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Zettelkasten

Das Arbeiten mit einem Zettelkasten, also dem Zettelkastenprinzip geht weit über das Sammeln von Notizen hinaus. Richtig gemacht, geht es darum, Texte auf der Basis erworbenen Wissens zu analysieren und neue Gedanken zu entwickeln. Also prima für alle, die nicht mehr an Texten kleben wollen, sondern mehr in die Analyse gehen wollen.

Hier stelle ich dieses Buch vor: Das Zettelkasten-Prinzip. Erfolgreich wissenschaftlich schreiben und studieren mit effektiven Notizen von Sönke Ahrens, vor. Link zu Amazon: https://amzn.to/33x96wo

Das Prinzip Zettelkasten für die Promotion

Vor dem wissenschaftlichen Schreiben kommt immer das Denken! Während es viele Techniken und Hilfen zum Schreiben gibt, gibt es wenige Techniken, die das Denken und Analysieren unterstützen. Und hier kommt dann der berühmt-berüchtigte Zettelkasten ins Spiel.

Vom Lesen zum eigenen Denken

Mit einem Zettelkasten zu arbeiten, bedeutet Wissen zu organisieren. Das Wissen wächst mit jeder erstellten Notiz. Verbindungen zwischen den Notizen zu erstellen, führt zu der Fähigkeit, sich von dem Gelesenen zu lösen und eigene Gedanken und Analysen zu bilden. Das Arbeiten mit Notizen/Zetteln, organisiert das Denken in viele kleinen Schritten, die auch ein großes Projekt, beispielsweise eine Promotion zu einem bewältigbaren Projekt machen. Das bedeutet, dass quasi neue Synapsen im Gehirn entstehen können – einfach durch die Arbeiststrategie

Das Prinzip des Zettelkastens gibt es seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als der bedeutende Soziologe Niklas Luhmann 1998 starb, hinterließ er ein Archiv aus über 90.000 Zetteln.

Der Zettelkasten ist mehr als ein Kasten mit Zetteln

Bei der Arbeit mit dem Zettelkasten-System geht es nicht darum, einfach alles auf Zettel zu schreiben, was man sonst woanders hingeschrieben hätte, sondern um das gesamte Prinzip des Zettelkastens. Ein Zettelkasten ist ein Konzept für eine effiziente Arbeitsstrategie.

Der Autor führt aus, dass der Zettelkasten in eine Arbeitsorganisation eingebettet sein muss, bzw. dass sich aus dem Führen eines Zettelkastens eine Arbeitsstrategie ergibt.

Dabei will Sönke Ahrens den Zettelkasten nicht als Technik bzw. lediglich als Tool verstanden wissen, er beschreibt den Zettelkasten als Teil eines Arbeitsprozesses bzw. eines Produktivitätsprozesses.

Das Denken und dabei Notizen zu verfassen ist also keine isolierte Tätigkeit, sondern ein Teil eines Arbeitsprozesses.

Ablauf bei der Arbeit mit dem Zettelkasten

 So läuft das Führen eines Zettelkastens ab:

  • Während des Lesens werden Notizen auf Karten, also Zettel verfasst. Jeder Zettel muss eine Quellenangabe haben.
  • Zettel werden getrennt verfasst. Es gibt Zettel, die Erträge aus der Literatur wiedergeben und Zettel, die eigene Gedanken enthalten.
  • Nach dem Verfassen werden die Notizen (Zettel) ausgewertet. Die Notwendigkeit jedes Zettels wird für den Gedankenprozess geprüft. Geprüft wird auch, ob der Zettel in „dauerhaft verständlicher Form“ (Seite 30) formuliert ist.
  • Dann wird der Zettel in den Zettelkasten thematisch eingeordnet.
  • Im nächsten Schritt werden Themen und Fragestellungen aus den Zetteln entwickelt und ein eigener Textentwurf verfasst.
  • Dabei soll das Arbeiten mit dem Zettelkasten so einfach wie möglich gemacht werden.

Ahrens, Sönke (2017) Das Zettelkasten-Prinzip: Erfolgreich wissenschaftlich schreiben und studieren mit effektiven Notizen von Sönke Ahrens, vor. Link zu Amazon: https://amzn.to/33x96wo *Affiliatelink

Die vier Prinzipien des Zettelkastens

Sönke Ahrend beschreibt vier Prinzipien, die für die Arbeit mit dem Zettelkasten gelten:

Prinzip 1: vom Schreiben her denken

Das einzige Ziel des Zettelkastens soll das Schreiben, also das Entwickeln eigener Gedanken und das schriftliche Verfassen dieser Gedanken sein. Alle Überlegungen, die mit der Organisation durch einen Zettelkasten einhergehen, haben das Ziel, Text zu erstellen.

Prinzip 2: Vereinfachen und vereinheitlichen

Eine einfache und einheitliche Handhabung des Zettelkastens kann durch die Erstellung unterschiedlicher Notizen sichergestellt werden. Prinzipiell gilt es, Notizen zu unterscheiden in flüchtige Notizen, dauerhafte Notizen und projektbezogene Notizen (S. 46). Mit den unterschiedlichen Arten von Notizen wird am Ende auch unterschiedlich umgegangen und nur die wirklich wichtigen Notizen werden dem Zettelkasten hinzugefügt.

Prinzip 3: Denken und Schreiben ist allgegenwärtig

Der Prozess des Denkens und Schreibens gestaltet sich als „zirkelförmige Realität des Schreibens“ (S. 49). Damit wird die Offenheit für neue Erkenntnisse sichergestellt, ohne auf Schreibstrukturen zu verzichten.

Prinzip 4: Positive Dynamiker entfachen

Durch stetige Erstellung von Notizen in Form von Zetteln entstehen Erkenntnisse und Querverbindungen. Je mehr Zettel vorhanden sind, desto mehr Querverbindungen können gezogen werden. Mit dieser Arbeitsstrategie kann früh und viel Text produziert werden, der stetige Denk- und Erkenntnisprozess motiviert die Forschenden immer weiter dran zu bleiben..

Vom Lesen zum Schreiben mit dem Zettelkasten

Laut Autor sind es vom Lesen zum Schreiben sechs Arbeitsschritte, die aus konzipieren, anlegen und verwalten von einzelnen Notizen bestehen, die schließlich zum Schreiben führen.

Schritt 1: Arbeitsschritte trennen

Der Autor rät, Arbeitsschritte zu unterscheiden und die Aufmerksamkeitsintensität auf die jeweilige Arbeit zu richten. Mir hat sich nicht so richtig erschlossen, warum die Trennung bzw. Unterscheidung von Arbeitsschritten als Arbeitsschritt selbst bezeichnet wird, sinnvoll scheint eine Trennung aber wohl zu sein.

Schritt 2: Lesen und verstehen

Diesen Schritt würde ich hier als Vorbereitung auf die eigentliche Tätigkeit des Zettel-erstellen sehen hier beschreibt der Autor den Entstehungsprozess der Zettel. Dieser wird unter anderem aus den Schritten, schreibend Lesen, inhaltliche Offenheit bewahren, lesen lernen und praktische Tipps zur Literaturverwaltung. Der Autor empfiehlt an mehreren Stellen hier die Arbeit mit Zotero

Schritt 3: Zettel schreiben

Der dritte Schritt ist dann endlich die Tätigkeit des Zettelschreibens. Wie kommt man denn nun vom Lesen eines Textes zum Zettel? Zettel werden während des Lesens erstellt und mit der Zeit werden Verknüpfungen hergestellt und Zettel in neue Reifenfolge gebracht.

Hier geht es darum „lokal zusammenhängende Cluster“ (S. 97) zu bilden. Zettel sollen im Hinblick auf bereits bestehende Zettel, Gedankengänge, Projekte (S. 98) verfasst werden. Wichtig ist, dass pro Zettel nur ein Gedanke aufgeschrieben wird, der wiederum für sich stehen können muss. Natürlich ist auf die Quellenangaben zu achten. Alle flüchtigen Gedanken, die sich möglicherweise auch erst im Nachhinein als weniger wichtig erweisen, sollen später vernichtet werden, sodass der Zettelkasten wirklich nur wichtige Notizen enthält.

Schritt 4: Zettel einordnen und verknüpfen

Beim vierten Schritt geht es darum, aus einzelnen Zetteln durch Verschlagwortung, Querverweise und weitere gedankliche Verknüpfungen ein System zu entwickeln. Es geht hier um das zu Ordnungssystem der Zettel, die Suche nach Verbindungen zwischen den Zetteln und die Organisation der Querverweise (S. 123). Dabei werden auch „Ähnlichkeiten und Doppelungen“ (S. 124) berücksichtigt und sortiert. Ein wesentlicher Anlass für die Entwicklung eines Zettelkastens ist es zu lernen, eigene Gedankengänge zu entwickeln und eigene Erkenntnisse durch die Organisation von Informationen zu gewinnen.

Schritt 5: Das Manuskript vorbereiten

Nach der Erstellung und Verknüpfung der einzelnen Zettel werden die gewonnenen Erkenntnisse aufgeschrieben. Zunächst wird ein Entwurf verfasst, der mit einem Brainstorming bzw. einem „Zettelkasten-Storming“ (S. 126) erstellt wird. Aus vorhandenem Material werden Gedanken systematisch weiter-entwickelt und formuliert.

Schritt 6: Ausformulieren und überarbeiten

Im letzten Schritt erfolgt die Überarbeitung des Textentwurfs

Das Zettelkasten-Prinzip To Go

Der Zettelkasten ist keine reine Methode zum Zettel sammeln oder um wissenschaftliche Notizen zu organisieren, ein Zettelkasten ist eine Arbeitsstrategie mit dem man vom Lesen zum Schreiben kommt.

Um einen Zettelkasten zu führen, stehen vorher eine Menge Vorbereitung und Überlegungen an.

Ein Zettelkasten erleichtert das Denken und das Verfassen von Text und bringt einen Zettel für Zettel einen tieferen Erkenntnisgewinn.

Das Arbeiten mit einem Zettelkasten erleichtert sowohl den Prozess des Erkenntnisgewinns als auch den des Schreibens, denn nur ein einziger Zettel sorgt dafür, dass man nicht bei Null anfangen muss.

Fazit

Das Buch ist klasse für alle, die viel mit Texten arbeiten. Idealerweise sollte es bereits im Studium zurate gezogen werden oder zum Beginn der Dissertation. Für den Einsatz in der Lehre bzw. um mit Studierenden zu erarbeiten  ist es epfehlenswert. Um zu lernen und zu erfahren, wie man vom Lesen zum Schreiben kommt, ist es Buch hervorragend geeignet.

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