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Elena Martins stellt dar, warum Promovierende sich früh mit dem Thema Forschungsförderung auseinandersetzen sollten. Besonders jene Personen, die nach der Promotion in der Forschung bleiben oder eine Karriere in der Wissenschaft machen möchten, sollten sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Das ganze Interview im Podcast!

Promotion und Forschungsförderung

Zu Gast in diesem Podcast ist Elena Martins von der Leibniz Gemeinschaft. Sie  unterstützt als Research Funding Advisor, Deputy Head of Office Forschenden der Leibniz-Gemeinschaft dabei, Forschungsanträge zu stellen und betreibt Lobbyarbeit für die Wissenschaft.

Forschungsförderung ist schon ein Thema für Promovierende. Das bedeutet herauszufinden, wo welche Anträge geschrieben werden können, wie diese Anträge formuliert sein müssen und wer die Antragstellung unterstützen kann.

Hilfe bei der Antragstellung bietet nicht nur die Promotionsbetreuung, auch Forschungsförderer stellen an den Hochschulen können angesprochen werden. Ebenso sollten jene gefragt werden, die bereits erfolgreich Einträge geschrieben haben.

Elena Martins: „Aber es gibt auch an den Hochschulen oder eben auch bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder generell in Deutschland auch Kontaktstellen, wo man einfach umsonst Unterstützung bei der Antragstellung bekommt, auch als Promovenden. Und das muss man auf jeden Fall in Anspruch nehmen. Aber auch da, je früher man anfängt, desto besser. Denn diese Leute haben natürlich auch alle ihre eigenen Leben. Und da kann man nicht erwarten, dass dann auf die Schnelle eine Woche vor Deadline da plötzlich alle parat stehen, um einem bei der Antragstellung zu helfen.“

Das Forschungsthema muss zu den jeweiligen Förderrichtlinien passen. Bei einigen Förderrichtlinien ist es sinnvoll, auf ein bereits erforschtes Thema, beispielsweise das der eigenen Promotion aufzubauen, bei anderen Fördererlinien sind innovative Themen zu entwickeln.

Elena Martins: „Und das kann ruhig auch etwas sein, was so ein bisschen riskant in dem Sinne, dass man das noch nicht beweisen kann, dass das dann auch vielleicht sinnvoll ist oder klappt und oder dass es vielleicht besonders interdisziplinär ist oder so, das ist bei der EU im Vordergrund oder auch bei manchen Stiftungen, auf die man eben auch Postdoc Förderung anbieten. Und das muss man dann immer sehr genau gucken.“

(… ) „Wenn man eine Chance auf eine Professur haben will, dann muss man quasi beweisen können, dass man in der Lage ist, Drittmittel einzuwerben. Da geht es jetzt auch schon gar nicht mehr nur darum, die Postdoc-Zeit zu finanzieren, selbst der, wenn das gar nicht notwendig wäre, finanziell, dann sollte man trotzdem versuchen, Drittmittel einzuwerben, weil das einfach so wichtig ist. Und die. Karrieremöglichkeiten zwischen wissenschaftlichen Mitarbeitern Professur sind hier in Deutschland leider nicht so toll, aber wenn man jetzt zum Beispiel auch ins Ausland gehen will.“

Elena Martins empfiehlt, bereits in der Promotionsphase nach Fördermöglichkeiten Ausschau zu halten und diese bereits anzustoßen. Besonders weil es sein kann, dass Änderungen vorgenommen werden müssen oder Zeit für Begutachtungsprozesse berücksichtigt werden soll, ist es schlau, das Forschungsprojekt möglichst früh zu beantragen.

Wer einmal gefördert wurde, wird oft weiter gefördert

Elena Martins: „Also es gibt zum Beispiel bei der EU fängt an mit diesen Marie Curie Stipendien für die Postdocs. Und als Nächstes gäbe es dann eben den europäischen Forschungsrat und es ist also statistisch nachgewiesen, dass wenn man einen Marie Curie Stipendium hatte, man irgendwie eine 25 Prozent höhere Chance hat, nachher erfolgreich einen DC einzuwerben.“

Tipps für die Antragstellung

Elena Martins gibt drei wichtige Tipps für die Antragstellung.

Spielregeln einhalten:

Elena Martins: Erstens, man muss die Spielregeln kennen. Wer ein Postdoc Stipendium oder eine Postdocstelle bekommen möchte, muss sich ganz genau angucken, was ist das Ziel dieser Förderung ist. Was will der Fördermittel-Geber? Was wollen die genau haben? Und wie muss sich das genau schreiben und wie wird es begutachtet?

Und genau so muss sich das schreiben. Und selbst wenn ich das selbst so nicht gut finde. Bei der EU muss man ganz oft das Projekt und die Ergebnisse quasi beschreiben, bevor man den Stand der Forschung macht. Und das ist von einer narrativen Perspektive her und somit viele Menschen ungewohnt.

Schreiben für die Entscheider:innen

Der zweite Tipp bezieht sich auf die Zielgruppe der Gutachterin begutachtenden. Diese sind möglicherweise aus unterschiedlichen Fächern und manchmal auch gar nicht zu nahe an dem eigenen Antragsthema dran.

Da ist es wichtig, den Antrag präzise zu strukturieren und kurzweilig zu schreiben.

Elena Martins: Da tut man sich selber wirklich einen Gefallen mit, dass man die Gutachterin und Gutachter an die Hand nimmt und quasi im Sinne des Storytelling durchführt, ohne dass es zu Fachjargon-lastig wird. Das ist kein einfacher Text und man sollte in Grafiken investieren und den Antrag gegebenenfalls sprachlich gerade bei einer Fremdsprache überarbeiten.“

Zeit und Feedback

Der dritte Tipp von Elena Martins ist, dass Schreibende sich Zeit nehmen, einen richtig guten Text zu verfassen. Erfahrungsgemäß wird der Zeitbedarf für die Antragstellung unterschätzt. Ebenfalls ist es wichtig, sich Feedback zu holen. Idealerweise bekommt man Feedback sowohl von Forschenden im gleichen oder einem ähnlichen Forschungsfeld sowie auch von Menschen, die aus einer anderen Disziplin auf den Forschungsantrag schauen.

Da es unterschiedliche Deadlines für die Einreichung dieser Anträge gibt, ist es sinnvoll, bereits früh mit einem Forschungsantrag zu beginnen.

Aber die Hochschule. Ich brauch ja schon so was. So habe ich das verstanden, dass die Hochschule sagt, ja, wir stellen so ein Arbeitsblatt zur Verfügung, beispielsweise bei einer eigenen Stelle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Zwei Zusatztipps hat Elena Martins auch noch. Manchmal liegt es nämlich gar nicht direkt am Antrag, wenn dieser abgelehnt wird. Sie empfiehlt, den Antrag, angepasst auf eine andere Förderlinie oder eine andere Förderinstitution einfach noch einmal einzureichen.

Der zweite Tipp ist, Personen, die bereits einen erfolgreichen Förderantrag geschrieben haben fragen, ob sie diesen Antrag zeigen würden.

Elena Martins: „Man kann diese geförderten Projekte alle online finden und den Namen der Person mit einem kleinen Abstract. Und dann schreibt man dieser Person meine E-Mail und fragt, ob die bereit wäre, den Antrag herauszugeben. Und das klappt öfter, als man denkt. Also natürlich im ersten Schritt würde ich mich in meinem Netzwerk erst mal umhören, dann kommt man oft schon an, aber wenn nicht, dann kann man auch das machen.“

Alles in allem hat Elena Martins Mut gemacht, eigene Förderanträge zu schreiben. Wer davor steht, sollte sich den Podcast einfach mal ganz anhören.