Dissertation schreiben mit der Pomodoro-Technik
Ein Gastbeitrag von Samanthi Luisa Silva
Wie und wann schreiben? Meine Erfahrung mit der Pomodoro-Technik
Schreiben, Schreiben, Schreiben – ist die Planung für mein zweites Promotionsjahr. In meinem Büro stapeln sich Bücher zu „Scientific Writing”, „The Craft of Research”, und „How to write your article in 12 weeks”. Ich probiere verschiedene (Schreib-) Methoden aus und suche mir Hilfe, wo ich kann.
Eine Technik, die mir beim in den letzten Monaten beim Schreiben geholfen hat ist die Pomodoro Technik. Diese bekam ihren Namen von der handelsüblichen Küchenstoppuhr im Tomatenlook. Und im Prinzip ist das schon alles – die Pomodoro-Technik ist eine zeitbasierte Methode, mit der die Schreib- und Pausenzeiten in Intervallen gestoppt werden. Es werden 25 Minuten am Stück geschrieben, dann folgt eine fünfminütige Pause – und das wird so lange wiederholt, bis die geplante Schreibzeit um ist. Becor die Intervalle starten, schreibe ich mich fünf bis zehn Minuten ein, quasi als aufwärmübung. Die Einschreibübung hilft dabei, in den Schreibprozess zu kommen. Eine Aufgabe könnte z.B. sein, einen fiktiven Brief zu schreiben, den die eigene Arbeit an einen selbst richtet. Alternativ schnappe ich mir einfach nur ein leeres Blatt und fange an zu schreiben, – und schreibe – und schreibe…
Ich schreibe ohne Aufzuhören! Wenn ich keine Ideen mehr habe und mir nichts mehr einfällt, dann schreibe ich Schlaufen, bis wieder neue Ideen und Gedanken kommen. Nach dem Einschreiben geht es dann richtig los! Das ist dann der erste 25 Minuten Block. Hier schreibe ich an einem Artikel meiner kumulativen Promotion, es könnte aber auch ein Buchkapitel, die Monographie oder ein anderes Schreibprojekt sein. Darauf folgen fünf Minuten Pause und es geht an die nächsten fünfundzwanzig Minuten intensiver Schreibarbeit. Ich ende meist nach sechs Sessions, oder wenn der nächste Termin ansteht.
Meine Erfahrungen mit der Pomodoro-Technik
1) In der Gruppe geht es leichter!
Die Technik habe ich von Dagmar Knorr, Leitung des Writing Centers / Schreibzentrums der Leuphana Universität Lüneburg kennengelernt, die wöchentlich eine dreistündige Session für alle Interessierten an der Universität anbietet. Hier sitzen wir meist zu siebt in einem Raum und schreiben, getrennt an unseren Laptops an unseren Texten. In den Pausen tauschen wir uns aus, manchmal inhaltlich, manchmal nicht. Das funktioniert ausgesprochen gut. Daneben habe ich eine kleine Gruppe mit einer anderen Doktorandin und einer Postdoktorandin, bei der die Arbeit auch gut fließt, wenn auch nicht so gut wie in der großen Gruppe. Alleine arbeite ich mit der Pomodoro-Technik besser als ohne aber lange nicht so gut, wie in der Gruppe. Gruppenzwang hilft also.
2) Es stellt sich eine Routine ein.
Die Erfahrung hat gezeigt: Der erste fünfundzwanzig-Minuten-Block ist manchmal nicht so einfach um rein zu kommen, gegen Ende wird es auch wieder schwerer (oft kurz vor der Mittagspause, der Magen sehnt sich nach Mensaessen). Zwischendrin nehme ich immer wieder positive wahr, wie schnell ich nach der fünfminütigen Pause wieder ins Schreiben und das fokussierte Arbeiten komme.
3) Die Welt steht still.
Während meiner Schreibzeit, insbesondere wenn ich in der Gruppe schreibe, schalte ich mein E-Mail-Programm aus. Wenn ich mit der App am Smartphone arbeite , schalte ich auch mein Handy in den Flugmodus. So entwickelt sich der Fokus für mich wesentlich leichter – die Alltagsaufgaben rücken in den Hintergrund. Falls Du eine App oder ein Tool suchst, gib am Besten bei Google „Pomodoro Timer“ oder „Tomato-Timer“ ein.
4) Der Schreib-Ort ist wichtig.
Gerade zu Beginn und in unkonzentrierten Phasen spüre ich, dass die Distanz zum Schreibtisch im Büro helfen kann, um mich aus dem Alltag und in das Schreiben zu holen. Manchmal setze ich mich mit meiner bestimmten Schreibaufgabe in ein anderes Büro z.B. gegenüber. Ich merke, dass ich hier einfacher fokussieren kann als an meinem Schreibtisch, neben der langen Liste mit den zu erledigenden Aufgaben.
5) Das richtige Tool finden
Nicht alles klappt gleich gut: Stoppuhren am Laptop funktionieren nicht so gut wie meine Pomodore App am Smartphone: Komisch, eigentlich ist es doch alles gleich. Ob der Pomodore Wecker nun im Hintergrund im Browser läuft, ich mir auf dem Handy die Stoppuhr stelle oder ob ich eine App nutze, die automatisch die 25 Minuten runterläuft und dann, nach einem kurzen Geräusch die fünfminütige Pause startet. Alle Tomato-Tools zählen die Minuten und signalisieren das Ende der Fokuszeit oder der Pause. Für mich fiúnktioniert die App am Smartphone am Besten.
Bleibt nur das Ausprobieren und rausfinden, was für Dich am besten funktioniert! In jedem Fall wünsche ich eine erfolgreiche Zeit beim Schreiben!
Samanthi Silva ist seit August 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin und seit Mai 2016 Promotionstudentin am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltigkeitsmanagement- und bewertungssysteme. Zusätzlich ist sie nebenberuflich Lehrbeauftragte zu den Themen Nachhaltigkeitscontrolling und Sustainability Accounting. Neben den Aufgaben in Studium und Arbeit ist sie Mitglied der Fachgruppenvertretung (FGV) Promotion.
Samanthi Luisa Silva schloss den MSc International Business Studies an der Friedrich-Alexander Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg ab. Zusätzlich besuchte sie Kurse aus dem Master Sustainability and Environmental Management an der Harvard Universität. Sie absolvierte einen internationalen Doppelbachelor (BA International Business an der FAU Erlangen-Nürnberg / BSc Accounting an der Universität Hull) und absolvierte eine Zusatzausbildung an der Bayerischen EliteAkademie. Zwischen Studium und ihrer Arbeit am CSM war Samanthi Luisa Silva für zweieinhalb Jahre im Bereich Strategy & Sustainability bei der Unternehmensberatung Accenture tätig.