Das Buch, das John Brockman herausgegeben hat, „Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand?“ könnte Dir dabei helfen, Deine Dissertation auch un-perfekt einzureichen, denn es zeigt eindrucksvoll, dass alle wissenschaftlichen Ideen früher oder später widerlegt werden. Also brauchst auch Du mit Deiner Dissertation keine Forschungsergebnisse vorweisen, die für Alles und für immer gelten!

Produziere wissenschaftliche Ideen!

Das Buch, das John Brockman herausgegeben hat, „Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand?“ könnte Dir dabei helfen, Deine Dissertation auch un-perfekt einzureichen, denn es zeigt eindrucksvoll, dass alle wissenschaftlichen Ideen früher oder später widerlegt werden. Also brauchst auch Du mit Deiner Dissertation keine Forschungsergebnisse vorweisen, die für Alles und für immer gelten!

Nachdem ich zunächst das Buch vorstelle, führe ich drei Gründe auf, warum und wie Dich dieses Buch zur Abgabe deiner Diss motivieren kann!

Produziere wissenschaftliche Ideen, damit sie widerlegt werden können, denn das führt zu nachhaltigem, wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn!

Das ist das Buch: Brockmann, John:  Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand? Die führenden Köpfe unserer Zeit über die Ideen, die uns am Fortschritt hindern. Fischer Verlag. 2016

Dieses Buch räumt mit alten, wissenschaftlichen Ideen auf. Geschrieben ist es von Experten und Expertinnen, die sich mit den wissenschaftlichen Ideen auskennen müssen, denn die meisten sind renommierte Forscher und Forscherinnen der jeweiligen Disziplinen.

Zum Buch:

Bei manchen Ideen wusste ich gar nicht, dass es sie mal gegeben hat, zum Beispiel „Die Theorie von allem“ (Physik). Andere Ideen würde ich eher zum Allgemeinwissen zählen, zum Beispiel die Idee, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt (S. 488), wissenschaftlicher Fortschritt nicht immer gut ist (S. 421) und das es bereits vor dem Urknall etwas gab. Außerdem ist wahrscheinlich allgemein bekannt, dass Raketenforscher, bzw. die Raketen-Wissenschaft ein Klischee ist. Widerlegt wurde diese Idee übrigens von einer Ethnohistorikerin. Immerhin weiß ich nun, dass es Ethnohistorikerinnen gibt und ahne, was Ethnohistorikerinnen so tun.

Gut gefällt mir, dass viele Ideen zunächst einmal allgemein verständlich erklärt, um dann ebenfalls allgemein verständlich widerlegt zu werden, wie zum Beispiel die Idee des Universums. Das Universum gibt es nämlich gar nicht, stattdessen wird es als „Fülle von Galaxien“ und „Multiversen verschiedener Typen“ wissenschaftlich gehandelt. Wobei mir im spirituellen Sinne der Glauben an „das Universum“ hoffentlich erhalten bleibt!

Von manchen Ideen, die in dem Buch widerlegt werden, habe ich aber noch nie etwas gehört. Beispielsweise schon einmal etwas von „Stationarität“ gehört? Die Wahrscheinlichkeitsverteilung eines Zufallsereignisses ist zeitunabhängig. Na ja gut, das habe ich irgendwie nicht so richtig verstanden. Irgendwie ahne ich nur, dass zwischen zwei Jahrhundertsommern kein Jahrhundert liegen muss. Und dass man „Stationarität“ in der Versicherungs-branche braucht, um Versicherungsbeiträge und Schadens-Risiken zu berechnen. Glaube ich.

Zu Wort kommen in dem Buch Physiker, Philosophen, Anthropologen, Psychologen, Entwicklungspsychologen, Psychopathologen, Familienforscher, Mediziner, Klimaforscher Medienforscher, Soziologen Neurowissenschaftler, Astronomen, Linguisten, Chefquerdenker (steht da wirklich), Verhaltensbiologen, Mathematiker, usw.

Ich nutze übrigens hier absichtlich die männliche Form, da in dem Buch fast fünfmal so viele Männer wie Frauen zu Wort kommen. Ich schätze und hoffe, dass die Idee, dass Wissenschaft hauptsächlich männlich ist, schon in Kürze widerlegt wird.

Hat man das Buch erst einmal anfangen zu lesen, kann man es kaum aus der Hand legen, so interessant ist es. Beispielsweise wie die Idee des Intelligenzquotienten widerlegt wird (nichts Natürliches), die Plastizität des Gehirns, die Idee einer rechten und einer linken Gehirnhälfte, oder die String-Theorie, deren Beweise mein Freund Dr. Dr. Sheldon Cooper immer noch sucht.

Was dieses Buch für die Nachwuchswissenschaftler*innen tun kann:

Es ist eben so, dass wissenschaftliche Ideen immer mal wieder in den Ruhestand geschickt werden. Immer dann, wenn es neue Ideen, neue Beweise, neue Theorien gibt, führen diese auch zu neuen Erkenntnissen. Dieses Buch ist ein Beleg dafür, dass es in der Wissenschaft stetig neue Ideen gibt. Alleine in diesem Buch sind 174 neue Ideen beschrieben (diese Zählung habe ich selbst vorgenommen, kann sein, dass ich mich geringfügig verzählt habe).

Das Buch ist also ein Hinweis darauf, dass jeder „alten Idee eine oder mehrere neue Ideen gegenüberstehen“. Diese werden von Wissenschaftlern gefunden, beschrieben und wissenschaftlich relevant beforscht und belegt.
Das ist nichts Anderes, als das, was Promovierende auch tun! Sie finden Forschungslücken, entwickeln neue Ideen und stellen alte Ideen in Frage.

Darum kann dieses Buch in dreierlei Hinsicht als Motivationshilfe für die eigene Promotion hinzugezogen werden:

Durch die Lektüre des Buches wird folgendes deutlich:

  1. Wissenschaft dient dazu neue Ideen zu finden! Nur zu
  2. Es ist in Ordnung, Ideen zu widerlegen und zu den eigenen Ergebnissen zu stehen, auch wenn Sie nicht unbedingt Allen gefallen. Nur Mut!
  3. Auch Deine Idee, die Du in der Promotion (oder danach) entwickelst, ist ein Teil des großen Ganzen, ein Teil eines wissenschaftlichen Prozesses. Darum ist es völlig in Ordnung, dass andere Wissenschaftler Kritik an Deiner Forschung äußern. Ideen zu prüfen und zu kritisieren ist eben auch ein Teil eines wissenschaftlichen Prozesses. Nur so gibt es auch wissenschaftlichen Fortschritt und Du bist mit Deiner Promotion ein Teil davon! Kritik ist unvermeidbar – halte sie aus!

Ich empfehle dieses Buch also allen Promovierenden, die sie sich fragen, was sie da eigentlich tun. Ebenfalls für alle Promovierenden, die sich fragen, ob das, was Sie da tun, irgendeinen Sinn ergibt. Und vor allem für diejenigen, die sich nicht trauen, zu ihren eigenen Ergebnissen zu stehen.

Wissenschaft ist immer ein Prozess, der neue Erkenntnisse hervorbringt, die irgendwann wieder alt sind und widerlegt werden.

Spätestens mit der Veröffentlichung Deiner Forschung, Deiner Dissertation, bist Du ein Teil dieses Prozesses. Das ist gut so!

Produziere wissenschaftliche Ideen! Auch eine Dissertation ist Teil des Produktionsprozesses des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Kritik an der Idee ist Teil des Prozesses.

Das ist das Buch: Brockmann, John:  Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand? Die führenden Köpfe unserer Zeit über die Ideen, die uns am Fortschritt hindern. Fischer Verlag. 2016. 

 

Die Da-Vinci Formel für Promovierende