Promotionscoaching bietet sich immer dann an, wenn Promovierende vor Herausforderungen stehen, die sie nicht allein bewältigen können. Besonders dann, wenn schon einige Versuche unternommen wurden – und keine passende Lösung gefunden wurde, ist es Zeit, sich nach professioneller Hilfe umzusehen.
Das Problem ist die Lösung
Wenn Promovierende dann ein Coaching im Rahmen ihrer Promotion anfragen, haben sie meist schon viele Lösungen ausprobiert und die richtige Lösung für ihr Problem noch nicht gefunden.
Darüber habe ich mit der Kollegin und Schreibtrainerin Dr. Eva-Maria Lerche gesprochen.
Für uns Coaches bedeutet das, dass wir in Beratungen und Coachings nach den Lösungen schauen dürfen, die noch nicht funktioniert haben. Selten bestehen diese Lösungen darin, dass sich Promovierenden noch mehr anstrengen müssen, früher aufstehen, länger oder schneller schreiben, noch fleißiger sein und besser arbeiten müssen.
Um herauszufinden, was in der jeweiligen Situation wirklich hilft, ist es auch auf andere Bereiche des Lebens zu schauen und auch Emotionen aka „Bauchgefühl“ zuzulassen.
Die Perspektive wechseln
Promovierende im Promotionsprozess zu unterstützen, kann auch darin bestehen, unerwünschtes Verhalten zu würdigen und als Lösung zu betrachten. Manche Lösungen oder Wege für gewünschte Ziele bestehen also darin, sich mit Widerständen zu verbünden, um daraus passende Ideen zu generieren, die zum gewünschten Ziel führen.
So ist es gut möglich, dass es nicht darum geht, noch einen Zeitplan zu erstellen, noch bessere Tools zu nutzen und noch länger zu arbeiten. Möglicherweise besteht das Promotionscoaching auch darin, einen Schritt zurückzugehen und herauszufinden, was das wirkliche Problem beispielsweise für das Symptom „Schreibblockade“ ist.
Manchmal hilft es nicht weiter auf einer rationalen, logischen Ebene an Probleme und Herausforderungen heranzugehen, denn Emotionen spielen in der Promotion sowie im Coaching eine große Rolle.
Im Coachingzonen-Podcast Episode 154 spreche ich mit Dr. Eva-Maria Lerche vom Schreibraum Münster: https://eva-lerche.de/
Persönlichkeitsentwicklung in der Promotion
Die Promotionsphase ist immer auch eine Phase der Persönlichkeitsentwicklung. Nicht nur Promovierende der „ersten Akademiker*innen-Generation“, berichten über die großen Veränderungen, die ein Promotionsprozess mit sich bringt. Grundlegende Veränderungen betreffen die neue Rolle als Forschende*r, Lehrende*r.
Erwartungen werden nicht nur seitens der Wissenschaft an die Promovierenden herangetragen, auch die privaten Beziehungen verändern sich oft und neue berufliche Beziehungen entstehen.
Nicht mehr zu wissen „wo man hingehört“ und ist beispielsweise ein Thema, das Promovierende begleitet, genauso wie z. B. das Imposter-Syndrom.
Das bedeutet für das Promotionscoaching auch diese Themen wahrzunehmen, einzubeziehen und sie nicht als Defizit zu begreifen, sondern als Chance zur weiteren Entwicklung der Forschenden-Persönlichkeit. Denn schließlich sind auch Promovierende, Experten und Expertinnen für sich selbst.
Im Promotionscoaching stellen wir also fest:
Individuelle Herausforderungen haben viele verschiedene Dimensionen.
Das bedeutet, Promovierende mit alles ihren Themen anzunehmen. Promotionscoaching ist Unterstützung der ganzen Person mit ihren Gedanken, Kompetenzen und Gefühlen. Der Blick als Coach richtet sich nicht nur auf die Verbesserung der Arbeitsorganisation, sondern auf die gesamte Lebenssituation.
Individuelle Herausforderungen ergeben sich auch durch die vorgegebenen Strukturen. Das sind beispielsweise Befristungen im Rahmen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, asymmetrische Beziehungsverhältnisse mit Promotionsbetreuenden oder Vorgesetzten. Dazu kommen lose gekoppelte (Führungs- und Entscheidungs-) Systeme in Hochschulen und die Belastung durch verschiedene Arbeits- und Vereinbarkeitsanforderungen.
Um Hilfe zu bitten und Hilfe zu erhalten, sollte für Promovierende selbstverständlich sein. Promovieren ist als berufliche Tätigkeit eine Profession, in der es Unterstützung und Weiterbildung geben sollte das gilt sowohl für fachliche Unterstützung als auch für Unterstützung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung.
Promotionscoaching erstreckt sich auf alle Lebensbereiche: Probleme, mit denen Promovierende in ein Promotionscoaching kommen, sind Probleme in beruflichen bzw. Promotionskontexten, die sich auf andere Lebensbereiche auswirken. Daher müssen diese ins Coaching einbezogen werden.
Promotionsbetreuung muss auf ganzen Menschen ausgerichtet sein. Professorinnen und Professoren betreuen Forschungsprojekte als Expertinnen und Experten in fachlicher Hinsicht. Die persönlichen Entwicklungsprozesse von Promovierenden betreffen nicht nur die fachliche Entwicklung, sondern auch die persönliche Entwicklung. Persönlichkeitsentwicklung gehört zur Promotion dazu und sollte als Teil der Promotionsbetreuung betrachtet werden.
Das Thema Persönlichkeitsentwicklung sollte zumindest in den Blick der Promotionsbetreuenden geraten. Das bedeutet nicht, dass Promotionsbetreuende alle Bereiche abdecken müssen, sondern eher, dass die Promotionsbetreuung auch auf den Bereich Persönlichkeitsentwicklung und genauso auf den Bereich Schlüsselkompetenzen ausgeweitet werden sollte.
Im Coachingzonen-Podcast Episode 154 spreche ich mit Dr. Eva-Maria Lerche vom Schreibraum Münster: https://eva-lerche.de/