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Promotion und Persönlichkeitsentwicklung

Eine Promotion ist immer auch Teil der eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Darauf komme ich, wenn ich den Blogbeitrag von Dr. Laura Weitze lese. Laura kenne ich u.a, deswegen, weil sie 2017 am Onlinekurs „Projekt-Promotion“ teilgenommen hat. Nun hat sie einen Blogbeitrag geschrieben, in dem sie über sich erzählt und ihre Erfahrungen während der Promotion teilt. 

Du bist selbst verantwortlich – hör endlich auf Dich selbst zu verar…..!

„Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.“ (Aus China)

Wenn ich noch einmal anfangen würde, würde ich vieles ähnlich machen, jedoch viel früher die Macht meiner Selbstverantwortung nutzen. Fünf Tipps habe ich Dir in diesem Artikel mitgebracht.

Meine Geschichte vom Ende her erzählt:

Wenn ich etwas nicht weiß oder unrecht habe, meint mein Sohn im Spaß: „Und Du hat einen Doktortitel?“. Einen Jobwechsel raus aus dem forschenden Umfeld ist gar nicht so einfach, da ich oft als überqualifiziert gelte. Der Titel hat nur eine geringe Gehaltssteigerung nach sich gezogen. Die stetige Gewissheit, dass ich nicht alles untersucht habe, und hätte viel mehr schreiben können. Es verändert sich nichts in der Welt, auch nicht durch das Erstellen neuer Personaldokumente. Meine Disputation war einer meiner schönsten Tage – ganz in meinem Element. Die Dissertationsphase kostet viel Geld und viele versteckte Kosten und verschlingt Ressourcen. Fast hatte ich geglaubt, dass ich es nicht schaffe.

Was ich daraus gelernt habe:

Aller Anfang ist schwer, dranbleiben noch schwerer und loslassen am aller schwersten. Doch warum ist das so?

Eine Doktorarbeit ist vor allem eine Arbeit an und mit Dir selbst. Du erstellst sie allein. Hast wenige Austauschpunkte, weil es gerade darum geht etwas Neues zu erforschen. Sie umspannt eine längere Lebensphase, die Du zu Beginn kaum fassen und währenddessen schwer begreifen kannst. Und, was ich für das Wichtigste erachte, sie macht Dich sichtbar.

Du kannst jetzt daran hadern; kannst rebellieren und sagen, es ist ganz anders bei mir; Dich fragen, was hat das mit mir zu tun; oder einfach weiterlesen. Glückwunsch, Du hast Selbstverantwortung übernommen!

Das Gesetz von Ursache und Wirkung beschreibt die Selbstverantwortung in meinen Augen treffend. Alles was Du machst oder nicht machst, hat eine Wirkung. Nicht sofort und nicht immer sichtbar, doch es wirkt. Und es wirkt umso mehr, je mehr Du in die Selbstverantwortung gehst, je eher Du aufhörst, Dir Ausreden zu suchen, Dinge aufschiebst, Schuld bei anderen suchst und im schlimmsten Fall Deinen Selbstwert selber sabotierst. Verarsche Dich nicht länger. 

Promotion und Persönlichkeitsentwicklung


Durch all das bin ich durch, mehrmals, oft genug und stetig wieder. Heute kann ich darüber lächeln, dass ich folgende Tipps meinen Studierenden, die ihre Abschlussarbeiten bei mir geschrieben haben und anderen Promovierenden gegeben habe und selber gegen all diese immer wieder verstoßen habe. Ich habe Selbstsabotage getrieben – über Jahre. Bis zu dem Punkt, als ich erkannte, dass es nur um mich geht und ich alles selber in der Hand habe.

 Fünf wesentliche Erkenntnisse möchte ich heute mit Dir teilen. Sie haben mir geholfen mit Freude an meiner Dissertation zu arbeiten und sie am Ende auch loszulassen. Eines habe ich gelernt – Selbstverantwortung ist so machtvoll und wirkt

#1 Kläre Dein Ziel!

Du hörst sicher oft, wie wichtig es ist sein Warum oder wozu zu kennen. Machen! Unbedingt machen! Kläre für Dich, was die Antreiber sind, was Du erreichen möchtest, kläre Deinen Zeithorizont. Nutze hierfür eine Mindmap, schreibe 50 Gründe auf Dr. zu sein oder beschreibe den ersten Tag nach dem Erhalt Deiner Urkunde. Egal welche Methode Du nutzt – schreib es auf und schau es Dir von Zeit zu Zeit an. Passe an, füge hinzu und nutze die Kraft der Manifestation.

 

#2 Was bist Du bereit zu investieren?

Ein Ziel für die Dissertation zu haben ist so wichtig, um in der Zeit großer Ablenkung, der Familienplanung, finanzieller Engpässe oder großer Antriebslosigkeit einen Fixstern zu haben. Doch kläre auch, was bist Du bereit zu investieren. Sammle Aktivitäten, die Du weniger machst, um mehr Zeit für die Dissertation zu haben, kläre Deine finanziellen Ressourcen für Versuche, Tagungsreisen u. a., kläre die Zeit, die Du investieren möchtest. Aufschreiben!

 

#3 Finde Dein/e MentorIn!

Wachstum gelingt schneller, wenn Du Dich an etwas Größerem orientierst. Ich habe lange gebraucht zu erkennen, dass die Arbeit mit meinem Mentor mich mehr fördert und fordert, als dass sie zeigt, was ich noch nicht kann. Finde eine Person, die bereits promoviert ist und Dich in Deinen Prozessen begleitet – fachlich, didaktisch und vor allem menschlich. Es kann Deine Betreuungsperson sein oder jemand Externes. Suche in Deinem Forschungsfeld oder an methodisch verwandten Schnittpunkten. Es eignen sich auch Mentoring Programme. Sollte für Dich der Schritt, eine Person anzusprechen zu groß sein, suche Dir andere Promovierende und tausche Dich mit ihnen aus. An dieser Stelle möchte ich mich für die Arbeit von Jutta bedanken, sie hat eine hilfreiche Plattform geschaffen.

 

#4 Gestalte Dein Umfeld!

Prüfe nach, wo und wie Du am besten an Deiner Dissertation arbeitest und überprüfe dies von Zeit zu Zeit. Eine Dissertation hat viele Phasen und bedarf somit auch Anpassungen in Deinen Arbeitsorten und Hilfsmitteln. Ich habe meine Dissertation im Büro, im Technikum, zu Hause, in Jugendherbergen, in Cafés und Bibliotheken geschrieben. Am Laptop, per Hand, mit Diktiergerät, mit Videologs und bunten Bildern. Schaue, wie es für Dich passt.

Informiere Dein persönliches und berufliches Umfeld über Dein Vorhaben und kläre mit ihnen ab, wie sie Dich unterstützen können. So schmerzlich auch manchmal war, es war hilfreich, mit meiner Mutter ausgemacht zu haben, dass sie mich so oft es geht nach meinem Arbeitsstand fragt. Hilfreich waren die Betreuungsangebote für meinen Sohn, Freunde die Texte gelesen und Kollegen, die den einen oder anderen Messwert am Wochenende mit abgelesen haben.

 

#5 Erschaffe Deine Gewohnheiten!

Im Zeitalter der Persönlichkeitsentwicklung könnte hier ein langer Absatz stehen – derer Methoden zur Schaffung von Gewohnheiten gibt es viel. Doch schaue Dir vor allem an und logge es mit, wie Du arbeitest, wie diszipliniert Du bist und wie zielgerichtet und selbstliebend Du unterwegs bist. Ich habe ein Arbeitsbuch geführt und täglich meine ToDos aufgeschrieben, abgehakt und zwei Sätze beantwortet: „Was war heute förderlich“ und „was war heute hinderlich“. Daraus konnte ich über die Zeit tolle Methoden zum Zeitmanagement, zur Fokussierung, zur Selbstdisziplin und vor allem zur Dankbarkeit für mich und meine Tätigkeiten entwickeln.

Meine Geschichte weiter erzählt

Ich habe so viel mehr über mich erfahren, als das was als Ziel der Dissertation abgesteckt war. Ich genieße meine Begeisterungsfähigkeit und Ideenreichtum, ohne den Druck, dass ich irgendwo bestehen muss. Ich habe die gedruckte Gewissheit, es geschafft zu haben. Viele meiner Ideen schließen an meine Dissertation an und ich kann mein eigenes Forschungsfeld gestalten. Ich genieße es, Forscherin zu sein – im Bereich der Umwelttechnologie und im Bereich meiner Persönlichkeitsentwicklung.

Dir viel Freude auf Deinem selbstverantwortlichen Weg! Viel Spaß beim Segel setzen!

 

Laura_Weitze-Coachingzonen

Dr. Laura Weitze ist promovierte Umweltingenieurin und arbeitet seit 2017 als Wissenschaftlerin am wirtschaftsnahen Forschungsinstitut IAB Weimar gGmbH. Hier unterstützt sie KMUs in der Entwicklung von Mess- und Automatisierungstechnik zur Optimierung ihrer Prozesse und forscht an der Verletzlichkeit und dem Schutz von Infrastruktursystemen.
Laura  hat 2018 zum Thema der Nutzung von Sinnen und dem Erfahrungswissen im Bereich der Biogastechnologie promoviert.

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 Von 2008-2016 hat sie an der Bauhaus-Universität Weimar im Themenfeld der Ressourcenwirtschaft geforscht und gelehrt. Das Studium der Umweltingenieurwissenschaften (Bachelor und Diplom) schloss sie 2008 ab. Seit 2007 ist sie stolze Mama. Schon als Jugendliche verbrachte Sie, in den Urlauben mit den Eltern, Nachmittage auf Kläranlagen oder fotografierte Abfalleimer. Beobachtend und fragend geht sie durch ihr Leben.

Bild Blogbeitrag: Dr. Laura Weitze