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Promotionskolloquium

Wie Du das Promotionskolloquium als Ressource nutzen kannst und wie Du für andere im Promotionskolloquium eine Ressource bist.

Das Promotionskolloquium als Ressource

Ein Promotionskolloquium kann eine Prüfung sein oder ein fachliches Gespräch zwischen Promotionsbetreuenden und Promovierenden. In diesem Beitrag geht es um das fachliche Gespräch. Wer sich zum Thema Promotionskolloquium, Disputation informieren möchte, schaut bitte hier: Disputation vorbereiten oder Online-Disputation.

Promotionskolloquium – Gespräch unter Fachleuten

Ein Promotionskolloquium ist ein fachlicher, wissenschaftlicher Austausch während der Promotion. Der Begriff Colloquium kommt aus dem Lateinischen und meint Gespräch/Unterredung. Es gibt auch eine Bedeutung, in der das Promotionskolloquium bzw. Dissertationskolloquium die Promotionsprüfung bedeutet.

Kolloquien in der Promotion unterstützen die Kommunikation zwischen Promotionsbetreuenden und Promovierenden sowie den Promovierenden untereinander. Ein Kolloquium bietet die Möglichkeit fachlichen Austausches. Dabei werden die Ideen der Dissertation diskutiert, überprüft und weiterentwickelt. Ein Promotionskolloquium darf immer auch ein Lernumfeld für alle Beteiligten sein.

Für Promotionsbetreuende ist ein Kolloquium eine Möglichkeit, sich mit Promovierenden fachlich auszutauschen und auch zu erfahren, welche Gedanken die Promovierenden sich zu ihren Themen machen.Ebenfalls bildet ein Promotionskolloquium auch immer den Fortschritt der Dissertationen ab. So können Promotionsbetreuende erkennen, wie die Promovierenden vorankommen

Promotionskolloquien werden von Promotionsbetreuerinnen und Promotionsbetreuern individuell unterschiedlich organisiert. Einige bieten wöchentliche Kolloquien an, andere monatliche oder 1-2 pro Semester. Abhängig ist das Angebot meist von der Anzahl der Promovierenden und dem Stellenwert abgeschlossener Promotionen für die Promotionsbetreuung.

Auch der Grad an der Verpflichtung zur Teilnahme ist unterschiedlich. Manche Promotionsbetreuende verpflichten ihre Promovierenden zur Teilnahme mit Anwesenheitsliste, andere freuen sich über alle, die kommen.

Für Promovierende ist der Besuch eines Kolloquiums eine Ressource für ihre Promotion. Sie erfahren viel über andere Promotionen, über Vorstellungen der Promotionsbetreuung zu den Themen der Promotionen und haben die Möglichkeit, Feedback auf ihre eigene Promotion zu bekommen.

Umgang im Promotionskolloquium

Die Kultur des Umgangs miteinander, aber ein Promotionskolloquium kann unterschiedlich sein. Das bezieht sich auf den Ablauf, die Themen, die im Kolloquium behandelt werden und die Gesprächskultur.

So gibt es Kolloquien, in denen Promovierende auf den Prüfstand gestellt werden, andere Kolloquien sind eher eine kollegiale Veranstaltung zum Austausch und zur Entwicklung von Dissertationen.

So ist es auch für manche Promovierenden ein großer Spaß, an einem Kolloquium teilzunehmen und für andere Promovierende kann es eine große Qual sein.

Kultur im Kolloquium

Auch der Ablauf ist in vielen Promotion Kolloquien unterschiedlich. Möglich ist eine Begrüßungsrunde, in der alle die Möglichkeit haben, ihren aktuellen Stand zu teilen, in der neue Promovierende willkommen geheißen werden und in der Promovierende für die Beendigung der Dissertation gefeiert werden.

Im Kolloquium haben auch Promovierende die Gelegenheit, ihre Dissertation vorzustellen. Sie vereinbaren einen Termin und einen Zeitraum, in dem sie den aktuellen Stand, eine bestimmte Fragestellung oder ein Kapitel diskutieren können. Oft findet diese Vorstellung im Rahmen eines kurzen Vortrags statt.

In vielen Promotion Kolloquien wird danach eine Diskussion eröffnet, in der alle Teilnehmenden eine Rückmeldung geben können. Auch die Promotionsbetreuung gibt ein Feedback, eine Empfehlung und teilt weitere Ideen, in welche Richtung die weitere Bearbeitung der Dissertation gehen kann.

Konventionen im Promotionskolloquium

Ein Promotionskolloquium ist von Konventionen geprägt. Weil neu hinzukommende Promovierende die Konventionen nicht kennen, sind sie eher zurückhaltend. Sie müssen erst lernen, welche Konventionen es gibt und wie sie sich im Kolloquium Verhalten.

Konventionen im Promotionskolloquium können bereits die Einladung zum Kolloquium sein. Auch die Sitzordnung ist eine Konvention, gibt es eine und wo ist der eigene Platz? Gibt es Kaffee und wer bringt die Kekse oder sogar Kuchen mit? Wie werden die Pausen gestaltet und worüber wird in den Pausen gesprochen? Wann wird erwartet, ob und wie sich geäußert wird.

Die Konventionen im Kolloquium sichtbar machen

All das sind Beispiele für Unsicherheitsfaktoren für Promovierende, die neu im Kolloquium sind. Oft sind es Personen, die gerade mit dem Studium fertig sind oder aus anderen Hochschulen kommen. Manchmal sind es auch Personen, die berufsbegleitend promovieren und schon länger aus der Hochschule raus sind.

Neue Promovierende im Kolloquium unterstützt werden müssen. Sie sollten erfahren, wie dieses Kolloquium abläuft und was sie wann zu tun haben. Wenn Du eine gute Ressource im Promotionskolloquium sein möchtest, unterstütze Deine neuen Mit-Promovierenden und lass sie nicht allein.

Das Promotionsprojekt im Kolloquium vorstellen

Wenn Du Dein Promotionsprojekt im Kolloquium vorstellen darfst, bereite Dich gut vor. Versuche, das Kolloquium als Ressource für Dein Promotionsprojekt zu sehen, schließlich kommen die anderen Promovierenden das Kolloquium aus einem ähnlichen Fach und befinden sich in einer ähnlichen Lage. Auch die Promotionsbetreuung darfst Du als Ressource für Deine Dissertation sehen.

Überlege Dir also gut, welche Frage Du beantwortet haben möchtest und für welche Entscheidung Du weitere Perspektiven brauchst. Stelle also Dein Promotionsprojekt vor und überlege Dir vorher, welches Ziel Du mit der Vorstellung verfolgst.

Mitschreiben und mitschreiben lassen

Bitte für die Diskussionen eine andere Person für Dich mitzuschreiben. Einerseits geht im Laufe des Geschehens weniger verloren und andererseits hast Du auch noch mal die Notizen aus einer anderen Perspektive. Das könnte hilfreich sein.

Biete auch anderen Personen im Kolloquium an, Notizen anzufertigen. So hast Du auch noch mal einen anderen Blick auf andere Promotionsprojekte und lernst dazu

Bedenke, dass Promovierende unsicher und nervös sein können. Versuche Dein Feedback möglichst wertschätzend zu formulieren, denn Menschen können mit Feedback besser umgehen, wenn es wertschätzend gegeben wird.
Hier noch 2 Beitrage zum Thema Feedback: Feedback in der Promotion und Feedback organisieren

Alternativen zu Feedback-Floskeln

Nach Vorträge wird oft gesagt „vielen Dank für den Vortrag“, und dann kommt andere Menge Rückmeldung und Kritik.

Auch wenn die Vortragenden dass zunächst nicht sehen, ist konstruktive Kritik ein wichtiger Aspekt zur Weiterentwicklung des Promotionsthemas. Allerdings ist es für viele schwierig, sich auf eine kritische Diskussion einzulassen.

 Das hat mir gefallen

 Statt des üblichen „Vielen Dank für den Vortrag“ könntest Du damit zu beginnen, was genau Dir gut gefallen hat und Deine Aussage begründen.

Ebenfalls ist eine gute Möglichkeit, konstruktives Feedback zu geben, ist ein Feedback in Frageform.

Frage, warum bestimmte Entscheidungen in der Dissertation getroffen wurden oder welche Perspektiven oder Ziele verfolgt und angestrebt werden.

Aus der „Ich-Perspektive“ könnte beispielsweise die Frage gestellt werden: „Ich habe mich gefragt,…“, ob, wie, was

Nicht-fachliches Feedback

In einem Promotionskolloquium kann es vorkommen, dass ein gut gemeintes Feedback auf die Präsentation, das Gesprächsverhalten oder körperliche Präsenz im Vortrag gegeben wird.

Das kommt meistens von Personen, die schon länger im Kolloquium sind oder gar der Promotionsbetreuung:

  • „Du könntest das positiver ausdrücken“.
  • „Deine Präsentation war sehr unsicher“.
  • „Du machst Dich klein“.
  • „Du bleibst unter Deinen Möglichkeiten“.

In dieser Situation können Promovierende nichts damit anfangen, außer dass ihnen scheinbare Defizite besonders bewusst gemacht werden und sie mit diesen Defiziten nach Hause gehen. Anders formuliert könnte dieses Feedback empowern, beispielsweise:

„Du darfst an Dich glauben und andere dürfen das merken“.

„Du darfst Dir erlauben, Deine Forschung selbstbewusst zu präsentieren“.

„Du darfst Dir mehr Raum nehmen“.

„Du darfst zeigen, dass Du größer bist“.

„Du das zu dem stehen, was Du herausgefunden hast“.

Wenn Du Feedback gibst, bedenke, dass Feedback nicht dazu dient, zu sagen, was Du immer schon zu sagen wolltest, sondern es dient der Unterstützung anderer. Manchmal ist es hilfreich, wenn Du Dein nicht-fachliches Feedback nicht vor der ganzen Gruppe gibst. Gerade wenn es um persönliche Themen geht.

Zusammenfassend:

Ein Promotionskolloquium hat eigene Konventionen. Versuche zu Beginn viel über diese Konventionen zu erfahren und unterstütze neue Promovierende, indem Du über diese Konventionen sprichst.

Begreife Dein Promotionskolloquium als Ressource. Formuliere, welche Unterstützung Du brauchst, um mit Deiner Promotion voranzukommen.

Konkretisiere bei einem Feedback, was genau Dir am Vortrag gefallen hat und nutzemöglichst keine Floskeln.

Stelle Feedback in Frageform und zwar aus der „Ich-Perspektive“.

Versuche nicht scheinbare Defizite zu manifestieren, sondern zeige Lösungen auf.

Falls Du unverlangte Feedback geben möchtest, frage vorher und gebe behutsam damit um.