Du hast keine Lust mehr auf irgendwelche schlauen Sprüche, Tipps von erfolgreich Promovierten, von den anderen aus Deinem Kolloquium oder von Denen, die sowieso keine Ahnung haben. Du willst auch keine Workshops mehr bei irgendwelchen Coaches und Trainerinnen, die Dir zeigen, wie man sich selber motiviert, was Dir dann vielleicht drei Tage lang gelingt und dann auch schon wieder vorbei ist?

Wahrscheinlich bist Du schon Meister oder Meisterin von Vermeidungsstrategien geworden und vielleicht überlegst Du auch dann und wann, etwas ganz anderes zu machen – raus aus der Wissenschaft, irgendetwas Kreatives oder irgendwas mit Handwerk…

Kannst Du Deine Dissertation nicht mehr sehen?

Der Schreibtisch ist der schlechteste Ort und Du kannst Deine Dissertation nicht mehr sehen? Und Lust daran zu arbeiten hast Du schon lange nicht mehr? Dumm ist nur, dass Dich hin und wieder das schlechte Gewissen plagt…

…und vor allem, dass es ökonomisch nicht sinnvoll wäre, jetzt die Promotion abzubrechen, denn für einen Promotionsabbruch hast Du schon viel zu viel investiert. Außerdem, was sollen denn die anderen denken, und wie wird sich das anfühlen, eine Versagerin oder ein Versager zu sein?
Zuerst möchte ich Dir sagen: „Ja, Du hast recht!“ Eine Promotion ist wirklich eine große Herausforderung.

Vielleicht liegt es daran, dass die Promotion lange Zeit in Anspruch nimmt oder auch daran, dass irgendwelche Probleme, zum Beispiel inhaltliche Probleme, Probleme der Promotionsbetreuung oder aber auch familiäre oder berufliche Vereinbarkeitsprobleme nicht gelöst sind. Vielleicht ist es aber auch so, dass Du viel zu viel zu tun hast und Dir mit der Promotion auch ganz schön viel, vielleicht zu viel Arbeit aufgebürdet hast. Aber, woran das liegen könnte, soll jetzt hier gar nicht das Thema sein.
Auch die Frage, Promotionsabbruch ja oder nein, wird hier jetzt nicht behandelt.

Motivation zur Promotion weg – was tun?

Hier möchte ich Dir ein paar Tipps geben und aufführen, was Dir helfen könnte, wenn Du überhaupt keine Lust mehr auf Deine Dissertation hast und wenn es Dir nicht gelingt, am Schreibtisch zu verweilen.

1. Bleibe Deinem Ziel verbunden

Auf einem langen Weg, wie es die Promotion einer ist, ist es mitunter schwierig, das Ziel im Blick zu behalten. Und so kann es auf dem Weg schon einmal vorkommen, dass man nicht mehr weiß, wohin man eigentlich wollte. Darum macht es Sinn, das Ziel in den Fokus zu nehmen. Um das zu tun, gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise könntest Du ab und zu daran denken, wie es wäre, fertig zu sein. Wie würde sich das anfühlen und was wäre dann geschafft. Überlege, welche Ergebnisse Du herausgefunden hättest und wer, außer Dir, von Deiner Arbeit profitieren würde. Für wen schreibst Du Deine Arbeit, und was würde sich ändern? Warum hast Du eigentlich mit einer Promotion begonnen und was wolltest Du damit?
Mach Dir ein konkretes Bild von Deinem Ergebnis! Das kannst Du wirklich als konkretes Bild machen, z.B. malen oder eine Collage anfertigen, oder einen passenden Satz formulieren, den Du als Bildschirmschoner oder mit dem Bild als Bildschirmhintergrund an Deinem Computer verwenden könntest.

2. Behalte Deine Erfolge im Blick

Wenn Du überhaupt keine Lust mehr auf Deine Arbeit hast und es Dir schwer fällt, Dich an den Schreibtisch zu setzen, könnte es so sein, dass Du nicht wahrnimmst, was Du schon geschafft hast. Wahrscheinlich hast Du nicht daran gedacht, Dich an Deinen Erfolgen zu erfreuen und an dem, was Dir einmal Spaß gemacht hat. Blick auf das zurück, was Du bis jetzt geleistet hast. Mache Dir eine Positiv-Liste. Führe alles auf, was Du bis jetzt herausgefunden und geleistet hast. Nimm ruhig auch kleine Dinge in den Blick und zähle jede Hürde auf, die Du schon überwunden hast. Das führt dazu, dass Du Dich besser fühlst und wieder Lust hast, noch mehr Erfolge zu produzieren. 

3. Finde den Grund für Deine Unlust heraus und werde aktiv!

Die meisten Promovierenden haben Ihre Gründe dafür, keine Lust auf die Arbeit an der Dissertation zu haben. Meistens befinden sie sich gerade in einer Krise, z.B. weil die Finanzierung der Promotionsphase wackelt, es Unstimmigkeiten im Forschungsprojekt gibt, Unklarheiten über Inhalte oder im Kontakt zur Promotionsbetreuung bestehen, z.B. nach einem Feedback.
Wichtig ist, dass Du Dir bewusst bist, woran Deine Unlust liegt. Falls es dafür einen guten Grund gibt, kannst Du diesen bearbeiten. Vielleicht hilft Dir ein klärendes Gespräch, eine professionelle Beratung oder ein Coaching oder gar der Onlinekurs „Projekt-Promotion“?

4. Schaffe Dir einen leichten Einstieg.

Wenn Deine Unlust dadurch ausgelöst wird, dass Du den Anfang nicht findest oder nicht in das Thema kommst, baue die Einstiegshürde ab.
Das kannst Du tun, wenn Du Dir zum Ende der letzten Arbeitseinheit eine Liste machst, was als nächstes zu tun ist. Ebenfalls wirksam ist es, den Arbeitsplatz vorher, z.B. am Abend schon aufgeräumt und vorbereitet zu haben. Ein guter Trick ist es, die Arbeit vorher noch nicht ganz zu beenden, damit Du nicht wieder bei null beginnst. Gemeint ist, dass Du noch ein wenig Text am Ende des Absatzes/Kapitels übriglässt, so dass Du zu Beginn der neuen Arbeitseinheit gleich starten und die Arbeit beenden kannst und Du im Anschluss einen neuen Absatz oder ein neues Kapitel schreiben kannst.

5. Verbünde Dich mit anderen – Gründe eine Schreibgruppe

Bilde eine Schreibgruppe oder eine Promotionsgruppe, bzw. ein Erfolgsteam. Das kann auch eine virtuelle Gruppe sein, die sich beispielsweise über Skype trifft. In Deiner Schreibgruppe kannst Du Themen Deiner Arbeitsorganisation besprechen und Ihr könntet individuelle Aufgabenpakete vereinbaren. So motiviert Ihr Euch gegenseitig und vor allem könnt Ihr Eure Selbstdisziplin steigern indem ihr Euch Eure Fortschritte zeigt. Falls Du einmal eine selbst gesetzte Deadline nicht einhältst, solltest Du lieber herausfinden, woran es liegt, anstatt Dich selber mit Selbstkritik und Selbstzweifeln zu quälen.

6. Belohne Dich auch bei der Erreichung von Teilzielen.

Das Erreichen von Zielen muss unbedingt belohnt werden. Da Du in Deiner Dissertation nicht drei bis sechs Jahre auf die Belohnung warten kannst, belohne Dich auch dann, wenn Du kleinere Ziele erreichst. Wichtig ist allerdings, dass Du diese Ziele konkret formulierst. Das können geschriebene Zeilen, Absätze, Seiten, oder gelesene und analysierte/paraphrasierte Bücher sein. Das können aber auch Stunden sein, die Du fokussiert und konzentriert an Deinem Promotionsprojekt gearbeitet hast.
Auch freie Tage dürfen eine Belohnung sein!

7. Wenn gar nichts hilft – dann nimm Dir (bewusst) einen freien Tag!

Es gibt so Tage, da kann man seine Dissertation drehen und wenden wie man will, es hilft nichts. Kaum sitzt man auf dem Stuhl und hat drei Wörter geschrieben, ist man auch schon wieder abgelenkt, bei Facebook, YouTube, Scienceblogs, Spiegel.de, in irgendeinem Forum, taut den Kühlschrank ab oder putzt die Fenster. Halbwegs sinnvoll fühlt es sich an, wenn man auf einem Nebenschauplatz der Doktorarbeit gelandet ist, irgendwas recherchiert, Bücher bestellt oder einen bereits vorhandenen Absatz noch einmal anders formuliert.
Zufrieden macht das alles nicht und ich möchte hier einmal provokativ in den Raum stellen: Mach doch einfach einmal frei! Wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Ist einfach manchmal so. Du kannst Dich auf den Kopf stellen (vielleicht solltest Du das sogar) es läuft einfach nicht. Dann entspanne Dich einmal zwischendurch! Mache einfach einmal frei. Ob Du Dich über Stunden am PC quälst oder ob Du einfach spazieren gehst oder andere Dinge jenseits Deines Arbeitsplatzes tust, macht einen Unterschied. Manchmal musst Du Kraft tanken!

8. Und schließlich: Es muss auch schon mal ohne Lust gehen!

Ja, es darf auch einmal nervig sein. Und zur erfolgreichen Promotion gehört auch, sich zu überwinden und ab und an unlustig an der Dissertation zu arbeiten.
Es kann nicht immer reibungslos laufen, es läuft auch mal schlecht. Es ist so! Nur wer auch solche Zeiten bewältigt, kommt schließlich am Ziel an.

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