Transkript Folge 248_Selbstzweifel in der Promotion_
Mit Freude und Leichtigkeit promovieren. Geht das überhaupt? Glücklich promovieren, erfolgreich promovieren, selbstbestimmt promovieren, machen wir uns doch nichts vor. Das funktioniert doch nicht wirklich, oder? Herzlich willkommen zum Coachingzonen-Podcast. Ich bin Dr. Jutta Wergen und freue mich, dich auf Deinem Promotionsweg zu begleiten. In diesem Podcast findest Du wertvolle Unterstützung für alle Phasen Deiner Promotion. Ob es das Schreiben der Dissertation geht, die Organisation Deines Projekts oder Dein Schreibzeit- und Selbstmanagement. Hier bekommst du praxisnahe Tipps, Impulse und ich sag einfach manchmal, wie es wirklich ist.
Beim Workshop an Überzeugung und Glaubenssätzen arbeiten letzten Samstag durfte ich mit den Teilnehmenden von Fokus Promotion darüber nachdenken, wie das eigentlich funktioniert mit den Glaubenssätzen und den Überzeugungen. Ich nehme das mal beides als gleich oder ähnlich hin. Was sind Glaubenssätze? Glaubenssätze sind langgehegte Überzeugungen, die du wahrscheinlich schon hast, die du als Kind bekommen hast, vielleicht in der Schule bekommen hast. Etwas, was du über dich denkst und vielleicht gar nicht in Zweifel ziehst, weil du es vielleicht schon so lange denkst oder weil es dir einfach schon oft gesagt wurde. Und ich möchte heute mal darüber sprechen, wie das funktionieren kann, dem, was man so über sich denkt, eine neue Bedeutung zu geben. Und zwar geht das nämlich, weil im Prinzip ist alles, was du über dich denkst und auch, oder darum geht es heute hier über die schlechten Sachen, die du über dich denkst, dass man denen einfach auch eine andere Bedeutung geben kann.
Und ich will dir zeigen, wie das geht. Zum Beispiel könnte ich über mich denken, ich bin immer so neugierig. Und neugierig sein, könnte man sagen, das ist gut, das ist schlecht. Weil vielleicht hat man früher gesagt, „sei nicht so neugierig“ oder „du bist immer so neugierig“ und dann hat man vielleicht den Eindruck bekommen, dass neugierig sein etwas Schlechtes ist. Aber was wäre, wenn Neugier eine gute Eigenschaft wäre? Was wäre, wenn neugierig sein etwas Tolles wäre? Wenn ich mir zum Beispiel sagen würde, hey, es ist gut, dass du neugierig bist, denn du interessierst dich für deine Umwelt. Du nimmst wahr, du nimmst andere wahr. Und es könnte sogar sein, dass es Kontexte gibt, wo Neugier eigentlich eine super Idee ist.
Einerseits, als ich promoviert habe, war Neugier bestimmt eine gute Sache, für mich neue Daten zu finden, neugierig Zusammenhänge zu zusammenzubringen, neugierig, neue Literatur zu bekommen, neugierig, neue Tools auszuprobieren, neugierig, Methoden zu verwenden. Und auch jetzt in meinem Job bei Coachingzonen beispielsweise treibt mich die Neugier natürlich an, weil dass ich natürlich neugierig bin, wie man besser promovieren kann oder wie man Leute besser unterstützen kann.
Und jetzt zu dir.
Was wäre beispielsweise, wenn Selbstzweifel toll wären? Wenn du nicht denken würdest, ich bin so unsicher, Ich weiß nicht genau, wie ich jetzt weitermachen soll. Ich traue mich nicht, die Entscheidung zu treffen. Und was wäre, wenn das absolut sinnvoll wäre? Was wäre, wenn Selbstzweifel an deiner Seite stehen würden, dich zu unterstützen? Selbstzweifel sind definitiv eine gute Idee, wenn es darum geht, dass du dich vielleicht nicht überschätzt, dass du Dinge realistisch einplanst oder realistisch siehst, entsprechend zu agieren, entsprechend Hilfe zu bekommen oder dir Hilfe zu suchen oder dir Unterstützung im Sinne von Beratung zu besorgen. Also schützen dich Selbstzweifel davor schlechte Sachen zu machen, weil sie dich daran erinnern, dass du vielleicht noch mal darüber nachdenken solltest.
Also Selbstzweifel lassen dich über deine Stärken und Schwachen nachdenken und du fühlst dich da nicht so sicher und kannst dann auch deine Argumentation noch mal prüfen. Vielleicht führen Selbstzweifel auch dazu, dass du offen bist für neue Ergebnisse. Und na ja, ich meine, ich sehe ein, dass das jetzt echt schwierig nachzuvollziehen ist, aber Selbstzweifel können einen auch motivieren. Ich weiß, Selbstzweifel fühlen sich nicht so gut an, aber das ist vielleicht auch ein bisschen die Bedeutung, die du denen gibst. Also, dass Unsicherheit vielleicht eigentlich auch gut ist, wenn man… Also ich weiß, dass sich das nicht gut anfühlt, aber beispielsweise kannst du darüber nachdenken, In welchem Kontext ist Unsicherheit oder sind Selbstzweifel, ich nehme das jetzt mal so zusammen, in welchem Kontext sind die eigentlich gut? Und beispielsweise in der Forschung sind Selbstzweifel super. Also du kannst ja schlecht Sachen veröffentlichen, über die du nicht lange nachgedacht hast oder die du nicht geprüft hast. Ich meine, klar, du kannst die Sachen natürlich veröffentlichen, aber du kriegst dann wahrscheinlich Ärger dafür oder schlechtes Feedback oder Shitstorm.
Und in der Promissionsphase sind Selbstzweifel vielleicht auch noch mal gut, weil sie dich motivieren, dazu besser zu werden oder auch noch mal andere Leute zu fragen. Ich meine, ich sehe jetzt ein, andere Leute zu fragen ist jetzt nicht auch immer unbedingt eine gute Idee oder das zu machen, was andere Leute sagen, weil sich das möglicherweise auch widersprechen kann. Aber sie schützen dich vielleicht davor, so ganz arglos zu publizieren oder etwas auf Konferenzen zu präsentieren. Also Ja, dass solche Gefühle oder so negative Einstellungen zu sich selber oder zu Eigenschaften, die man hat, sind nicht immer gut. Aber sie leben auch davon oder sind auch darum vielleicht irgendwie belastend, weil du denen eine negative Bedeutung gibst. Ich weiß, du kannst schlecht da umschalten und sagen, hey, super, ich fühle mich gerade schlecht, das ist doch bestimmt was Gutes. Also ich will nicht, dass du das so jetzt generell machst. Und ich möchte dich aber gerne einladen dazu, dass du bei solchen Sachen noch mal nachdenkst, in welcher Beziehung, in welcher Hinsicht, in welchem Kontext das auch eigentlich gut ist.
Wenn du Lust hast, dann will ich dir einfach in dieser Episode mitgeben, das als Experiment einfach mal durchzuspielen. Gib Dingen, Gefühlen, Eigenschaften, Gedanken, die dich in deiner Promotion behindern. Gib denen mal eine andere Bedeutung oder versuch, denen eine andere Bedeutung zu geben. Und das kann man auch gut machen, wenn man sich mit Leuten vernetzt, die gut zu einem sind. Man sollte natürlich nicht zu den ärgsten KritikerInnen gehen und sagen, sag mal, findest du auch, dass ich das nicht gut mache. Also, es geht nicht drum, sich selbst zu bemitteleiden oder so zu übertreiben. Grade wenn man etwas in die eine oder andere Richtung zu extrem macht, kann das auch negativ sein oder kann vielleicht auch behindern. Und es geht ja immer drum, dass du deine Promotion gut überstehst. Es geht nicht drum, besonders fleißig und besonders viel Zeit zu investieren, sondern darum, das vielleicht auch ganz pragmatisch und mit der richtigen Einstellung zu machen.
Also wann und wofür ist sinnvoll und in welchen Situationen ist sinnvoll, dass ich neugierig bin, dass ich Selbstzweifel habe Und alle anderen Dinge, die du vielleicht auch fühlst, dass ich zu laut bin, dass ich zu schnell bin, dass ich zu viel bin, das sind ja alles so Gefühle, die man manchmal so hat. Und überleg mal, wann das vielleicht auch Sinn macht. Und vielleicht auch, wie dich diese Gefühle dahin gebracht haben oder diese, ich sag jetzt mal Gefühle, Einstellungen, Haltungen, Gedanken über dich selber, ob die dich vielleicht auch dahin gebracht haben, wo du bist. Du bist ja schon weit gekommen. Okay, also betrachte negative Gedanken und Gefühle, die deine Motivation an der Promotion beeinflussen. Betrachte die einfach mal als FreundInnen. Ich weiß, ist vielleicht verrückt, aber versuch’s mal. Also wenn du Bock hast, versuch’s mal.
Ist ein guter Tipp, ist ein super Tipp von mir. Weil du einfach merkst, dass diese Einstellungen zu dir selber, dass die vielleicht mit der Betrachtung auch in die positive Richtung, dass sie vielleicht auch weniger mächtig sind, dich weniger beeinflussen und du vielleicht in bestimmten Beziehungen wieder arbeitsfähig wirst oder mehr an dich glaubst, so dass du sagst, okay, fühlt sich gerade nicht gut an, macht aber Sinn und kann ich mitarbeiten. Und jetzt nochmal auf Die Frage, die ich am Anfang gestellt habe, nämlich kann man dann eigentlich mit Leichtigkeit, selbstbewusst, selbstbestimmt, erfolgreich, gibt es das überhaupt? So selbstbestimmt, selbstbewusst, erfolgreich zu promovieren? Ja, stimmt. Aber nicht immer und nicht überall. Und was man einfach machen kann, ist, sich in der Promotion so maximal gut auf sich selber einzustellen. Und das bedeutet auch, denke ich, also es ist meine Erfahrung, bedeutet auch, sich mit Personen zu umgeben, die an einen glauben, mit denen man gemeinsam dranbleiben kann. Ich glaube, das ist total wichtig, weil alleine wird es halt super schwierig. Und ja, macht das einfach.