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Ungeplante Verzögerungen während der Promotion: Wie gehe ich damit um?

Die meisten Promovierenden kennen das Gefühl, von äußeren Einflüssen ausgebremst zu werden, die man einfach nicht beeinflussen kann. Ich war erst letztens krank und konnte mich gut in die Situation hineinversetzen, wie das ist, wenn man zahlreiche Termine und Aufgaben auf der To-Do-Liste hat und aufgrund ungeplanter Ereignisse, wie eben eine Krankheit, nicht dazu kommt, diese zu erledigen.

Von einem Moment auf den anderen ging meine ganze Planung flöten – denn ich weiß natürlich nicht, wann ich gesund sein werde und alle geplanten Tätigkeiten wieder aufnehmen kann.

Diese Situation erlebe ich auch bei vielen Promovierenden, deren Arbeit an der Dissertation durch äußere Bedingungen gebremst wird. Jetzt kommen wir zur wichtigsten Frage: Wie kann man am besten damit umgehen?

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Geduld und Organisation

Es gibt Dinge im Leben, die kann man einfach nicht ändern. Du oder jemand in Deiner Familie erkrankt, es gibt einen Notfall, benötigte Bücher oder Materialien stehen nicht zur Verfügung, Dein Internet fällt aus oder Deine Promotionsbetreuung hat gerade keinen freien Termin. Es gibt zahlreiche Situationen, die den Abschluss Deiner Dissertation hinauszögern können. Das ist nun einmal so.

Das Schwierige an der Sache ist, mit diesen Situationen umzugehen und nicht an ihnen zu verzweifeln. Während der Promotion sind viele Menschen darauf programmiert, dass es immer vorwärts gehen muss. Bücher oder Laptops werden mitgeschleppt, damit man immer und überall an der Dissertation arbeiten kann. Doch die Realität sieht nun einmal anders aus. Irgendwann kommt der Moment, in dem äußere, unveränderliche Einflüsse, für Dich die Pause-Taste drücken werden.

Das Einzige, das Dir in diesem Fall (zumindest etwas) helfen kann, sind Geduld und Organisation.

Der Umgang mit unerwarteten Verzögerungen während der Arbeit an der Dissertation

Stell Dir in so einer Situation selbst die Frage: Kann ich es ändern? Manchen ungeplanten Verzögerungen kann man aktiv begegnen, indem man beispielsweise den Arbeitsort wechselt oder andere um Hilfe bittet. Auch die Änderung der Arbeitszeiten kann manchmal sinnvoll sein.

Oft kann es unheimlich hilfreich sein, mit anderen Promovierenden oder Kolleg*innen zu sprechen, um mögliche Alternativen für Arbeitsort, -zeit oder auch Ressourcen zu finden. In Stresssituationen (die ja oft durch unerwartete Vorkommnisse entstehen) kommt man möglicherweise gar nicht auf bestimmte Ideen, die man in entspannten Momenten – und vor allem im Austausch mit anderen Menschen – ohne große Mühe findet. Dies wäre also auf jeden Fall ein Weg, um sich auf so etwas einzustellen.

Solltest Du die Situation aber nicht ändern können, brauchst Du zunächst auch keine Lösung suchen. Wenn Du z.B. krank im Bett liegst, dann ist das nicht zu ändern. Das führt uns zu dem nächsten wichtigen Punkt: Akzeptanz.

Akzeptiere Pausen

Zunächst einmal ist es wichtig, die Situation zu akzeptieren. Es ändert absolut gar nichts, wenn Du Dir nun auch noch Sorgen um Deine Dissertation machst. Und ich verstehe, dass es gar nicht einfach ist, das nicht zu tun. Aber: Akzeptiere die Dinge, die Du nicht ändern kannst.

Was kann Dir dabei helfen? Achtsamkeitsübungen oder auch Gespräche mit anderen Promovierenden, Freund*innen oder Familie über die Situation können hilfreich sein, um diese (ungeplante) Pause zu akzeptieren. 

Dieses Spannungsfeld zwischen Akzeptanz und Stress auszutarieren ist nicht ganz leicht und je nachdem welche Krise oder Herausforderung einem begegnet auch nicht immer einfach.

Gerade bei großen Krisen (Krankheit oder Todesfälle, etc.) kann es für mich manchmal heilsam sein, sich auf das Wesentlich zu konzentrieren und dadurch einen Schritt aus dem Hamsterrad des „Funktionierens“ herauszutreten und zu sehen was und vor allem wer wichtig ist – eben auch neben Diss, Arbeit und den ganzen anderen alltäglichen Stressoren.

Bei kleineren Herausforderungen finde ich den konstruktiven Umgang damit auch schön:

  • Was kann ich verändern, damit es funktioniert oder damit es mir gut geht?
  • Brauche ich eine Pause mit einem schönen Kaffee oder ist es auch gut, die Diss für heute zu schließen und dafür Hausarbeiten zu korrigieren?
  • Oder benötige ich einen höhenverstellbaren Schreibstisch, um keine Rückenschmerzen zu haben/zu bekommen?

Manchmal finde ich aber auch Wut oder Trauer hilfreich, gerade wenn man keinen Einfluss hat und gefühlte Steine im Weg liegen. Am Ende ist nur wichtig, sich aus diesen Steinen  irgendwie einen Weg zu pflastern … 

(Inga)

Priorisierung und Step-by-Step

Konzentriere Dich erstmal auf das Wesentliche und entscheide, welche Aufgaben die höchste Priorität haben. Und dann frage Dich: Was kann ich tun, damit es weitergeht. Welchen kleinen Schritt kann ich gehen, damit ich vorankomme.

Entscheide, was gerade möglich ist und was vielleicht (noch) nicht geht. Das funktioniert übrigens am besten, wenn Du immer wieder überprüfst, ob es wirklich schon geht. Möglicherweise kannst du heute keine 20 Seiten in deiner Dissertation schreiben. Aber vielleicht eine. Oder Du kannst Dir diese wichtigen Notizen machen, die Du schon lange vor dir hinschiebst. Es gibt immer etwas zu tun, wenn es um eine Dissertation geht, es muss nicht immer nur das Schreiben dieser sein. Sollte das aus irgendeinem Grund einfach gerade nicht funktionieren, ist das auch okay. Auch andere Dinge gilt es zu erledigen, die vielleicht in Deiner Situation eher möglich sind.

Zeitplan überarbeiten

Falls Du einen genauen Zeitplan für Deine Dissertation hast, fällt dieser in so einer Pausensituation natürlich ins sprichwörtliche Wasser. Manchmal muss man es einfach hinnehmen, dass sich die gesamte Bearbeitungszeit verlängert. Es hilft nicht, Gedanken daran zu verschwenden, dass man die verlorene Zeit wieder einholen möchte – denn das klappt ganz oft nicht. Es ist nun mal so, dass das Leben auch während der Promotion stattfindet. Überlege Dir ganz einfach, wann Du Deinen Zeitplan überarbeitest. Trage auch Zeit für Krankenstand, Kinder oder ungeplante Zwischenfälle ein. Mein persönlicher Tipp: Arbeite mit Puffern und plane diese am besten schon vorab ein. Du wirst sehen, je weiter Deine Promotionsphase voranschreitet, desto eher werden diese Puffer auch aufgebraucht.

Denk daran: Tu Dir was Gutes. Achte auf Dich und auf das, was Dir persönlich guttut. Das können Ruhephasen sein oder auch ein gutes Gespräch. Versuche nicht in Stress zu geraten, sondern mach Dir stattdessen bewusst, dass Dein Mindset und innere Ruhe ausschlaggebend für Dein Schaffen sind. Ich weiß, es ist schwer, aber versuche geduldig zu sein.

Das wars auch schon mit meinem Input zu dem Thema. Jetzt interessiert mich aber, wie Du mit ungeplanten Verzögerungen umgehst. Hast Du Ideen? Dann schreib mir doch eine Mail. Ich nehme Deine Anregungen sehr gerne noch in diesen Blogbeitrag auf. Solche und ähnliche Thematiken besprechen wir übrigens auch im Membership Programm „Fokus-Promotion“. Lust dabei zu sein? Dann klick HIER.