Ombudsman für die Wissenschaft

Die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (GWP) ist unverzichtbar. In Episode 232 des Podcasts habe ich mit Dr. Katrin Frisch über die Rolle von Ombudspersonen und die Bedeutung von GWP gesprochen. Dieser Blogpost fasst die wichtigsten Diskussionspunkte zusammen.

Dr. Katrin Frisch ist wissenschaftliche Referentin  beim „Ombudsman für die Wissenschaft“ und Projektkoordinatorin der Projekt „Forschungsdaten“ und „Künstliche Intelligenz“

Vermittlung in Konflikten

Eine der Hauptaufgaben der Ombudspersonen ist die Vermittlung in oft komplexen und vielschichtigen Konflikten. Zu den häufigsten Themen gehören Autor*innenenschaft, Plagiate und die Nutzung von Forschungsdaten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der oft komplizierten Frage des Dateneigentums, die verschiedene Aspekte wie institutionelle Verpflichtungen und individuelle Nutzungsrechte umfasst.

Heterogenität und Professionalisierung: Die Ombudslandschaft in Deutschland ist heterogen und umfasst Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Engagements. Dies kann zu unterschiedlichen Erfahrungen der Ratsuchenden führen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine zunehmende Professionalisierung des Ombudswesens notwendig. Unterstützend wirken dabei Handreichungen und Fortbildungen, die den Ombudspersonen zur Verfügung gestellt werden.

Das Gremium Ombudsman für die Wissenschaft

Dr. Katrin Frisch:Der Ombudsman für die Wissenschaft“ ist ein Gremium. Dieses Gremium besteht aus mehreren ProfessorInnen und einer Geschäftsstelle, die alle Beratungsanfragen annimmt. Das Gremium ist eine überregionale Beratungs- und Vermittlungsstelle für Fragen zur guten wissenschaftlichen Praxis (GWP).

Konflikte Promotion Ombudsman

Wer Fragen, Beratungsbedarf, aber auch Hinweise hat, auch auf Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis oder in Konflikte verwickelt ist oder sie beobachtet, kann sich an das Gremium wenden. Unabhängig von Statusgruppe, Fach, Hochschule und auf Wunsch auch anonym.

Was Promovierende VOR Konflikten tun können

Dr. Katrin Frisch hat im Podcast noch 3 Tipps für Promovierende geteilt. Dabei geht es darum, schon möglichst früh in der Promotionsphase Absprachen zu treffen, damit es nicht zu Konflikten kommt.

1. Setz Dich frühzeitig mit den Themen Datennutzungsvereinbarungen und Forschungsdatenmanagement auseinander: Wem gehören die Daten in einem Forschungsprojekt? Welche Daten darfst Du in Deiner Promotion nutzen? Was passiert, wenn sich die Promotionsbetreuung ändert. Was passiert nach dem offiziellen Projektende?

2. Nimm an relevanten Veranstaltungen teil und erweitere Dein Wissen: Workshops zum Thema „Gute wissenschaftliche Praxis“ und zum Thema Forschungsdatenmanagement werden oft in Universitäten und Hochschulen angeboten. Nutze diese!

3. Lass Dich beraten, um mögliche Konflikte zu vermeiden oder eingetretene Konflikte zu lösen. Nutze die Beratungsangebote an Deiner Hochschule/Universität oder wende Dich an das Gremium „Ombudsman für die Wissenschaft.“

Wem gehören die Daten?

Das ist das Transkript zu meiner Frage, wem die Daten gehören. ich habe das gefragt, weil dieses Thema als Konfliktthema immer mal wieder in meinen Coachings vorkommt:

Dr. Katrin Frisch: Ja, darauf gibt es eigentlich keine gute Antwort. Wem gehören die Daten? In der Theorie benutzen wir dieses Wort Dateneigentum sehr, sehr ungern.

Manche Forschende kommen, rufen an oder schreiben und sagen, dass sie jahrelang Daten gesammelt, und ausgewertet haben und wollen wissen, ob sie die mitnehmen können.

Und dann muss ich sagen, dass das gar nicht so einfach zu beantworten ist. Wir müssen dann sortieren, worum es eigentlich geht.

Dr. Katrin Frisch:

Es geht also um Fragen des Datenzugangs? Wer darf auf die Daten zugreifen? Kann ich weiterhin auf die Daten zugreifen, wenn ich das Institut verlasse oder die Betreuung wechsle? Geht es darum, wer bestimmen darf, was mit diesen Daten passiert, mit wem sie geteilt werden, wie sie ausgewertet werden, wie sie veröffentlicht werden und so weiter? Und meistens ist es so, wenn man tiefer geht und schaut, worum geht es eigentlich, dann wird es produktiv, dass wir schauen können, wie können wir da helfen. Weil, um noch mal darauf zurückzukommen, wem gehören die Daten? Das ist ein sehr komplexes Thema, weil es sehr viele Stellschrauben gibt, die das mitbestimmen. Es geht um die Art der Daten, es geht darum, wie das Projekt finanziert wurde. Es geht auch darum, welchen Arbeitsvertrag habe ich oder bin ich vielleicht mit einem Stipendium angestellt, arbeite ich im Team, habe ich das alleine unter Anleitung gemacht oder nicht, was ist meine, bin ich Professorin? Bin ich Doktorandin? Da kommen so viele Aspekte rein, die ich mir dann anschauen muss.

Dr. Katrin Frisch:

Schauen, wie ist eigentlich die Situation hier? Und erst dann kann man schauen, wie kann man diese Frage beantworten? Und meistens ist es tatsächlich so, dass es nicht diese klare Antwort gibt, oh, die gehören genau dieser Person, sondern es gibt verschiedene Pflichten und Rechte an diesen Daten. Es gibt die Pflicht, sie zu archivieren. Sie gehören in der Regel den Institutionen, bei denen die Daten erhoben wurden. Die Rechte, die Daten zu nutzen, liegen zum Beispiel nach dem Kodex der DFG bei der Person, die die Daten erhoben hat, oder sollten bestenfalls bei der Person liegen, die die Daten erhoben hat. Das heißt, wir sehen auch hier wieder, dass wir von diesem Eigentumsbegriff wegkommen und eigentlich zu den verschiedenen Nutzungsarten und Fragen und Aspekten kommen.

Links und Material zum Thema: Ombudsman für die Wissenschaft

Das Gremium Ombudsman für die Wissenschaft

Das Gremium Ombudsman für die Wissenschaft, eingerichtet von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), fungiert als Anlaufstelle für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland bei Anliegen und Konflikten rund um gute wissenschaftliche Praxis (GWP) und wissenschaftliche Integrität. Eine Geschäftsstelle in Berlin unterstützt das Gremium bei seiner beratenden und vermittelnden Tätigkeit.

Ombudsman für die Wissenschaft

Buch: Wissenschaftliche Fairness

Katrin Frisch, Felix Hagenström und Nele Regg (2022): Wissenschaftliche Fairness. Wissenschaft zwischen Integrität und Fehlverhalten. Ein kritisch-konstruktiver Kommentar zu Herausforderungen wissenschaftlicher Praxis und ein Plädoyer für mehr Fairness in der Wissenschaft. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5966-5/wissenschaftliche-fairness/

Forschungdaten.info

Informationsportal zum Forschungsdatenmanagement inklusive Praxistipps.

https://forschungsdaten.info/

Obua Toolbox:

Handreichung für Ombudspersonen entwickelt, die einen sehr guten und breiten Überblick über die Ombudsarbeit in der Wissenschaft gibt, die „OBUA Toolbox“

Handreichung für Ombudspersonen des Netzwerk der Ombudsstellen in der Wissenschaft

Link zur Handreichung