemerkt habe, dass ich meine Erkrankung für die Promotionsbetreuung transparent machen kann, hat mir das auch sehr viel Druck genommen, so dass ich immer mit diesen Schwankungen, die ich bisher hatte, promoviert habe bis jetzt.“
Blogbeitrag zu den psychischen Belastungen während der Promotion
Die Frage, ob ich mit einer Depression promovieren darf, habe ich lange mit mir herumgetragen.
Person 4: Ich habe mich lange gefragt, ob ich promovieren darf, und ich habe die Antwort gefunden, dass ich es darf. Auch wenn man eine Beeinträchtigung hat und dadurch eine zusätzliche Belastung hat: Die Beeinträchtigung oder die Einschränkung kommt oft vom System.
Ich hatte Phasen, in denen die Depression richtig ausgebrochen ist und ich mich dann oft gefragt habe, ob ich das überhaupt schaffe.
Und dann habe ich Kritik persönlich genommen und da waren sehr viele Selbstzweifel. Und die Frage, ob ich überhaupt promovieren darf, habe ich lange mit mir herumgetragen. Niemand redet in der Wissenschaft darüber, wie viel Mühe das macht, die Publikationen, die Drittmittel, wie viel Blut, Schweiß und Tränen das kostet.
Und ich finde es einfach wichtig, dass wir über dieses Thema und über diese Promotion sprechen. Jutta Wergen sagt immer: „Promovieren ist zu 80 Prozent Mindset“. Ich glaube, wenn man dann mit der Psyche zu kämpfen hat, dann sind es vielleicht sogar 160 Prozent Mindset.
Hör Dir die Podcast-Episode an: