Soll ich promovieren – oder lieber nicht?

Soll ich oder soll ich nicht promovieren? Das ist die Frage, die sich viele Promovierende vor ihrer Promotion stellen. Die Promotionsphase kann sehr erfüllend sein, allerdings gibt es auch ein paar Herausforderungen, die bewältigt werden wollen. Hier stelle ich ein paar Herausforderungen der Promotion vor. Ich stelle auch Ideen vor, in welche Richtung Du denken könntest, die Herausforderungen der Promotion zu lösen!

Überqualifiziert mit Doktortitel

Die Möglichkeit mit einem Doktortitel überqualifiziert zu sein, besteht. Besonders dann, wenn in dem Bereich, in dem Du arbeiten möchtest, kein Titel notwendig ist und die potenziellen Vorgesetzten nicht über einen Doktortitel verfügen.
Aber: Für Promovierte erschließen sich nach der Promotion in der Regel neue Berufsfelder. Das hängt mit den (Schlüssel-) Kompetenzen zusammen, die in der Promotion erworben werden. Besonders dann, wenn Du gerne Herausforderungen annimmst, kannst Du davon ausgehen, dass Du eine Tätigkeit finden wirst, bei der Du mit einem Doktortitel genau richtig bist. Es kann sein, dass sich die Ideen dazu erst in der späteren Promotionsphase entwickeln. Also, nur etwas für Mutige!

Hoher Grad an Unplanbarkeit

Du weißt nicht, was bei Deiner Forschung auf Dich zukommt. Weißt nicht, wie lange Deine Dissertation dauern wird und welche Probleme in Deinem Forschungsprojekt zu lösen sind. Du machst zu Beginn Deiner Promotion einen Plan und wirst wahrscheinlich bald feststellen, dass dieser Plan nicht einzuhalten ist. Nicht etwa, weil Du zu langsam oder zu wenig motiviert bist, sondern einfach, weil immer irgendetwas nicht so läuft, wie es laufen sollte.
Aber: Du kannst intensiv an einem Thema arbeiten, was Du Dir im Idealfall selbst gesucht hast, Du kannst es gänzlich durchdringen und lernst viel. Vor allem lernst Du, kreativ zu sein, besonders dann, wenn es schwierig wird! Du lernst schnell, Lösungen zu finden.

Lange Abhängigkeit von der Promotionsbetreuung

Promovierende sind in der Phase ihrer Promotion oft abhängig von der Promotionsbetreuung. Obwohl die Promotion auch die erste Phase des eigenständigen Forschens ist, wird die Dissertation von der Promotionsbetreuung benotet. Darum bist Du da wahrscheinlich nicht ganz so frei und kannst doch nicht so selbständig eigene Entscheidungen treffen. Es kann sogar sein, dass mit der Promotionsbetreuung Konflikte entstehen. Noch abhängiger bist Du, wenn Deine Promotionsbetreuung Dein Chef oder Deine Chefin ist.
Aber: Du lernst Dich durchzusetzen, zu argumentieren und zu kooperieren. Du erhältst wahrscheinlich auch Unterstützung durch die Promotionsbetreuung und lernst, zu Deinen eigenen Forschungsergebnissen zu stehen, lernst Dich zu verbünden und auch Konflikte zu überstehen.

In Einsamkeit und Unfreiheit

Du bist wahrscheinlich ziemlich alleine mit Deiner Promotion. Wenn Du nicht gerade im Kolleg promovierst (wo Du Dich allerdings auch alleine fühlen kannst) ist eine Promotion immer ein individuelles Projekt. Du triffst Entscheidungen, Du treibst Deine Promotion alleine voran. Wenn Deine Freunde und Freundinnen nicht promovieren und in Deiner Familie niemand promoviert hat, kann es sein, dass Deine Umgebung kein Verständnis für Deine Sorgen und Nöte aufbringen kann. Oft kommen Promovierende an einen Punkt, an dem sie das Gefühl haben, dass ihnen niemand mehr helfen kann, z.B. wenn es inhaltlich schwierig wird oder wenn es um Karriereplanung geht.
Aber: Du kannst Dich aktiv mit anderen Promovierenden vernetzen. Gegenseitige kollegiale Beratung (hier ein Arbeitsblatt zur Gründung eines Erfolgsteams) ist in der Promotionsphase wichtig. Gerade wenn es schwierig wird, ist professionelles Promotionscoaching eine gute Idee! Viele Universitäten und auch einige Fachhochschulen bieten Promotionscoaching oder Workshops zur Unterstützung, z.B. Schreib-Workshops oder Workshops zur Karriereplanung von Promovierenden und Post-Docs an.

Verdienst? Negativ!

Während der Promotion ist ein Einkommen wahrscheinlich nicht sehr hoch. Bei vielen Promotionsformaten, zum Beispiel mit einem Stipendium oder einer halben Stelle als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in lebst Du nicht auf großem Fuße. Auch bei der berufsbegleitenden Promotion wirst Du zwischendurch feststellen, dass eine Reduzierung Deiner Erwerbsarbeit (und damit Deines Einkommens) Deine Promotion enorm voranbringt.
Dazu kommt, dass Du relativ lange in der „Ausbildung“ bist. Viele Absolvent_innen wollen nach dem Studium endlich Geld verdienen. Mit einer Promotion verlängert sich diese Phase nochmal um 3,5-7,5 Jahre. Die Promotionsdauer hängt u.a. davon ab, in welchen Fach Du promovierst und wie Du sonst noch unterstützt wirst, oder ob Du etwa Familienaufgaben nachkommst.
Aber: Eine Promotion rechnet sich nachher umso mehr. Promovierte Personen sind weniger von Arbeitslosigkeit betroffen und haben generell bessere Beschäftigungsoptionen und Verdienstmöglichkeiten.

Daten veralten schnell

Deine Promotion wird schnell alt, bzw. Deine Daten sind der Gefahr ausgesetzt, bald unbrauchbar zu werden. Das bedeutet, dass Du Dir meist keine großen Unterbrechungen, wie zum Beispiel Erziehungszeit, leisten kannst. Ein Jahr aussetzen ist für viele Promovierende ungünstig.
Aber: Vielleicht kann dieser Druck auch ein Impuls sein, dass Du schnell mit Deiner Promotion vorankommst. Sieh es einfach positiv!

Gut genug gibt‘s in der Promotionsphase nicht

Promovierende fühlen sich oft so, als wären sie nie gut genug. Stetig begleitet sie das Gefühl, dass sie besser sein könnten. Eine Promotion ist für viele Promovierende ein Wettlauf gegen die eigenen Ansprüche.
Dazu kommt, dass sie immer an ihre Promotion denken, abends, am Wochenende, im Urlaub – ständig! Du wirst also oft das Gefühl haben, dass Du eigentlich an Deiner Promotion arbeiten solltest, statt Kaffee zu trinken, ins Kino zu gehen oder andere Freizeitaktivitäten zu genießen. Beispielsweise finden sich nicht selten im Urlaubsgepäck von Promovierenden Fachbücher, meistens reisen sie aber ungelesen wieder mit zurück. Was bleibt ist allein das schlechte Gewissen der Promovierenden.
Aber: Es ist möglich einen guten Umgang mit diesen Ansprüchen zu finden. Hier helfen besonders Netzwerke von Promovierenden und gute Arbeitsstrategien in der Promotion. Übrigens hilft hier auch ein Promotionscoaching oder der Online-Coaching-Kurs „Projekt-Promotion“.

Stetige Unsicherheiten

Promovierende müssen oft mit Unsicherheit und Kritik umgehen. Du weißt oft nicht, ob das, was Du da gerade tust oder das was Du da gerade schreibst, richtig ist. Und Du weißt auch nicht immer, welcher Schritt in Deiner Forschung der Richtige ist. Wissenschaftlicher Fortschritt geht traditionell mit Kritik an bestehender Forschung einher. Das bedeutet, dass ohne Kritik oder das Infrage stellen von wissenschaftlichen Ergebnissen keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen müssen also immer mit Kritik umgehen und diese konstruktiv nutzen können.
Aber: Unsicherheit und kritische Bemerkungen über Deine Forschung und Deine Forschungsergebnisse können Deine Forschung verbessern. Unsicherheit und Zweifel können auch der Anlass sein, die Ergebnisse gründlich zu prüfen und besonders gut zu formulieren.

Ein Zurück wird schwierig

Ist die Promotion einmal begonnen, ist für viele der Rückweg ausgeschlossen. Vor einem Promotionsabbruch scheuen viele Promovierende zurück, auch wenn das eigentlich die richtige Entscheidung wäre. Gegen einen Promotionsabbruch spricht, dass schon zu viel Zeit und Geld und wahlweise Blut, Schweiß und Tränen investiert wurden. Die Promotion abzubrechen könnte zudem bedeuten, dass Dich das Gefühl des Scheiterns eine lange Zeitspanne begleiten wird.
Aber: Die Zeit ist meistens auch bei einem Promotionsabbruch nicht vergeudet, nicht nur, weil sich individuelle Lern-und Entwicklungsprozesse ökonomisch nicht bewerten lassen. Bei einem Blick auf individuelle Lebenswege lässt sich feststellen, dass der Promotionsabbruch der Ursprung für eine neue Karriere war. Erfolgreich scheitern heißt die Devise!

Danach? Unklar!

Was machst Du nach der Promotion? Viele Promovierende stellen in der Promotionsphase fest, dass der Plan „in der Wissenschaft zu bleiben“ nicht aufgeht. Befristete Verträge machen die Arbeit in der Wissenschaft prekär und unattraktiv. Der Ausstieg aus der Wissenschaft ist für viele Promovierte eine Hürde, besonders für Post-Docs in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Aber: Du kannst bereits in der Promotionsphase die Weichen für den Ausstieg aus der Wissenschaft stellen. Auch wenn eine Professur Plan A der Karriereplanung ist, kannst Du schon vorher einen Plan B entwickeln. Auch hier ist es sinnvoll, die Angebote an den Universitäten zur Karriereplanung zu nutzen, wie Mentoring Programme, Workshops oder Coaching Angebote. Auch über ein Promotionscoaching kann die Karriere geplant werden.

Herausforderungen der Promotion? Ja bitte!

Alles in allem zwingt Dich eine Promotion dazu, über Dich hinaus zu wachsen – und das viel mehr, als du Dir vorstellen kannst. Wichtig ist, Weiterbildungsangebote zu nutzen, die Promotionsbetreuung aktiv zu gestalten und gut vernetzt zu sein! Und dann ist es natürlich  sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn die Probleme in der Promotion alleine nicht bewältigbar sind.

 

Übrigens bietet der Online-Coaching-Kurs „Projekt-Promotion“ diese Unterstützung an! Informiere Dich und trag Dich in die Liste ein, wenn Du rechtzeitig vor Beginn eines neuen Kurses informiert werden möchtest.