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Auslandserfahrungen helfen Promovierenden, ihre Karriere und ihre Forschung voranzubringen. Durch einen Auslandsaufenthalt können sich Forschende mit anderen Wissenschaftler*innen vernetzen und vielleicht sogar neue Forschungsmethoden kennenlernen. Außerdem hilft ein Forschungsaufenthalt im Ausland, Erfahrungen in interkultureller Kommunikation und Organisation zu sammeln.

Forschungsaufenthalt im Ausland

Auch Promovierende, die nach der Promotion die Wissenschaft verlassen, können von Auslandserfahrungen profitieren. Bei der Planung eines Auslandsaufenthaltes ist es jedoch wichtig, die Finanzierung und Organisation im Auge zu behalten, da die Kosten oft höher sind als erwartet.

Forschungsaufenthalt im Ausland

Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler sollten sich nicht nur über die Kultur und die Visa- und Einwanderungsbestimmungen informieren, sondern auch über die Institution und das Forschungsumfeld an der ausländischen Einrichtung.
Für einen Forschungsaufenthalt im Ausland ist noch mehr zu beachten. Darüber habe ich mit Melanie Konrad gesprochen.
Du kannst Dir unser Gespräch auch im Coachingzonen-Podcast anhören.

Wie komme ich zu einem Forschungsaufenthalt im Ausland?

Recherche: Recherchiere zunächst, welche Forschungseinrichtungen oder Universitäten im Ausland für Dich infrage kommen. Suche nach Forschenden, die Dich interessieren, z. B. weil sie einen ähnlichen Forschungsschwerpunkt haben wie Du.

Kontakte knüpfen: Bei der Suche nach potenziellen Gastgebenden können auch eigene Netzwerke genutzt werden. Wenn Du interessante Personen gefunden hast, kannst Du z. B. nachsehen, ob und wie sie mit Dir bekannten Personen in Verbindung stehen. Suche nach Ko-Autorenschaften, Konferenzbeiträgen oder frag direkt in Deinem Netzwerk nach interessanten Kontakten z.B. Deine Promotionsbetreuung.

Schreibe dann eine formelle E-Mail, in der Du Dich vorstellst, Deine Forschungsinteressen erläuterst und Deinen Wunsch nach einem Forschungsaufenthalt im Ausland während Deiner Promotionsphase formulierst. Gib auch den Zeitraum an, in dem der Aufenthalt stattfinden soll. Erkläre auch, wie Du Deinen Auslandsaufenthalt finanzieren willst.

Wie lange sollte ich ins Ausland gehen?

Die Dauer des Auslandsaufenthaltes richtet sich nach Deiner Finanzierung. Du kannst zwei Wochen ins Ausland gehen, zwei Monate oder mehr. Vielleicht macht es sogar Sinn, zunächst beispielsweise im ersten Drittel der Promotion eine kürzere Zeit ins Ausland zu gehen. Ein weiterer, längerer Forschungsaufenthalt im Ausland kann dann beispielsweise später, zu beginn des letzten Drittels der Promotion realisiert werden.

Wie bereitet man sich als Gastwissenschaftler*in auf einen Auslandsaufenthalt vor?

Melanie Konrad hat sich während ihrer Promotion auf einen Auslandsaufenthalt vorbereitet. Sie hatte eine Einladung als Gastwissenschaftlerin an die Ostküste der USA zu reisen, genauer: an die University of North Carolina at Chapel Hill. Melanie hat in ihrer Universität ein Mobilitätsstipendium für zwölf Monate eingeworben. Das ermöglicht ihr einen Teil der Forschung in North Carolina durchzuführen.

Der Kontakt ihres Promotionsbetreuers zu einem Kollegen in Amerika war dabei sehr hilfreich. So konnte Melanie direkt mit dem Professor in North Carolina in Kontakt treten, der sie auch als Experte in einem Forschungsgebiet unterstützen kann. Ein weiterer Vorteil war, dass Melanie den ausländischen Professor bereits als Gast an ihrer Universität kennenlernen konnte.

Finanzierung vorher klären

Informiere Dich über Stipendienprogramme und andere Finanzierungsmöglichkeiten für internationale Forschungsaufenthalte. Universitäten, Forschungseinrichtungen und staatliche Organisationen bieten spezielle Förderprogramme für Promovierende an. Recherchiere selbst online oder wende Dich an die Graduiertenförderung oder das International Office Deiner Universität.
Promovierende in Deutschland können sich an ihrem Akademischen Auslandsamt, International Office oder beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) beraten lassen.

Projektplan und Ziele / Forschungsziele festlegen:

Auch die Planung der Veranstaltungen während des Forschungsaufenthaltes sollte im Vorfeld erfolgen. Je nach Zielsetzung des Forschungsaufenthaltes z.B. Nutzen für die eigene Karriere solltest du entscheiden, welche Veranstaltungen Dein Forschungsaufenthalt beinhalten soll. Beispielsweise kannst Du bereits vorher planen, welche Lehrveranstaltungen Du besuchen oder ggf. halten möchtest. Welche Vorträge möchtest du anbieten, welche Veranstaltungen möchtest du besuchen?

Entwickle einen möglichst konkreten Forschungsplan für Deinen Auslandsaufenthalt. Überlege Dir, welche Ziele Dir wichtig sind und welchen Nutzen Du von Deinem Aufenthalt erwartest. Stelle sicher, dass Deine Forschung zu den Interessen und Schwerpunkten des Gastgebers / der Gastgeberin passt. Besprich diese Themen auch mit Deiner Betreuerin oder Deinem Betreuer.

Visa beantragen

Je nachdem, in welchem Land der Forschungsaufenthalt stattfindet, und insbesondere, wenn es sich um außereuropäische Gasthochschulen handelt, werden Visa besonders wichtig.
Hier müssen die Visabestimmungen recherchiert und die Visa frühzeitig beantragt werden. Dabei ist es wichtig, die vorgegebenen Fristen einzuhalten und alle notwendigen Unterlagen zusammenzutragen.

Melanie Konrad: „Mir wurde aber gesagt, dass es für die USA sehr sinnvoll ist, wenn man so ein halbes Jahr vorher anfängt, weil an diesem Visum einfach sehr viel hängt. Das ist so, das hat irgendwie so viele Moving Parts, Du brauchst beispielsweise eine Unterkunft und Du brauchst es, um Flüge zu buchen. Also ich denke, wenn Du dir das so ein halbes Jahr vorher überlegst, wenn Du dir jetzt ein Land ausgesucht hast, wo es Visumspflicht gibt mit dem europäischen Pass, dann würde ich sagen, ein halbes Jahr vorher ist eine gute Zeit.“

Wichtig ist auch, die Vorgaben der jeweiligen Gasteinrichtung zu kennen und diese zu erfüllen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Forschungsaufenthalt im Ausland?

Den richtigen Zeitpunkt für einen Forschungsaufenthalt als Gastwissenschaftler*in muss wohl jede*r Promovend*in selbst bestimmen. Es ist immer eine individuelle Entscheidung, die von Deinen Zielen, Bedürfnissen und Umständen abhängt.

Es kann z. B. hilfreich sein, sich mit der Betreuungsperson oder anderen erfahrenen Forschenden in Deinem Fachgebiet zu beraten, um den besten Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt zu finden. Frag auch ruhig jene, die bereits im Ausland waren und lass Dich von International Office Deiner Hochschule / Universität beraten.

Im Allgemeinen ist es wahrscheinlich nicht ratsam, einen Forschungsaufenthalt zu Beginn oder kurz vor Abschluss der Promotion zu planen. Einerseits, weil Du zu Beginn vermutlich keine oder wenig Erfahrung über Kollaborationen, Expert*innen oder Ressourcen hast. Dann wirst Du im Ausland weniger profitieren. Sammle zunächst ausreichend Wissen und Forschungserfahrung. Und auch die Finanzierung muss geklärt sein, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann.
Es ist auch ratsam, den Forschungsaufenthalt nicht zu kurz vor die Einreichung der Dissertation zu legen, da Du dann die Einreichung vorbereitest, Deine Dissertation überarbeitest und vermutlich weniger offen für neue Forschungserkenntnisse und Kooperationen bist.

Tipp: Im Ausland mehr Zeit einplanen

Wer einen Gastaufenthalt im Ausland macht, soll Zeit einplanen, um Land und Leute kennenzulernen und neue Netzwerke zu knüpfen. Welche Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten besucht werden wollen, kann man bestimmt schon vorher recherchieren.

Aber dass die Eingewöhnung in das neue Umfeld Zeit braucht und auch Körper und Seele hinterherkommen müssen, hat Melanie nicht nur am Jetlag gemerkt.

Melanie Konrad: „Hier dauert erst einmal alles länger. Man kennt einfach die Wege nicht.
Als ich hergekommen bin, war ich zum Beispiel im Supermarkt einkaufen. Ich war richtig lange im Supermarkt, weil es so viele verschiedene Produkte gibt. Es ist einfach alles anders. Und dann wollte ich wissen, was in den Lebensmitteln drin ist. Ich habe viel Zeit zwischen den Regalen verbracht. Das war sehr lustig, aber auch sehr lang. In Deutschland und Österreich war ich nicht so lange einkaufen. Und man muss sich hier erst mal einleben und eine Routine entwickeln. Mit der Zeit wird es sicher einfacher.“

Hör Dir das Gespräch mit Melanie Konrad im Podcast an!