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Eine Schreibgruppe ist eine gute Möglichkeit, die Dissertation kontinuierlich und motiviert voran zu bringen. In der Gruppe besteht zudem die Gelegenheit des Austausches und der gegenseitgen Unterstützung

Eine Schreibgruppe für die Promotion 

 Für viele Schwierigkeiten während des Schreibens ist eine Schreibgruppe eine gute Lösung. Schreibgruppen können aus 2 Personen bestehen, den sog. Schreibtandems, oder aber auch riesengroß sein. Manche Promovierende sind in einer einzigen Schreibgruppe, manche habe in der Promotionsphase auch mehrere Schreibgruppen, entweder zu verschiedenen Schreibzeiten oder in den verschiedenen Phasen ihrer Promotion. Wichtig für eine Schreibgruppe ist eine gute Organisation bzw. Moderation dieser Schreibgruppe.

Die Teilnehmenden unserer Online-Kurse oder der Schreib-Challenge von Coachingzonen sind oft überrascht und dann begeistert, weil eine Schreibgruppe sehr viel Energie und Motivation freisetzt.

 Anleitung für eine Promotions-Schreibgruppe

Ich habe mich mit den Organisator:innen und Moderator:innen einer Schreibgruppe für den Coachingzonen-Podcast unterhalten und gleich mal diesen Blogbeitrag dazu verfasst. Die Originalaussagen der Podcast-Gäste sind hier für die Lesbarkeit bearbeitet und kenntlich gemacht.

Gesprochen habe ich mit den Promovierenden, Zsófia Turóczy, Jacob Spanke und Christine Meyer, die mit einer Schreibgruppe erfolgreich schreiben. Das ganze Gespräch könnt ihr im Podcast 81 nachhören

Christine Meyer: Ich promoviere im Fach Humanmedizin mit dem Thema „Stress bei medizinischem Personal in der Notfallversorgung.“ Ich bin am Ende der Promotion und bin guter Hoffnung, dass ich 2021 einreiche.

Jacob Spanke: Ich promoviere im Fach VWL über die ökonomische Bedeutung von Sozialkapital. Also Vertrauen, Werten und Netzwerken. Und hoffe, dass ich im Sommer 2023 fertig bin. Vielleicht werde ich etwas später, oder auch etwas früher fertig. Ich versuche den Spaß bei der Sache nicht zu verlieren.

Zsófia Turóczy: Ich promoviere in der Kulturgeschichte zu Freimaurernetzwerken in Österreich-Ungarn und im Osmanischen Reich im 19 und am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ich bin auch in der letzten Phase meiner Promotion, ich schreibe meine letzten Kapitel. 

Eine Schreibgruppe finden

Eine passende Schreibgruppe zu finden kann ganz schön schwierig sein. Jacob berichtet, dass er länger gesucht hat, z.B. in verschiedenen Facebook-Gruppen, aber auch Schreibgruppen im Graduiertenzentrum besucht hat. Letztendlich hat er über die Facebookgruppe Schreibgruppe für Promovierende weitere Mitstreiter:innen gefunden – das allerdings auch erst im 3. Versuch.

Nachdem Jacob, Zsofia und Christine sich gefunden hatten und die Zeit zwischen 06:30 Uhr und 08:30 Uhr vereinbart hatten, nahm die Schreibgruppe Fahrt auf.

Christine Meyer: Ich erinnere mich noch an kurz nach Weihnachten. Ich war etwas erschrocken, als Jakob vorgeschlagen hat, dass wir um 6:30 Uhr schreiben und dann haben sich so viele angeschlossen.  6:30 Uhr ist jetzt gar nicht meine Zeit und jetzt bin ich wirklich um 6:30 Uhr mit dabei und kann sagen, dass ich als Eule trotzdem gerne morgens dabei bin, weil ich das Gefühl habe, dass wenn ich morgens an der Dissertation schreibe, dass das irgendwie einen größeren Effekt hat. Und es hilft zu wissen, dass um 6:30 Uhr mindestens 5 Leute da sind. Das hat einen doppelten Effekt. Und das erinnert mich auch an die Breakout Sessions von Coachingzonen bei der SchreibChallenge, die mich wirklich motiviert haben, da wo wir immer zusammengewürfelt in diesen kleinen Breakout-Rooms im Zoom waren. Und da war auch so diese Konstante, die sich daraus entwickelt hat und das ist ein gutes Commitment für die Dissertation.

Jacob Spanke: Wir haben inzwischen so einen harten Kern von Leuten, die regelmäßig dabei sind. Nicht jeden Morgen, aber die regelmäßig dabei sind von 15 bis 20 Leuten. Und wir treffen uns über Skype. Da sind dann je nach Tag immer so 6 bis 12 Leute dabei. Wenn wir mehr als 7 Personen sind, machen wir zwei Skype-Räume auf.

Was eine Schreibgruppe bringt

Schreibgruppen in der Promotion haben viele Vorteile. Zusammen zu schreiben setzt Energien frei und die Promovierenden schreiben motiviert an ihrer Dissertation. Zu wissen, dass man nicht alleine ist, hilft dann seht.

Christine Meyer: Der positive Nutzen der Schreibgruppe ist für mich der Perspektivwechsel, also einmal in Bezug, dass ich nicht alleine bin mit meiner Doktorarbeit, weg vom Einzelkämpfer-Gedanken hin zum Team-Gedanken Wir schreiben alle eine Dissertation obwohl wir so heterogen sind in der Fachdisziplin, haben wir alle das gleiche Ziel.

Ich bin z.B. die einzige Medizinerin in der Gruppe und für mich trotzdem gut aufgenommen und profitiere der Perspektive jedes einzelnen Gruppenmitglieds. Und in der Schreibgruppe bilde ich Soft-Skills, beispielsweise Moderation, wir lernen, wie man eine Gruppe organisiert und voranbringt.

Die Organisation einer Schreibgruppe

Es ist sinnvoll, den Ablauf einer Schreibgruppe zu planen, denn eine Schreibgruppe funktioniert gut, wenn sich möglichst alle Schreibenden in den Ablaufstrukturen zurecht- und wiederfinden. Außerdem minimieren Rituale und feste Abläufe Zeit- und Reibungsverluste.

Jacob Spanke: Wir haben verschiedene Sachen ausprobiert und manche wieder verworfen. Im Moment haben wir einen Facebook Verteiler und einen Telegram-Verteiler. Zur Verwaltung haben wir ein gemeinsames Trello Board. Da wird informiert oder geworben. Dann haben wir ein Orga-Reflexions-Treffen. Also einerseits die Wochen-Reflexion über unsere Diss und über unseren Prozess, andererseits auch eben mehr Orga-Sachen und da besprechen wir sowas wie die Bildung spezieller Gruppen. Beispielsweise haben wir seit anderthalb Monaten eine Präsentations-Gruppe, wo man Präsentationen üben kann. Und wenn wir so ein Format einführen wollen, dann besprechen wir das am Sonntag und besprechen dann auch, wer dafür zuständig ist und was wir dafür brauchen.

Zsófia Turóczy: Wir bieten quasi den Rahmen und die Struktur an. Also wir sind da. Es gibt einen harten Kern, der quasi immer da ist. Das sind die Moderatorinnen. Und wir haben unsere Skype Räume. Wir haben die festen Zeiten, wo die Leute einfach wissen, es ist immer jemanden da. Und wer eine Pause braucht, macht eben eine Pause.

Die Schreibgruppe als sozialer Raum

Christine Meyer: Und das ist nicht nur ein Raum, wo wir gemeinsam quasi einander motivieren und alleine aber durch gemeinsames Schreiben, sondern das ist mittlerweile räumlich ein sozialer Raum geworden. Wenn wir Probleme haben. Also wir haben glaub ich mittlerweile alle erkannt, auch wenn wir aus unterschiedlichen Disziplinen kommen. Aber der Prozess des Promovierende ist dann doch irgendwie das gleiche. Also die Probleme, die auftreten, die ja diese Achterbahn mit der Motivation, Schreibblockaden oder Erfolge und die Erfolge feiern wir zusammen.

Der Ablauf der Schreibzeit

Feste Abläufe geben Sicherheit und den Raum für störungsfreies Schreiben. Diese Abläufe und Regeln sollten allen Schreibenden bekannt sein, beispielsweise wann die Zeit für Schreiben ist und wann auch Zeit für gemeinsamen Austausch ist.

In Schreibgruppen, die in Pomodoro-Einheiten organisiert sind, kann man beispielsweise einen Timer für alle stellen. Aber auch andere Organisationsformen von Schreibgruppen sind möglich

Jacob Spanke: Es ist bei uns so, dass jeder reinkommt das eigene Schreibziel formuliert. Dann starten wir.  Nach 50 Minuten Schreibzeit machen wir eine Zwischenbilanz. Was hat gut geklappt? Was nicht? Wo stehe ich jetzt gerade? Dann wird das neue Ziel definiert und es geht dann in die zweite Arbeitssitzung.

 Die Größe einer Schreibgruppe

Wie groß eine Schreibgruppe ist, ist weniger wichtig als die gute Organisation und die Einhaltung der vereinbarten Regeln. 

Zsófia Turóczy: Wir definieren kurz unsere Ziele und dann haben wir das jetzt so eingeführt, dass wir die Gruppe teilen. Und wir haben mittlerweile zum Beispiel sonntags um 15:00 Uhr nochmal so eine Schreib Sitzung und es gibt ein, zwei Leute, die eher Eulen sind und gerne abends schreiben möchten. Also dann suchen wir eigentlich auch noch quasi Leute, die die gerne abends schreiben möchten.

Schreibgruppen zu verschiedenen Fachgebieten

Interdisziplinäre Schreibgruppen funktionieren gut und durch den fachlichen Perspektivwechsel und den Blick auf andere Disziplinen und Schreibpraxen lernen die Schreibenden dazu. Trotzdem kann es auch von Vorteil sein, fachspezifische Schreibgruppen zu gründen. Neben dem Austausch über das Schreiben kann dann auch fachspezifischer Austausch und gegenseitige, fachliche Unterstützung erfolgen

Schreibgruppen: Nicht nur Vorteile

 Zsófia Turóczy: Die Schreibgruppe ist letztendlich auch ein Balanceakt gerade für diejenigen, die vergleichsweise viel Energie in die Organisation reinstecken und dadurch die Gruppe auf ihren Schultern tragen. Ich meine damit, wenn wir zu viel Zeit mit Orgakram verbringen, und zwar sagen können, dass die Gruppe wächst und sich weiterentwickelt, unsere Promotion jedoch auf der Strecke bleibt, dann hat die Schreibgruppe ihr eigentliches Ziel für uns verfehlt. Das ist glaube ich, auch ein wichtiger Punkt, den man sich bei aller Motivation immer vor Auge führen soll.

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