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Online in der Wissenschaft erfolgreich werden:

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Einstieg

Online in der Wissenschaft erfolgreich werden: Susanne Geu, Coach für digitale Wissenschaftskommunikation, gibt in ihrem Gasttbeitrag Tipps, wie Du Deine Onlinepräsenz als Wissenschaftler*in stärken kannst.Sie schlägt 6 wichtige Schritte vor, mit denen Wissenschaftler*innen sich im Netz professionell darstellen können.

Immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind heute in den sozialen Medien präsent – und das ziemlich erfolgreich! Sie bloggen, diskutieren auf Twitter  über ihre Forschung oder zeigen auf Instagram ihren Laboralltag. Sie erreichen damit hunderte oder tausende von wissenschaftsbegeisterten Menschen. Sie werden als Expert*nnen wahrgenommen, erhalten Interviewanfragen oder überwältigende Unterstützung für ihre Crowdfunding-Kampagne auf sciencestarter.de.

6 Schritte, wie Du Deine Online-Identität als Wissenschaftler*in planen kannst:

Was auf den ersten Blick einfach und spontan aussieht, bedeutet hinter den Kulissen oft harte Arbeit. Arbeit, die sich lohnt! Denn eine professionelle Online-Identität kann Deinen beruflichen Erfolg maßgeblich beeinflussen. Aus diesem Grund solltest Du Dir eine Strategie zurecht legen, wie Du – neben Deiner Promotion – im Netz aktiv sein und erfolgreich Kontakte knüpfen kannst. Im folgenden Text teile ich sechs wichtige Schritte mit dir, die Dir dabei helfen, Deine persönliche Online-Erfolgsstrategie zu entwickeln.

Schritt 1: Formuliere Dein Ziel!

Überlege Dir, wo Du beruflich (und auch persönlich) stehst und wo Du hin möchtest. Was möchtest Du erreichen? Wenn Dich Deine anfängliche Begeisterung verlässt, das Bloggen zur lästigen Pflicht wird oder Du Dich uninspiriert fühlst, brauchst Du ein Ziel vor Augen, das Dich Tag für Tag aufs Neue motiviert. Denn um online erfolgreich zu sein, dauert es im Schnitt ein bis zwei Jahre.

Formuliere Dein Ziel so konkret wie möglich und halte es schriftlich fest. Schreib nicht nur: „Ich möchte dauerhaft in der Wissenschaft bleiben“, sondern „Ich werde 2021 die Professur für Pädagogische Psychologie an der Uni Hamburg innehaben“ oder „Ich werde in 2 Jahren mit wissenschaftlichen Infografiken und Workshops einen Jahresumsatz von 40.000 Euro machen.“

Schritt 2: Konkretisiere die Zielgruppe!

Wen möchtest Du erreichen? Wenn Du Dein Ziel glasklar vor Augen hast, dann mach Dir darüber Gedanken, welche Menschen Du auf Deinem Weg von Dir überzeugen musst. Sind es andere Wissenschaftler*innen, Drittmittelgeber*innen oder Journalist*innen? Sei auch hier so spezifisch wie möglich. Die „Öffentlichkeit“ ist keine Zielgruppe – niemals. Investiere Zeit in Deine Analyse. Wenn Du dann zum Beispiel herausgefunden hast,  dass Du Kolleginnen und Kollegen der Psychologie und Erziehungswissenschaft auf Deine Forschung aufmerksam machen möchtest, gehe noch einen Schritt weiter.

Charakterisiere diese Personen in ihren Merkmalen. Dazu überlegst Du Dir eine typische Stellvertreter*n Deiner Zielgruppe, gibst ihr einen Namen, ein Gesicht und eine Funktion. Wie alt ist er oder sie? Wie könnte sein oder ihr Werdegang aussehen? Was macht diese Person in ihrem Privatleben? Wenn Du die Ziele, Verhaltensweisen und Erwartungen Deiner Zielperson kennst, hat das entscheidende Vorteile. Du kannst Sprache und Ansprache, die Komplexität Deiner Inhalte, Deine (Selbst-)Darstellung und Deine Kanalauswahl genau auf Deine Zielgruppe hin ausrichten.

Schritt 3: Bestimme das Thema und die Inhalte

Beantworte für Dich die Frage nach Deinem Thema und Deinen Inhalten, die Du darstellen möchtest.  Dein Thema ergibt sich vielleicht schon aus Deinem Fachgebiet. Frag Dich, wofür Du Dich innerhalb Deines Themas begeisterst und worüber Du immer wieder reden und schreiben kannst. Vergiss neben Deinen wissenschaftlichen Fähigkeiten auch Deine anderen Talente nicht. Wenn Du gut zeichnen kannst oder gerne moderierst, kann Dir das bei der Darstellung Deiner Inhalte helfen.

Schau Dir Dein Thema aber vor allem aus der Sicht Deiner Zielgruppe an. Dein Thema muss für Deine Leser*innen und Zuhörer*innen relevant sein. Deine Inhalte sollten gleichermaßen erkenntnisbringend und unterhaltsam sein. So kannst Du sicher sein, dass Deine Leser*innen wiederkehren und Dich sogar weiterempfehlen.

Schritt 4: Prüfe deine Ressourcen

Jetzt ist es Zeit, über Deine Ressourcen nachzudenken. Wie viele Stunden kannst Du pro Woche in Deine Online-Aktivitäten investieren? Sei realistisch und plane täglich ein kleines Zeitfenster ein, in dem Du Dich um Deinen Blog oder deine Online-Profile kümmern möchtest.

Mach eine Bestandsaufnahme und notiere Dir, wo Du vielleicht schon in der Vergangenheit aktiv warst. Bist du bereits bei XING oder LinkedIn? Hast Du eine alte Website, die Du neu aufleben lassen kannst? Könntest Du Deinen privaten Instagramaccount in ein Businessprofil umwandeln? Der Vorteil ist, dass Du nicht ganz von vorne anfangen musst, sondern bereits vorhandene Ressourcen weiter entwickeln kannst.

Zum Thema Ressourcen gehören auch besondere Fähigkeiten. Das sind Dinge, die Dir leicht fallen und die Dir dabei helfen, Content zu erstellen oder administrative Aufgaben schneller zu erledigen. Wenn Du Photoshop in- und auswendig kennst oder hervorragende Projektmanagementkenntnisse besitzt, solltest Du diese Ressourcen in Deine strategischen Überlegungen einbeziehen.

Schritt 5: Wähle Deinen Kommunikationskanal

An dieser Stelle wird es gleichzeitig spannend und komplex. Du kennst Dein Ziel, Deine bevorzugte Zielgruppe, das Thema, mit dem Du assoziiert werden möchtest und weißt, welche Ressourcen Dir zur Verfügung stehen. Jetzt musst Du Dich entscheiden, WAS Du zeigst und auf welchem KANAL Du agieren möchtest.

Egal wofür du dich entscheidest, bedenke, dass soziale Netzwerke kommen und gehen (können). Falls Twitter, Facebook, Instagram oder eines der anderen Netzwerke einfach abgeschaltet werden, sind im schlimmsten Fall alle Deine Inhalte mit verschwunden. Ein Blog sollte daher die Basis all Deiner Online-Aktivitäten sein. Hier kannst du Blogposts erstellen, Videos einbinden, Referenzen sammeln oder einen Newsletter anbieten. Die sozialen Netzwerke dienen dazu, Deine Inhalte zu streuen und mit Deinen Followern darüber zu sprechen.

Sammle Ideen für Posts und Beiträge: zum Beispiel Geschichten zu Deinem Leben als ForscherIn im Labor, News über die Ergebnisse Deiner Studie, Deine Meinung über spannende Paper oder Aufrufe zur Unterstützung: „Ich forsche gerade an XY und brauche Informationen über….“

Entscheide, ob Du diese Ideen in Form von Blogbeiträgen oder als Video oder Podcast aufbereiten willst. Und lege dann fest, welcher Social-Media-Kanal zu Deinen Inhalten und Deiner Zielgruppe passt. Beginne zunächst mit einem Kanal, statt Dich auf zwei oder drei gleichzeitig zu konzentrieren. Das ist für den Anfang genug Arbeit.

Schritt 6: Beobachte Deine Erfolge

Der letzte Schritt kommt erst ins Spiel, wenn Du ein bereits paar Wochen online aktiv warst. Schau Dir an, welche Maßnahmen und Beiträge besonders erfolgreich waren. Nur so kannst Du Dich weiterentwickeln und verbessern.

Erstelle für den Anfang eine einfache Excel-Tabelle und schreibe Dir z.B. an jedem 1. des Monats die Anzahl Deiner Beiträge und die damit verbundene Zahl Deiner Follower und Likes auf. Notiere auch, welche Beiträge besonders häufig kommentiert wurden und analysiere, wovon sich Deine Leser*innen oder Zuhörer*innen besonders angesprochen gefühlt haben. Um den Traffic auf Deinem Blog im Auge zu behalten, kannst Du Google Analytics nutzen, musst jedoch vorher den Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung unterzeichnen.

Blogs zur Inspiration

Wenn Du noch etwas Inspiration brauchst, um selbst aktiv zu werden, findest Du hier eine kurze, alphabetisch sortierte Liste von WissenschaftlerInnen, die mit ihrem Blog oder Podcast oder auf Twitter und Instagram erfolgreich sind.

@andereLampe (Physiker und Biochemiker André Lampe twittert über Mikroskopie, Laser und Wissenschaftskommunikation.)

chemreporter.de (Chemiker Marco Körner bloggt auf „Der chemische Reporter“ über Chemie im Alltag und News aus der Forschung.)

jule-schreibt.de (Psychologin Jule Specht verbindet auf ihrem Blog private Anekdoten mit Erkenntnissen der Persönlichkeitsentwicklung.)

minkorrekt.de (Reinhard Remfort und Nicolas Wöhrl betreiben den erfolgreichen Podcast „Minkorrekt“.)

phdlog.de (Kommunikationswissenschaftlerin Susann Kohout wagt ein Selbstexperiment und begleitet ihr Streben nach dem PhD auf ihrem neuen Blog.)

@reatsearcher (Gesundheitspsychologin Laura König dokumentiert auf Instagram ihr #phdlife.)

Susanne Geu ist Coach für digitale Wissenschaftskommunikation. Sie unterstützt WissenschaftlerInnen dabei, erfolgreich digital zu kommunizieren und vermittelt, wie eine professionelle Social-Media-Präsenz aussehen muss, um als ExpertIn im eigenen Fachgebiet  wahrgenommen zu werden. Sie hat einen Magister in Erziehungswissenschaft und Französisch und sich mit einem berufsbegleitenden Master auf Wissenschaftsmarketing spezialisiert. Auf ihrem Blog gibt Susanne Tipps zu den Themen Social Media, Online-Sichtbarkeit, digitales Selbstmarketing und Bloggen. Das Workbook „In 5 Schritten zu deiner Blog-Strategie als WissenschaftlerIn“ gibt es kostenlos als Download.