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Welchen Doktortitel soll ich wählen

Passend zu Episode 162 meines Podcasts geht es in diesem Blog-Beitrag um den Doktorgrad. Damit ist der Doktortitel gemeint, den Du bei der Zulassung zur Promotion auf dem Formular einträgst. Wie Du wahrscheinlich weißt, gibt es ja verschiedene Doktorgrade (wie zum Beispiel Dr.-Ing.), die Frage ist, welcher der richtige für Dich ist – hier lohnt es sich definitiv, eine strategische Entscheidung zu treffen.

Welchen Doktortitel soll ich wählen?

Ja, du hast richtig gehört! Promovierende haben, je nach Promotionsordnung, die Gelegenheit, sich für einen Doktortitel zu entscheiden. Manche Promotionsordnungen sehen unterschiedliche Doktortitel vor, das bedeutet, dass Promovierende beispielsweise zwischen einem Dr. phil., Dr. rer. soc., Dr.-Ing., Dr. rer. nat., wählen können.

Nun stellt sich natürlich folgende Fragen: Nach welchen Kriterien können diese Doktortitel ausgewählt werden? Und was ist der richtige Doktortitel für meine Doktorarbeit? Diese Entscheidung sollten Promovierende immer in Hinblick auf ihr Thema und ihre Karriereplanung treffen.

Was ist eigentlich ein Doktorgrad?

Aber beginnen wir erst einmal mit den Basics: Was ist ein Doktorgrad eigentlich genau? Ein Doktorgrad ist ein akademischer Grad und damit wird als die Bezeichnung bzw. Art des Doktortitels genannt.
Formal ist ein Doktorgrad aber kein Titel, sondern ein akademischer Grad, der verliehen wird.
In Deutschland gibt es zahlreiche unterschiedliche Doktortitel bzw. Doktorgrade. Der Doktorgrad bzw. Doktortitel wird mit der Übergabe der Promotionsurkunde verliehen und darf auch erst ab diesem Zeitpunkt getragen werden. Das bedeutet, dass in den meisten Fällen die Dissertation bereits veröffentlicht sein muss.

Welche Doktortitel bzw. Doktorgrade gibt es?

Die meisten Doktortitel, die für Promovierende infrage kommen, haben einen Fachbezug. Beispiele dafür sind: Dr. med., Dr.-Ing. Dr., Dr. rer.nat., Dr. jur., Dr. rer.soc., Dr. rer.pol, Dr. oec und Dr. phil. – Du siehst also, der Doktortitel bzw. Doktorgrad ist von der Fachdisziplin abhängig.

Hier noch eine kleine Auflistung mit dem dazugehörigen Fach:

x Philosophie (Dr. phil.),
x Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.),
x Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Dr. rer. pol.),
x Agrarwissenschaften (Dr. agr.),
x Ingenieurwissenschaften (Dr. Ing.),
x Rechtswissenschaften (Dr. jur.)

Ziehen wir das Beispiel „Dr. phil.“ heran: Dieser ist ein Sammelbegriff für mehrere Fächer, darunter finden sich Sprachwissenschaften, Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften und Pädagogik – in den Meister dieser Fachdisziplinen kannst Du einen Dr. phil. als Doktorgrad erlangen.

Hier habe ich übrigens einen Blogbeitrag geschrieben ob und wie man seinen Doktortitel in den Personalausweis eintragen lassen kann.

Entscheidung zum Doktortitel

Doch es ist nicht immer so, dass ein bestimmter Doktorgrad für eine Fachrichtung festgelegt ist. In einigen Promotionsordnungen können unterschiedliche Doktorgrade ausgewählt werden. Wenn das bei Dir der Fall ist, heißt dass, dass Du die Entscheidung selbst treffen darfst, welchen Doktortitel du anstrebst. Es ist wichtig, dass du eine kluge und, für Dich als auch Deine Karriere, passende Entscheidung triffst, bevor du auf dem Antrag auf Zulassung zur Promotion den angestrebten Titel ankreuzt.

Und da sind wir auch schon bei der Frage, die ich immer wieder höre: Welchen Doktorgrad wähle ich aus?

Ich kann diese Entscheidung natürlich nicht für Dich treffen, kann Dir aber einige Kriterien nennen, die dir dabei helfen können.

Inhaltliche Passung zu Deiner Dissertation

Der Doktortitel sollte zunächst einmal zur Dissertation passen. Wenn verschiedene Doktortitel möglich sind, solltest Du mit Deiner Promotionsbetreuung gemeinsam überlegen, welcher Titel inhaltlich zu der Dissertation passt.

Deine Prüfungskommission

Außerdem sollte die Promotionskommission, also die Prüfungskommission, so zusammengesetzt sein, dass die Fachkompetenzen für den zu vergebenen Titel vorhanden sind. Das ist besonders dann wichtig, wenn es eine fakultäts- bzw. fachübergreifende Promotionsordnung gibt, in der beispielsweise sowohl ein Dr.-Ing. als auch ein Dr. your vergeben werden kann.

Persönliche Karriereentscheidungen

Denk auch daran, Dein Karriereziel immer im Blick zu haben. Ist es beispielsweise sinnvoll, einen sehr engen, fachbezogenen Titel zu haben oder sollte er etwas weitgreifender sein?

Der Dr. Phil. zum Beispiel, der ja, wie bereits oben erwähnt, viele Fächer beinhalten kann, erweckt den Eindruck, universell einsetzbar zu sein.

Wenn Du aber in einem bestimmten Fach oder in einem bestimmten Beruf Deine Expertise nachweisen möchtest, solltest Du Dich wahrscheinlich eher für den fachbezogenen Doktortitel entscheiden. Eine Professur in der Theologie wirst Du wahrscheinlich nur mit einem Dr. theol. bekommen, möchtest Du eine Professur im Bereich der Politikwissenschaft und hast die Möglichkeit Doktor der Staatswissenschaften zu erwerben, wirst Du das wahrscheinlich tun.

Manche fachbezogenen Doktortitel weisen auch ziemlich genau auf eine Berufsbefähigung hin. Beispielsweise wird ein Dr. der Forstwissenschaften sich ziemlich sicher nicht für ein Dr. phil. entscheiden, wenn er/sie die Wahl hat.

Ab wann darf ich den Doktortitel führen?

Gute Frage! Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Fakultäten. Einzelne Fakultäten gestatten z.B. die zeitlich begrenzte Führung des „Dr. des.“ (Doctor designatus), dafür aber eben nicht die vorläufige Führung des eigentlichen Doktorgrades. Dem hingegen gibt es vereinzelte Fakultäten, die diese Vorgehensweise strikt ablehnen bzw. verbieten. Bedenke auch: Trotz entsprechender technischer Möglichkeiten bedeutet eine Änderung des „Dr. des.“ zum „Dr. jur.“ (oder Dr. med., usw.) einen zusätzlichen Aufwand. Ob Du Dir den Titel auch in Deinen Personalausweis eintragen lässt, oder nicht ist natürlich ebenfalls Dir überlassen – ich habe dazu bereits in Episode 148 meines Podcasts einiges erzählt.

Weitere Doktortitel

Zu einigen Doktortiteln würde ich gerne noch meinen sprichwörtlichen „Senf“ dazugeben, da es dazu einiges Interessantes zu erfahren gibt.

PhD

PhD steht für Philosophical Doctorate (doctor philosophiae). Der Titel wird normalerweise im englischsprachigen Ausland vergeben, kommt mittlerweile aber auch in Deutschland immer häufiger vor. Der PhD gewinnt vor allem bei internationalen Promotionsprojekten bzw. Kooperationen zunehmend an Bedeutung. Auch ich habe schon Promovierende getroffen, die in Deutschland einen PhD erhalten. Es handelte sich in diesem Fall um ein strukturiertes Graduiertenprogramm, bei dem mehrere Hochschulen beteiligt waren. Der Titel PhD wird übrigens hinter dem Namen getragen.

DBA

In Deutschland gibt es auch Einrichtungen, die es ermöglichen einen Doktortitel im Ausland zu erwerben. Dabei handelt es sich um einen DBA, Doctor of Business Administration, der in einem Fernstudium erworben wird. Diese Art der Promotion ist relativ teuer, kann aber berufliche Vorteile (beispielsweise als Führungskraft) bringen.

Ich bin nicht sicher, inwieweit dieser oftmals praxisnahe Doktortitel für eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland reicht, würde aber vermuten, dass das nur begrenzt oder unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Ehrendoktor*in

An dieser Stelle möchte ich auch noch das Thema Ehrendoktor erwähnen, denn viele Promotionsordnungen erlauben eine Ehrenpromotion.

Dort werden Doktorgrade durch eine besondere Kommission ehrenhalber verliehen – für hervorragende wissenschaftliche oder wissenschaftlich-künstlerische Leistungen in einem Wissenschaftsgebiet. Den Ehrendoktortitel erkennt man an dem h.c. hinter dem Doktortitel.

Der richtige Doktorgrad

Wie bereits erwähnt, kannst Du nur selbst die Entscheidung treffen, welcher Titel für Dich am besten passt. Ich würde Dir empfehlen, Dich mit Deiner Promotionsbetreuung zu besprechen und die finale Entscheidung unbedingt in Hinblick auf Deine weitere Karriere zu treffen. Ich hoffe, ich konnte Dir hier einen guten Überblick zum Thema bieten. Du hast noch Fragen zu dem Thema? Melde dich gerne bei mir!

 

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