Coaching von Promovierenden

Warum Promotionscoaching wichtig ist

Hier möchte ich mal Stellung in eigener Sache zum Thema „Coaching und Promotion oder auch direkt Promotionscoaching“ beziehen. Impuls für diesen Beitrag war übrigens die Aussage eines Professors, dass er „Kommerzieller Promotionsberatung“ skeptisch gegenüberstünde. Eigentlich (!) sei Beratung und Unterstützung von Promovierenden  die Aufgabe von Hochschulen. Gleichwohl wisse er aber auch, dass Hochschulen eine umfassende Unterstützung von Promovierenden oft nicht leisten (können). 

Die Nachfrage nach Coaching von Promovierenden zeigt allerdings den Bedarf an Promotionscoaching jenseits der fachlichen Promotionsberatung durch die Promotionsbetreuung. Diesen Bedarf decken viele Hochschulen nicht ab. Promovierende benötigen Unterstützung, um die Herausforderungen der Promotion besser zu bewältigen. Das hat viele Gründe, die sich durch das Wissenschaftssystem, fehlende Zeit der Betreuenden und finanzielle Probleme der Promovierenden ergibt.  

Fakt ist: Promovierende stehen vor erheblichen psychischen Herausforderungen. Psychische Probleme z.B. Depression sind als Krankheit bei Promovierenden bekannt. Dieses ist keine neue Erkenntnis, bereits 1974 wurde ein Bericht zur Gesundheit von Pomovierenden in Berkeley veröffentlicht. Aktuell werden Daten zu Promovierenden erhoben, wer noch mitmachen oder sich informieren möchte, bitte hier entlang: https://www.nacaps.de/teilnahme/index_html#nutzen

Die Beratung von Promovierenden ist ein Stiefkind der Doktorand*innenausbildung

Die Aufmerksamkeit von Politik/Hochschulpolitik, bezüglich der Ausbildung des Wissenschaftlichen Nachwuchses steigt schon seit den späten 1980er/frühen 1990er Jahren. Zu dieser Zeit wurden die ersten DFG-Graduiertenkollegs besetzt. Bereits vor der Exzellenzinitiative wurden neben den fachspezifischen DFG-Graduiertenkollegs weitere, eher fachübergreifende Graduiertenprogramme für Promovierende, wie Graduiertenzentren, Graduiertenschulen eingerichtet.

Mit der Einführung von Graduiertenprogrammen ist neben der Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Finanzierung der Nachwuchsförderung, sowie die Personalausstattung für die Beratung von Promovierenden gestiegen. Allerdings profitiert nur ein Teil der Promovierenden von den Programmen, denn viele Promovierende sind gar nicht, oder nur zum Teil an diese Programme angebunden. So gibt es einerseits Promovierende, die sehr gut beraten und unterstützt werden und andererseits einen großen Teil von Promovierenden, die eher wenig unterstützt werden.

Beratung von Promovierenden: Fehlende Zeit, divergierende Ziele und hierarchische Beziehungen

Professorinnen und Professoren beraten Promovierende fachlich, beraten den Forschungsprozess inhaltlich, methodisch und in Bezug auf Theorien. Ebenfalls berät die  Promotionsbetreuung in u.U. zur Karriereplanung– allerdings meistens nur zur Planung der wissenschaftlichen- und weniger der Karriere außerhalb der Universitäten. Da aber wie seit dem Bundesbericht für den Wissenschaftlichen Nachwuchs (Buwin 2013 und 2017) bekannt ist, fünf Jahre nach der Promotion 80% der Promovierenden die Hochschule verlassen haben (nicht zuletzt wegen der prekären Situation des wissenschaftlichen Mittelbaus), wäre auch eine Karriereberatung für den Weg aus der Hochschule heraus sinnvoll.

Durch die asymmetrischen Beziehung zwischen Promotionsbetreuung und Promovierenden bleibt das Thema professionelle Promotionsberatung über die inhaltliche Beratung des Promotionsthemas hinaus, für viele Promovierende eine ferne Hoffnung. Ebenfalls kann ein Problem auch das familiäre Verhältnis in der Promotionsbetreuung werden (Doktorvater – Doktormutter). Das Problem in der Beratung durch die Promotionsbetreuung ist vielfach die hierarchische Abhängigkeit von Promovierenden, die oft gleichzeitig neben dem Promotionsverhältnis in einem Beschäftigungsverhältnis mit den Betreuenden stehen. Das bedeutet in der Praxis beispielsweise, dass Promovierende dazu ermutigt werden, mehr als das übliche Maß Projektarbeit zu leisten oder viele Lehraufgaben wahrzunehmen. Schließlich müssen in deutschen Hochschulen immer mehr Drittmittel beantragt – und Projektberichte produziert werden. Das geht dann schon mal zuungunsten der Promotionszeit und der Beratungszeit, die dann ggf. mal auf ein gespräch während des Mittagessens reduziert wird. Mangelnde Betreuung ist übrigens einer der Hauptgründe für den Promotionsabbruch.

Für Nachwuchswissenschaftler*innen ist es wichtig, über Zweifel an sich oder dem Beruf „Wissenschaft“, die Organisation der Arbeit, oder die Vereinbarkeit von Lehre, Familie, Doktorarbeit zu sprechen. Ebenfalls ist ein wichtiges Thema für Promovierende die Karriereplanung in der Wissenschaft bzw. aus der Wissenschaft hinaus. Für diese Beratung reicht oft die Zeit nicht, oder Promotionsbetreuende können oder wollen aus anderen Gründen diese Beratung nicht anbieten. Außerdem erschweren antagonistische Ziele von Betreuenden und Promovierenden eine neutrale Beratung. Beispielsweise möchten Professor*innen als Arbeitgeber ihre Promovierenden möglichst oft und flexibel in Forschungsprojekten und Lehre einsetzen – die Promovierenden dagegen haben ihre Dissertation, ihre Vereinbarkeitserfordermnisse und die Anforderungen der Karriereplanung, beispielswese Weiterbildungen z.B. Hochschuldidaktik, Projektmanagement sowie Publikationen und Konferenzbesuche auf ihrer Liste.

Eine Lösung: Promotionscoaching

Die Lösung für die wichtige und wirkungsvolle Beratung von Promovierenden kann ein ergänzendes Promotionscoaching sein. Da Promotionsberater und Promotionsberaterinnen sowohl über Feld- als auch über Beratungsexpertise verfügen, würden sie die Promotionsbetreuung wirkungsvoll ergänzen.

Wichtig für das kompetente, ergänzende, Coaching in der Promotion ist dabei die Auswahl der Promotionscoaches: Ideal ist es, wenn Promotionscoaches selbst promoviert haben und die Besonderheiten des Promotionsprozesses in allen Facetten kennen. Gut ist es darüber hinaus, wenn ein Promotionscoach über die Nähe zur Hochschule verfügt, z.B. eine Zeit lang in der Hochschule gearbeitet und geforscht hat, so dass die Strukturen der Hochschulen und der Wissenschaft bekannt sind. Auch die Expertise nationaler und internationaler Wissenschaftspolitik und Kenntnisse wissenschaftlicher Karrieren in und außerhalb von Hochschulen sind für ein Promotionscoaching hilfreich.

Bestenfalls sind Promotionscoaches auch in der Schreibberatung und ggf. im Bereich der Hochschuldidaktik ausgebildet. So können sie das (Beratungs-) Spektrum von Promotionsorganisation, Schreibcoaching und Karriereplanung abdecken.

Was kann nun externe Promotionsberatung /Promotionscoaching nicht leisten?

Promotionscoaching kann keine fachliche Beratung sein. Die inhaltliche Beratung ist und bleibt Aufgabe der Promotionsbetreuer/innen, die mit entsprechender Expertise beraten. Ebenso soll Promotionscoaching nicht ohne Absprache aller Beteiligten in Betreuungsprozesse eingreifen. Promotionscoaching kann Promotionsbetreuung niemals ersetzen! Promotionsbetreuende verfügen über ein spezielles Fachwissen und besondere Feldkenntnisse. Durch ihre Netzwerke können sie Promovierende in besonderer Weise unterstützen. Das betrifft die Karriereplanung, Beteiligung an Publikationen, Networking und Beratung. Diese fachlichen Netzwerke können externe Berater/innen nicht bieten.

Promotionsbetreuung und Promotionscoaching sollen sich ergänzen

Externes Promotionscoaching durch professionelle Promotionsberaterinnen und Promotionsberater kann Hochschulen und Promotionsbetreuer/innen entlasten. Indem die fachliche Promotionsbetreuung durch eine externe Strategie und Karriereberatung  für die Promotionsphase ergänzt wird, können Promovierende umfassend, einerseits fachlich und im Hinblick auf die Arbeitsorganisation beraten werden.

Optimal wäre beispielsweise eine begleitende (kollegiale) Beratung, neben dem Doktorand*innenkolloquium. Hier könnten Themen wie Zeit- und Selbstmanagement, Schreibcoaching, Selbstmarketing und Networking, Vortrags- und Präsentationscoaching, Karriereplanung (vor allem aus der Wissenschaft heraus) beraten werden.

Besonders in Konfliktfällen und bei Motivationstiefs könnte externe Promotionsberatung auch im Sinne der Promotionsbetreuung unterstützen. Sinnvoll wäre auch eine Supervision für Promotionsbetreuer/innen. Das könnte ebenfalls durch externe Berater/innen geleistet werden.

Promotionscoaching ist Qualitätssicherung

Leider ist die Art und Weise der Promotionsbetreuung in vielen deutschen Universitäten ein Thema, dass weder Promotionsbetreuer/innen noch Promovierende glücklich macht. Hier geht viel Energie verloren, die sinnvoller eingesetzt werden könnte. Neben der fachlichen Betreuung wäre ein neutraler Blick von außen hilfreich, auch die eigene Promotionsbetreuung zu professionalisieren. Ich bin sicher, dass das Angebot einer (externen), neutralen Promotionsberatung / Promotionscoaching zahlreiche Promotionsprozesse beschleunigen würde. Dabei ist für eine nachhaltige Unterstützung und Beratung von Promovierenden die Zusammenarbeit zwischen Promotionsbetreuenden und Promotionscoaches eine Voraussetzung.

Ich meine übrigens nicht, dass Promotionsbetreuung immer schlecht ist oder überwiegend nicht funktioniert. Ich denke aber, dass viele Unsicherheiten, viele Fragen und ein großer Bedarf an Unterstützung besteht. Und das betrifft Promovierende und Promotionsbetreuende gleichermaßen. Diese Erkenntnis beruht auf vielen Beratungsgesprächen meiner über 15-Jährigen Beraterinnen-Tätigkeit, sowie dem regelmäßigen Austausch mit anderen Promotionsberatenden.

promotionscoaching
Jutta Wergen Online 1

Dr. Jutta Wergen

Du bekommst von mir hilfreiche Unterstützung in Deiner Promotionsphase. Ich habe in meinen Beratungen, meinen Coachings und Workshops, on-und offline, hilfreiche und passgenaue Coachinginstrumente und Tools entwickelt. 

Dabei lege ich den Fokus auf die praktische Umsetzung und die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit von Promovierenden.

Coachingzonen-Wissenschaft habe ich 2014 gegründet. Hier biete ich, mittlerweile mit einem Team Online-Kurse für Promovierende an.

Ich kenne das Feld der Wissenschaft seit vielen Jahren und kenne die Strukturen der Nachwuchsförderung sowie die Besonderheiten von Promotionen. Ich weiß daher, welche typischen (und untypischen) Probleme und Fragen Promovierende haben können und kenne und entwickle mit Promovierenden gemeinsam die individuell passenden Antworten und Lösungen.

Ich arbeite seit 2001 als Coach und Trainerin mit Promovierenden. Zunächst habe ich Graduiertenprogramme koordiniert, Weiterbildungen konzipiert und angeboten. Selbstverständlich habe ich dazu selbst verschiedene Aus-und Weiterbildungen absolviert.

Als Trainerin und Coach biete ich an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen für Promovierende Workshops und Coachings an.